Samstag, 31. Juli 2010

Szenen einer Loveparade

Das ist unser Augenzeugenbericht. Jeder wird etwas anderes erlebt, gehört und gesehen haben. Es ist wichtig, dass die Menschen sich zu Wort melden, ihre Aussagen machen, ihre Fotos und Privatvideos zur Verfügung stellen, damit man sich ein Gesamtbild machen kann.

Mein noch 13jähriger Sohn teilte mir schon Wochen vorher mit: "Mama, ich gehe zur Loveparade um abzuraven". Er mag Technomucke. Mein Ältester, der keine Technomucke mag, sagte ihm: "Du glaubst doch wohl nicht, dass Mutti dich unbeaufsichtigt gehen lässt?!" Nein, das hat sie nicht. Meine ältere Schwester, die Massenveranstaltungen nicht besonders gerne mag, hat sich spontan Samstagmittag angeschlossen. Wir nennen sie die Gouvernante, weil ihr selten etwas entgeht. Wir verließen gegen 13.30 h das Haus.

Wir waren am Tunnel verabredet mit Freunden, die schon längst dort waren. Die Hintergrundkulisse hörte sich übers Handy bizarr an. Die Verständigung klappte schon ab ca. 14.00 h nicht mehr richtig. An der Koloniestraße stellten wir fest, dass die dort anwesenden Ordner und Polizisten nicht besonders gut informiert waren. Sie schickten die Leute von Pontius nach Pilatus. Es gab viele Irrwege. Die Sperrung der Straßen und Wege war u.E.keine gute Idee.

Wir gingen zur Grabenstraße und klebten fest an der Kreuzung Graben-, Kommandantenstraße. Wir sahen und hörten, wie Polizisten bespukt und beschimpft wurden. Muss man so miteinander umgehen?! Wundert Ihr Euch, wenn sie am Rad drehen (können)? An der Stelle standen Polizisten aus Aachen, sagten sie. Ich zog meine Brut raus und habe mich mit den PolizistInnen unterhalten. Sie gaben die Absperrung an der Kommandantenstraße frei für uns mit der Begründung, dass wir Anwohner seien. Dieser Straßenteilbereich war bestückt mit Polizeiwagen. Bei Penny und Kik kam man nicht durch. Der Bereich war hinten abgesperrt. Also wieder zurück mit einem Äugsenzwinkern an die verwunderten PolizistInnen aus Aachen. Es war eins der Probleme, dass viele Ortsunkundige im Einsatz waren und man ihnen offensichtlich vorher keinen Stadt- und Absperrungsplan zur Verfügung gestellt hatte oder sie haben sie nicht studiert?

Die Enge hatte sich in den wenigen Minuten, wo wir über den Parkplatz der Geschäfte liefen (dort standen auch Polizeibusse), aufgelockert. Wir liefen ein Stück und standen vor Ordnern mit hellblauen T-Shirts und der Aufschrift "Security". Ich sah viele "Kinder"gesichter unter ihnen. Ihnen fehlte die Erfahrung. Als ich die Absperrungen sah, habe ich gefragt, ob das Absperrungen seien oder Käfige? Ein Ordner, höchstens 18 Jahre jung meinte, dass erschiene mir nur so und ich meinte, ob die Stadt und der Veranstalter noch alle an der Latüchte hätten?

Wir wurden durchsucht wegen Glasflaschen. "Leider" fand man in unseren Rucksäcken nicht das "Befürchtete". Ich habe dem Ordner gesagt: "Wenn sie mir die Butterbrote zerquetschen, werde ich sauer". Seine Hände wurden sehr vorsichtig. Schokolade, Limonade, rote Schorle, Butterbrote, Mineralwasser, vier Flaschen Bier. Es waren alles Plastikflaschen. Mein Ältester hat ein Buch eingepackt. Das ist "typisch" für ihn. Mein Rucksack hat Seiten-, Vorder- und eine Zusatztasche im Innenbereich. Man hätte eine Menge durchschleusen können. Darauf habe ich einige Ordner aufmerksam gemacht. Hallo, durchsucht ihr richtig oder macht ihr gerade 'ne Luschennummer? Wie war das mit der Sicherheit? Sie waren hilflos und schlecht geschult. Ich glaube, man hat viele ein T-Shirt anziehen lassen und sie hurtig zu "Securitys" gemacht. Kostenersparnis? Dadurch sind doch Glasflaschen im Gelände gelandet. Das war aber nicht das Problem.

