Samstag, 25. Juli 2009

Sind Internetschreiber und -leser doof?

Nun wissen wir es mal wieder. "Das Internet macht doof", behauptet Herr Broder. Wenn da stünde, kann doof machen, hätte ich nichts zu bemäkeln. Das kommt auf die Dosierung, die besuchten Seiten und dem Umgang mit dem Internet an.

"Wenn alle mitreden, löst sich die Meinungsfreiheit in Kakophonie auf."
Kakophonie ist ein tolles Wort. Hierbei geht es in der Sprachwissenschaft um schlecht klingende Laut- und Wortfolgen, also sind alle Schreiber im Internet Kakophonisten, somit Herr Broder auch? Die Logik im Zusammenhang zur Meinungsfreiheit erschließt sich mir nicht. Das liegt wohl daran, dass Blogger lt. Meinung einiger Journalisten, die immer wieder negativ über die Blogger berichten, per se unfähig sind.

Es stellt sich die Frage, warum Obama US-Blogger um Hilfe bittet und nicht die etablierten Medien? Es stellt sich mir auch die Frage, warum Journalisten und Redakteure bekannter Online-Zeitungen mich mehrfach angemailt haben, weil sie zu Artikeln von mir weitere Informationen haben wollten, um darüber berichten zu können oder sie meine "Kakophonie" bei sich teilweise oder ganz übernehmen wollten? Selbstverständlich habe ich ihnen geholfen und sie durften übernehmen, denn Blogger und Redakteure sollten sich nicht anfeinden, sondern sich gegenseitig unterstützen.

Das Internet macht nicht doof, wenn man sinnvoll weiß damit umzugehen. Die vielen unterschiedlichen Informationen können einen überfluten und verwirren, deshalb muss man sie für sich selber filtern, kann blitzschnell den Wahrheitsgehalt von Informationen überprüfen und das alles spornt das selbständige Denken an. Ist das selbständige Denken nicht gewollt? Zu vielen Artikeln sind gerade die Userkommentare sehr interessant. Sie spiegeln die Meinung der Gesellschaft wieder und viele User schicken äußerst aufschlussreiche Zusatzinformationen.

Der erwähnte Herr Hüsch war ein hervorragender Kabarettist, der sich vorzugsweise köstlich über die Eigenarten der Rheinländer ausließ. Den Spruch mit dem Barbar nach Bali bezog er nicht auf die Meinungsfreiheit, deswegen sehe ich den Zusammenhang nicht. Der Spruch von Sethe „Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten“ behagt Herrn Broder sehr, denn er sehnt sich nach den alten Zeiten zurück. Das werte ich als Angriff auf die Meinungsfreiheit und die Bevorzugung Privilegierter.

Zusätzlich scheint er zu glauben Richter über "doof" und "klug" sein zu können. Die etablierten Medien sind diejenigen, die viele kritische Userkommentare nicht zulassen, während die Blogger wesentlich toleranter und aufgeschlossener sind. Sie zensiert ja auch (noch) keiner. Viele der selbsternannten Schreiber wachsen mit ihrer selbstgestellten Aufgabe.

Herr Broder behauptet, das Internet sei "maßgeblich für die Infantilisierung und Idiotisierung der Öffentlichkeit verantwortlich". Das liest sich reichlich anmaßend und beleidigend für die Internetgemeinde oder möchte er mit seinem Artikel die meines Erachtens längst angedachte künftige Internetzensur begründen und unterstützen? Sie können sich beruhigen Herr Broder. Nicht jeder Mensch nutzt das Internet und Internetuser äußern ihre Meinung auch außerhalb ihrer Küche.

Meinungsfreiheit ist, wenn jeder unzensiert seine Meinung äußern darf und diese Möglichkeit bietet das Internet noch. Durch den Austausch in den Foren kann der sturste und verblendeste User von besser informierten Usern eine Menge lernen. Es kann sich jeder aussuchen, was er liest. Internetzensur wäre wie Bücherzenzur. Die "doofen, infantilen und idiotischen" Internetschreiber und -leser dürfen sich nun ihre eigene Meinung über seinen Artikel und das Internet bilden.

Das viel benutzte Argument "Verschwörungstheorie" ist ein alter langweiliger Hut, weil das kein Argument ist, sondern ein Totschlägerspruch. Würden die zur Verfügung stehenden Infos über die zweifelhaften Ursachen von Ereignissen veröffentlicht werden, gäbe es keine Theorien.
Herr Broder, lassen Sie die Menschen einfach schreiben. Keiner muss es lesen oder fürchten Sie die Konkurrenz?

Die führenden Tageszeitungen halten sich immer noch nicht an die Reform, der Reform, der Reform der Rechtschreibreform. Sie benutzen weiterhin den Dativ als Genitiversatz. Das heißt nicht "ich kehre vor die Tür von dem Haus", sondern "ich kehre vor der Tür des Hauses". Die Medien übersetzen Reden und Worte aus anderen Sprachen falsch und dass das Wort "außer" so korrekt ist und nicht "ausser", davon haben viele Medien anscheinend noch nie was gehört. Zur Not lassen sie sich auch von Wikipedia wegen eines angedichteten Vornamens für Herrn von und zu Guttenberg veräppeln.

Zum Abschluss bedanke ich mich bei den Redakteuren, die auf Themenanregungen von mir eingegangen sind, zügig geantwortet und reagiert haben, wenn ich sie anschrieb. Das waren Themen, die von den etablierten Medien vernachlässigt oder "übersehen" wurden. Danke, dass sie darüber unterstützend berichtet haben.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Herr Broder schließt nunmal gerne von sich auf andere. Wie kann man nur so doof sein.

eugenia hat gesagt…

Natürlich. Weil er seine Rede und Schreibe für besonders schlau hält, denkt er die Quellen der Schlauen könnten doof machen. Dumm gelaufen Herr Broder.