Sonntag, 24. April 2011

Neun Monate nach der Loveparade

waren wir, wie jeden 24. eines Monats, an der Rampe. Never forget pflegt täglich die vorübergehende Gedenkstätte. Es ist immer wieder ein beklemmendes Gefühl am Ort des Geschehens zu sein, vor allem, wenn man selber mitten in dieser beängstigenden Situation war und einem erst später bewusst wird, wie viele Schutzengel man hatte. 






Am 24. Juli 2011 jährt sich der Tag der Loveparade. Alle sind eingeladen an der Rampe zu gedenken. Die Genehmigung ist erteilt. Wir werden bestimmt nicht medienwirksam in die MSV-Arena oder den Landschaftspark Nord gehen, um uns irgendwelche Empörungs- oder Betroffenheitsheuchler anzuhören, die von schonungsloser Aufklärung und Konsequenzen sprechen. Darauf können wir lange warten, es sei denn wir klären selber auf. Am "besten" noch Eintrittsgeld verlangen?

Irgendwelche Flitzpiepen hatten sich überlegt "Unheilig" an dem Jahrestag an der Rampe zu einem Auftritt einzuladen. Was soll das werden? Vermutlich werden viele wegen des Auftritts von "Unheilig" kommen und nicht, um still zu gedenken und sich auszutauschen. Es ist nicht gegen "der Graf" oder "Unheilig" gerichtet. Wir hören die Lieder selber gerne. Der Auftritt an der Rampe wäre das falsche Zeichen am falschen Ort.

Ein Lied von "Unheilig", dass mir sehr nach dem Tod meines Bruders geholfen hat. Ich habe es oft gehört auf hoher Lautstärke. Wann immer es im Radio lief, drehten meine Kinder die Lautstärke auf. Sie sangen, hüpften, tanzten  und sprangen um mich herum. Mir ist bewusst, was sie mir mitteilen wollten. Komm zurück ins Leben. Es hilft nicht jedem, weil jeder individuell anders "gestrickt" ist:


Wir bedanken uns bei der Duisburger Polizei für ihre dezente Präsenz an jedem 24. Ein öffentlich bekannt gemachter Gedenktag oder eine Mahnwache muss genehmigt werden. Wir würden der Polizei ja lieber etwas mehr Luft gönnen. Mit uns haben sie keine Arbeit.

Wir wünschen uns, dass das Gros der Menschen endlich den Unterschied zwischen Verantwortung und Schuld sehen könnten, wobei sich beides mitunter miteinander vermischen kann. Wir haben  noch ein paar Themen, die uns am Herzen liegen. Aus Respekt vor den Toten, den Verletzten, den Traumatisierten, den Geschockten, den Angehörigen und den Freunden werden wir heute nichts mehr einstellen.

Irgendwann müssen wir loslassen, so schwer es ist....Da sind noch welche, die uns brauchen, die wir brauchen.

Ich sprach heute mit zwei Kindern. Ca. 10 und 12 Jahre jung. Ich frage sie, ob sie bei der Loveparade waren. Sie antworteten: "Die Polizei hat uns nicht aufs Gelände gelassen." Ich sagte ihnen: "Das war eine kluge Entscheidung von Polizisten. Dadurch ist euch eine Menge erspart geblieben". Die Kinder nickten mit glasigen Augen und fingen an zu weinen.

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