Wir kamen an den Tunnel Karl-Lehr-Straße. Es war sehr laut im Tunnel durch Trillerpfeifen, Vuvuzelas und hier übliche Fussballtröten. Mein Ältester ist von einem Mann dumm angemacht worden, der nicht mehr ganz nüchtern wirkte. Mein Jung' nahm meine Hand in die Seine. Den Typ habe ich eines besseren belehrt. Wir hörten nicht nur diese ätzenden Geräusche.Wir sahen die Wildpinkler. Ekelig. Könnten sich entsprechende Herren der Schöpfung das abgewöhnen? Polizisten und Ordner haben wir vor, im und hinter diesem Tunnel nicht gesehen. Meine Schwester hat meinen Süssen erblickt, der auf dem Weg zurück war und uns suchte. Unsere anderen Leutchen haben wir nicht mehr gefunden. Wir konnten uns nicht mit ihnen verständigen.

Wir gingen gegen 14.30 h die Rampe ohne Gedrängel entlang. Wir sahen, wie es da aussah. Schotter, Dreck, rechts waren Zäune hinter denen Polizisten und Polizeibusse platziert waren. Rettungskräfte sind uns dort nicht aufgefallen. Für das Parken ihrer Autos hätte ich Verständnis gehabt. Meine Kinder rückten immer näher an mich. Wir gingen durchs Gelände und fanden einen Platz an der Anhöhe rechts. Von da rechts von uns war das alte Güterbahnhofsgelände. Meine Kinder (das sind Teenager) wollten nicht bleiben. Ihnen behagten die vielen Menschen nicht. Das war gegen 15.00 h.

Ich wollte sie zurück begleiten. Das wollten sie nicht. "Hömma Mama, wir sind doch keine Babys. Lasse uns das alleine tun". Wenn ich ehrlich bin, sind sie für mich immer noch meine Babys. Der Kleene ist so groß wie ich, der Große 1,84 cm. Sie haben Judokurse besucht und können sich verteidigen. Ich habe mit ihnen ausgemacht, dass sie an den Zäunen vorbei gehen, wo die Polizei steht und dass sie mich anrufen, wenn sie heil zu Hause sind. Ich bekam keinen Anruf. Normalerweise kann ich mich auf sie verlassen. Ich konnte sie nicht erreichen und sie mich nicht. Sie haben zehn Versuche unternommen. Ich noch viel mehr. Zusammenbruch des Handynetzes?! Wo bleibt die Erklärung? Sie waren gegen 15.30 h zu Hause.

Wir standen auf dieser Anhöhe. Neben uns links stand eine Gruppe junger Menschen, die blödelten. Sie behaupteten sie würden den Wodka-Energy-Drink trinken. Sie tranken Apfelsaft. Wir haben viel mit ihnen geplaudert und geblödelt. Eine junge Frau erzählte, dass sie schon oft bei Rockkonzerten war und bei den Loveparades in Essen und Dortmund. So eine bescheuerte Örtlichkeit und Organisation hätte sie noch nie erlebt. Rechts standen ältere Menschen. Sie tanzten mit Begeisterung mit uns als die Mucketrucks kamen und tranken Mineralwasser. Ein wenig störend an dieser Stelle war, dass sich immer wieder Menschen vorbei drängelten, weil ganz oben die Toiletten standen.

Ist es schlimm zu tanzen und ein wenig Spaß zu haben? Wenn ich die wertenden, verurteilenden Artikel mancher Autoren lese, scheint es etwas Verwerfliches für sie zu sein. Sie tun so, als ob die Teilnehmer die "typische", verdorbene, gedankenlose Spaßgesellschaft der "Unterschicht" seien, die nur kiffen, sich betrinken und feiern.

Rave, rave, rave. Ja, das hat Spaß gemacht. Die meisten sind auf dem falschen "Tripp". Im "Pott" haben Massenveranstaltungen Volksfestcharakter. Da geht die Oma mit dem Enkel, die Eltern mit den Kindern. Es war keine reine Jugendlichenveranstaltung. Vom Kind bis zur älteren Generation (ich schätze ab 10 Jahre bis zu 65 Jahre) waren mehrere Altersgruppen vertreten. Das ist auch gut so, weil die "Oldies" Gelassenheit auströmen und ruhig bleiben. Wir haben mehrere Kinder gesehen, die sich ängstlich an die Erwachsenen klammerten.

