Freitag, 7. November 2008

Kinderbetreuung als Geschäft

Franchising heißt die Geschäftsmethode mit der man u.a. in der Kinderbetreuung ein Riesengeschäft aufziehen, hohe Gewinne erzielen und den freien Fall erleben kann. Der Deutsche Franchise-Verband e.V. erklärt Franchising so: aus Wikipedia.
„Franchising ist ein auf Partnerschaft basierendes Absatzsystem mit dem Ziel der Verkaufsförderung. Der so genannte Franchisegeber übernimmt die Planung, Durchführung und Kontrolle eines erfolgreichen Betriebstyps. Er erstellt ein unternehmerisches Gesamtkonzept, das von seinen Geschäftspartnern, den Franchisenehmern, selbstständig an ihrem Standort umgesetzt wird.“

Der Kinderbetreuungs-Fall in Australien:
"Noch bis vor ein paar Monaten war ABC Learning Centres Ltd. das Aushängeschild der hochgelobten Pädagogik „down under“. Ein Vorzeigemodell für die erfolgreiche Verbindung von Erziehung und Geschäft. Nun ist Australiens größte Kette von Kindertagesstätten am Ende. Sie sitzt auf einem Schuldenberg von 1,2 Milliarden australischen Dollar (643 Millionen Euro). Sie ist an der Börse notiert, der Kurs ihrer Aktien aber hat um 94 Prozent nachgegeben, und der Handel mit ihr ist seit zwei Monaten ausgesetzt. Seit dem gestrigen Donnerstag haben in der Kette, die in 1100 Zentren mehr als 120.000 Kinder betreut und 16 000 Mitarbeiter beschäftigt, die Konkursverwalter das Sagen."
http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~EC6AFBA891837435F840969F59FC3F5E2~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Die Kinderbetreuung wurde als Unternehmen aufgezogen, für die der australische Staat dankbar war. Verbunden war es mit Börsengängen und immensen Kreditsummen von den australischen Banken. Da die Finanzkrise auch vor Australien nicht halt macht, musste Konkurs angemeldet werden. Die australische Regierung will den berufstätigen Eltern weiterhin die Kinderbetreuung garantieren und unterstützt aus der Staatskasse. Zahlen dürfen es in letzter Konsequenz die australischen Steuerzahler. Warum sollte es in Australien anders sein als bei uns? Es wurde spekuliert, die Banken vergaben Kredite und wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, weil man nicht wusste wo das Stopschild steht, hilft der Staat. Für Kinderbetreuung muss man eine monatlich Gebühr bezahlen und u.a. die zahlenden berufstätigen Eltern zahlen mit ihren Steuergeldern die Rettung mit. Wofür geht man schließlich arbeiten?!

Im Sommer 2008 wurde ein heikler deutscher Franchisingfall in der Kinderbetreuung bekannt: die 'Kindervilla' oder das 'Knirpsenparadies'. Hier ging es um ErzieherInnen, die sich selbständig machen wollten. Die Kindervillen wurden nicht gebaut, die Existenzgründerkredite wurden hauptsächlich von der Franchise-Zentrale kassiert, die Erzieher hatten sich verschuldet.

"Berlin, Hamburg, Stuttgart, Dortmund, Köln, Leipzig: Das seien nur einige deutsche Städte, in denen private Kindergärten der Marken «Kindervilla» und «Knirpsenparadies» entstehen, verkündet die Kindervilla Franchise GmbH in Dresden auf ihrem Internet-Portal. Sogar in Österreich stünden Kindervillen ante portas."
«Ich stellte fest, dass die Genehmigungen und Auszahlungen der Kredite ungewöhnlich abliefen, die Interessen der Franchise-Nehmer kaum geschützt wurden und das meiste Geld direkt an die Franchise-Zentrale floss», erinnert sich Seitz.
Den kompletten Artikel sollte man sich wegen der Vorgehensweise auf der Zunge zergehen lassen:
http://www.business-wissen.de/nachrichten/artikel/krumme-geschaefte-in-der-kindervilla-wie-an-existenzgruendung-interessierte-kindererzieher-um-ihr.html

Man muss sehr skrupellos sein, wenn man auf Kosten der Kinderbetreuung dubiose Geschäfte macht. Die betroffenen Erzieher haben kein staatliches Hilfspaket bekommen. Es geht ja 'nur' um Kinder. Auch wenn sie die Zivilprozesse gewonnen haben, ist fraglich, ob sie bei einem Insolvenzverfahren ihr Geld wiedersehen. Es bewahrheitet sich immer wieder: die Kleinen hängt man, die Großen läßt man laufen. In der aktuellen Situation kann man es so formulieren: die Kleinen müssen für Fehler, die sie und andere gemacht haben, selber aufkommen, die Großen unterstützt man, ungeachtet der Tatsache, welche Fehler sie gemacht haben.

© 2008 Copyright Kinder-Alarm Schwalbe 7.11.2008

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