Als die Trucks durchgefahren waren, (barbusige Frauen, die sich die Kleider vom Leib gerissen hatten, haben wir nicht gesehen) kam eine Gruppe Polizisten vorbei und einer sprach laut in sein Funkgerät: "Diesen Wahnsinn kann ich nicht mehr verantworten. Hier sind viel zu viele Menschen durchgelassen worden". Darauf haben wir die Beine in die Hand genommen. Eine Uhrzeit dazu kann ich nicht nennen. Danke, Herr Polizist. Wir sahen niedergetrampelte Zäune, die wir von unserem Platz nicht sehen konnten. Mir wurde mulmig.

Ich sah meine Schwester an. Sie sah mich an. Wir brauchten nicht sprechen. Ich hatte ihre Hand in der meinen. Wissen Sie, was dann kam war furchtbar. Nicht absehbar. Viele Menschen wollten nach draußen. Sie waren in guter Stimmung. Wir konnten nicht mehr weiter. Wir standen noch locker in Reih ' und Glied. Wir sahen, wie Menschen an den Flutlichtmasten hoch kletterten. Am vorderen Mast (links vor dem Tunnel zur Karl-Lehr-Straße) tauchten Polizisten auf. Sie halfen den Menschen vom Mast auf das Gelände oben zu kommen. Man musste noch über ein Geländer. Wir haben gewitzelt, weil manch ein Polizist "bereitwillig" die hübschen Frauen in den Arm nahm und herüber trug. Die Männer bekamen die Hand.

Wir sahen die Rampentreppe links. Polizei und Ordner waren im Einsatz. Wir sahen, wie sich Menschen abmühten dort hoch zu kommen. Wir sahen bewusstlose Menschen und Menschen, die kurz vor der Bewusstlosigkeit waren, die man noch oben trug. Ein Mann im blauen T-Shirt, den man auch im TV sah, verlor seinen Schuh. Er wollte seiner Partnerin helfen. Ein Mann, der torkelig wirkte und schon längst oben war, kam wieder herunter. Möglicherweise sorgte er sich um jemanden. Ihm hat ein Polizist ein paar Schläge versetzt. Ihm ging es wohl nicht schnell genug bzw. er hatte wohl Probleme für sich selber auf der Treppe für Halt zu sorgen. Weiter oben hat er erneut seinen Knüppel schwingen lassen. Aufgrund der Proteste der Menschen und der Zurechtweisung seiner Kollegin hörte er schnell damit auf. Man konnte nicht hören, was sie schrie. Ihre Mimik und Gestik zeigte eine deutliche Sprache.

Im Nachhinein halten wir dem Polizisten zugute, dass er selber in Bedrängnis war. Er hat vielen Menschen geholfen. Wir vermuten, es war seine Absicht die Treppe für möglichst viele Menschen passierbar zu machen. Zwar sehr ruppig, aber wirkungsvoll. Ein Ordner hat sich über das Geländer der Treppe gelehnt und viele Menschen hoch gezogen. Es wirkte brutal. Die Helfer wirkten überfordert. Das wären wir wahrscheinlich alle gewesen. Polizei und Ordner hätten sich besser regulierend unten an die Treppe stellen sollen. Teilweise waren sie den Flüchtenden im Weg. Wir wollten eigentlich auch über die Treppe. Das war die Idee meines Süssen. Mir gefiel das gar nicht. Er meinte, er regelt das schon.

Wir sahen die Mauer zwischen den Tunneln, wo die Menschen kletterten. Links, rechts, geradeaus, hinter uns waren Menschen in Panik und ich habe nicht verstanden warum?

Wir bemühten uns die Menschen um uns herum zu beruhigen. Bleiben sie bitte ruhig. Drängeln sie bitte nicht. Nehmen sie bitte ihren Ellebogen aus meinem Kreuz. Zerquetschen sie mich bitte nicht. Immer schön cool bleiben. Warten wir ab. Bleiben wir ruhig. Von vorne kamen Menschen aus dem Tunnel Düsseldorfer Straße. Was sich in dem Tunnel abspielte, darüber können wir nichts berichten. Es wurde von allen Seiten gedrängelt. Die, die sich herein quetschten erzählten, dass es keinen Ausgang mehr gäbe. Es sei alles gesperrt. Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und versetzte die Menschen erst recht in Panik. Es wurde immer enger. Wir schwankten hin und her. Eine Welle ging durch diese Menge. Eine ältere Dame war mit ihrem 14jährigen Enkel da, der eigentlich alleine zur Loveparade gehen wollte. Das hat sie erzählt. Das hat Oma aber nicht geduldet. Er schluchzte: "Oma, bin ich froh, dass du bei mir bist". Armes Kerlchen. Sie gehörte zu den Menschen, die uns später folgten.

Die Menschen fingen an mehr und mehr durchzudrehen. Warum gab es keine beruhigende erklärende Durchsage? Es gibt Megaphone und Microphone. Da war gar nichts im Zeitalter der Technik. Es wäre das Mindeste gewesen mit ruhiger Stimme zu sagen: "Beruhigen sie sich, halten sie inne, in ein paar Minuten ist die Lage geklärt. Gehen sie hier hin oder dort hin". Nichts. Der größte Fehler war für uns, dass niemand den Menschen sagte, was los ist. Ihnen fehlte ein klare Ansage.

Der junge Mann mit den leicht gelockten Haaren und dem schwarzen T-Shirt, an den ich mich klammerte (albern, man hätte nicht umfallen können, aber man sucht Halt), dem schicke ich meinen Dank .Was für ein menschliches Schnuckelchen. Ich stand kurz vor dem Kreislaufkollaps und er wedelte mir Luft zu. Wenn man so gedrängt steht, einem der Brustkorb gequetscht wird, bekommt man schlecht Luft.

Meine Schwester ruckelte an mir. "Sieh mal, da oben". Die Gouvernante. Da oben standen Ordner, Polizisten und Besucher, die nach links zeigten und wild gestikulierten. Sie wiesen den Weg zurück ins Gelände. Da stand aber auch ein Mann, der nach rechts zeigte in Richtung Tunnel Karl-Lehr-Straße. Ich richtete meinen Focus auf ihn. Wer war das? Ich würde mich gerne bei ihm bedanken. Wir haben nicht lange gefackelt, sind seinem Hinweis und unserem Instinkt gefolgt. Es gab eine Lücke zwischen den Menschen, die links, rechts und vorne nach oben wollten.

Warum hat das keiner den Besuchern gesagt? Nach wenigen Minuten konnten wir atmen. Wir waren heraus aus der Masse kurz vor dem Tunnel Karl-Lehr-Straße. Atmen, atmen, atmen. Es flogen doch die Hubschrauber. Polizisten meinten in Tunnennähe wir sollten ganz schnell nach Hause gehen. Das muss gegen 17.00 h gewesen sein.

Wir sind sprachlos durch den Tunnel. Man kam locker durch. Ich dachte in dem Moment, ich wäre zum Elch geworden, wenn meine Kids dabei gewesen wären. Als wir aus dem Tunnel heraus waren, fragten uns Ordner, was wir vorhaben. Ich sagte: "Nach Hause, nur noch nach Hause". Sie meinten, es würde gleich alles abgesperrt. Keiner käme mehr dort durch. Sie würden nur noch Leute heraus lassen. Wir haben ihnen erzählt, wie die Situation ist. Einer wurde blass und rannte los. Wir gingen weiter.

Mein Süsser musste Pippi und während er in der Schlange an dem Dixie-Klo stand trafen wir wieder auf die Aachener Polizisten. Sie kamen uns schon vor wie "alte" Bekannte. Daneben standen Rettungskräfte. Wir haben ihnen gesagt, was sich abspielt. Ein Sanitäter erzählte von Verständigungsschwierigkeiten und Fehlinformationen. Sie wussten von nichts oder sie taten so? Der Polizist mit dem Funkteil am Ohr rannte sofort los. Warum rannte er und hat nicht gefunkt? Der Handyverkehr war zusammen gebrochen oder funktionierte nicht. Vielleicht auch der Funkverkehr nicht?

Uns kamen Menschen entgegen, die zur Loveparade wollten. Wir haben sie gewarnt. Sie zauderten und meinten, sie gingen mal gucken. Ich hoffe, sie haben nur geguckt.

Zu Hause angekommen sprangen mir meine Kids entgegen und sagten, dass es Tote gab. Wie bitte? Was muss in ihnen vorgegangen sein? Mein Sohn meinte: "Wir wussten, dass du uns nicht alleine läßt und durchkommst, du Kampfmutterglucke". Also, das Wort müssen wir noch ausdiskutieren. Es war kurz vor 18.00 h. Es waren wenige Minuten, die wir dem Drama (ist das jetzt das richtige Wort?) entgangen sind. Wenn Sie glauben, dass die meisten betrunken oder vollgekifft waren, haben Sie sich getäuscht.

Ich fing an in der Küche zu werkeln, um Essen zuzubereiten. Mein Ältester nannte es frusthantieren. Meine Schwester, die das TV angeschaltet hatte (die Kids hatten Radio gehört), kam leichenblass in die Küche und sagte: "Es sind viele Tote". Mir fiel das Messer aus der Hand. Mir wurde schwummerig. Tja, wir sahen Regional-TV. Was hatten sie in ihrem "Übereifer" alles falsch berichtet, wo sie mit anderen Medien vorher kritiklose Reklame für die Loveparade gemacht hatten? "Die" Medien waren unschuldig?

Wir hatten unsere Schutzengel. Wir hatten unseren Instinkt. Man kann es auch Selbsterhaltungstrieb nennen. Mich drängte vor allem der Gedanke beim Verlassen des Geländes: was ist mit den Kindern? Sprüche wie: selbst schuld, wenn man dahin gegangen ist, darf man sich bei uns im Blog ersparen. Selbst schuld, wenn man am Straßen- und Flugverkehr oder ähnlichem teilnimmt?! Alles selbst schuld in einem Land, welches für die berühmte deutsche Gründlichkeit, Ordnung und Sicherheit bekannt ist?!

Es ist nicht so einfach alles zu schreiben. Ich werde es aber tun. Jede Szene, jeden Moment, den wir gesehen haben. Aus den Puzzlesteinen muss ein fertiges Puzzle werden. Helfen Sie mit. Uns wird sicherlich noch mehr einfallen, was wir gerade nicht bedacht haben oder verdrängt haben oder, oder, oder... Die angegebenen Uhrzeiten sind nicht auf die Minute genau. Wir haben nicht auf die Uhr gesehen, weil wir alle keine Armbanduhren tragen und sie nicht mögen. Das einzige Handy war funktionsuntüchtig. Zufall? Das Festnetztelefon klingelte zu Hause: "Seid ihr noch heil. Ist alles klar?" Ja oder eher Jein. Am Montag haben wir unsere Zeugenaussagen mit glasigen Augen und zittriger Stimme bei der Polizei gemacht, obwohl wir das Schlimmste nicht erlebt und gesehen haben. Der Aufruf kam von den Regionalmedien. Ob das wirklich von Interesse ist?

Hier ist noch ein Bericht. "Der stellvertretende Polizeipräsident hat auf der Pressekonferenz auf die Frage der Besucherzahl geantwortet, dass die einzig belastbare Zahl 105.000 sei". Und wie war sie wirklich? Die Medien waren sehr schnell mit ihren Zahlenvorgaben. Woher glauben sie es zu wissen? Es gab keinen Zähler. Wir zählen noch 10 Personen dazu. Viele melden sich nicht. Sie sind zu geschockt oder haben kein Internet. Damit Sie da draußen, die anscheinend der ein oder anderen Mär zum Opfer gefallen sind, die Stadt nicht so negativ sehen, bitten wir Sie diesen Bericht zu lesen. Sehen Sie unseren Bericht bitte als Teilbericht. Es sind "nur" selbsterlebte Szenen.

Wir haben die Rede von Frau Kraft gehört. Ihre Stimme klang brüchig und zittrig. Ich dachte, da steht ein Mensch, der gleich in Tränen ausbricht. Ihr Sohn war bei der Loveparade. Was, aus solchen "hohen Kreisen"? Ich hoffe, sie hat das nicht geschauspielert, es wurde nichts verzerrt und sie lässt ihren Worten Taten folgen. Frau Kraft, wenn sie das sind, was sie "vorgeben" zu sein, können sie möglicherweise eine gute Landeschefin werden. Denken Sie daran Frau Kraft. Wir vergessen das nicht.

Wir senden ein Lied, welches unseres Erachtens passt. Local Hero für Duisburg. Dazu gibt es einen gleichnamigen Film. Wer den Film und die Musik kennt, weiss, was wir meinen. Es gab Helden, Helfer, Versager, Versagende, Unwissende, Wissende, Unverantwortliche, Unermüdliche im positven und negativen Sinne, Gierige, nichts Ahnende, Unbekümmerte, Leichtfertige, Verantwortliche, Zusammenbrechende, Standhafte:


Wir haben uns viele Videos angesehen und es ist schwer zu fassen, dass Menschen zu Tode kamen. Wir ersparen uns Schuldzuweisungen und bedanken uns bei allen Menschen, die geholfen haben. Wir können mit den Angehörigen fühlen, weil wir wissen wie es ist, wenn man einen geliebten Menschen durch den Tod verliert.

Keine Kommentare: