Sonntag, 12. Juni 2011

Na, Ihr Nazis?

Eine Szene aus den Öffentlichen. Eine Gruppe junger Menschen stieg ein. Sie sprachen türkisch und da ich ein wenig türkisch verstehe, wusste ich, dass sie auf Provokation aus sind. Ihre Körpersprache war eindeutig. Kennen Sie die muskelbepackten großmauligen Bürschlein, die sich bewegen als hätten sie Rasierklingen unter den Armen? Große Klappe, nix dahinter.

In dem überfüllten Wagen (das ist der Kundenservice der Verkehrsgesellschaften) stand ein großer kräftiger Mann neben mir. Typ: Deutsche Eiche. Ich machte ihn auf die Burschis aufmerksam und sagte ihm, dass sie auf Ärger aus sind. Er antwortete in leicht gebrochenem Deutsch mit skandinavischem Akzent. Er hätte das Wort "Nazis" gehört. Ich auch. Ich bat ihn im Geschehensfalle um Unterstützung, die er mir versicherte.

Die jungen Männer rempelten sich rücksichtslos durch den Wagen bis sie ca. in der Mitte angekommen waren. Der Anführer sagte: "Na, Ihr Nazis." Watt fürn Ding? Ich sagte: "Na, ihr Armenier- und Kurdenkiller." Er wechselte die Gesichtsfarbe. "Hömma Alde, zu der Zeit haben wir nicht gelebt." Antwort: "Hömma Alder, zur Zeit des 3. Reiches haben wir auch nicht gelebt." "Alde, willste watt auf die Fresse?" Weiter kam er nicht.

Der kräftige Skandinavier packte ihn am Kragen und ließ ihn in der Luft baumeln. "Alter" Schwede. Er sagte: "Ich bin Schwede und du nennst mich Nazi." Ich habe mir verknickt, dass Zyklon B für die KZs aus Schweden geliefert wurde. Ein schwarzhaariger Mann mischte mit. "Ich bin Deutscher. Meine Eltern sind aus Spanien und ich bin kein Nazi." Es meldeten sich noch mehr mit "Migrationshintergrund" zu Wort. Alle in korrektem Deutsch. Ich hörte einen Italiener deftig über die Burschis fluchen. Ich musste grinsen und rief: "Forza Italia." "Bella bionda...." In keiner Sprache kann man so klangvoll fluchen, wie auf Italienisch. Gut, dass sie das nicht verstanden haben, sonst hätte es möglicherweise einen türkisch-italienischen Konflikt gegeben. 

Die Maulhelden sind an der nächsten Station ausgestiegen. Das war auch besser so, bevor "deutsche" Fahrgäste aus ihrem Dornröschenschlaf oder Schockzustand aufgewacht wären. Niemand von uns muss sich beschimpfen lassen. Die Szene habe ich einigen Menschen erzählt. Die Standardreaktion: Das hätte ich ignoriert oder ich hätte geschwiegen. Was Schweigen und Ignoranz bedeutet, dürften wir alle wissen.

Die Herkunft, die Sprache und die Religion der Kerle waren mir egal. Es hätten Menschen irgendeiner Herkunft sein können. Ihr Benehmen war respektlos. Wunderbar waren die unterstützenden spontanen Reaktionen der "integrationsunwilligen Migranten" oder "Ausländer".

In 2009 habe ich den Artikel über den etwas anderen Busfahrer geschrieben. Er fährt die Strecke immer noch und hat die Schööölerbande in seinem Bann. Seine Beliebtheit bei Schülern und Studenten ist enorm. Die Hintour führt zu den Gymnasien in der Innenstadt, die Rücktour zur Uni. Oder umgekehrt, je nachdem, wie man es betrachtet. In "seinem" Bus gibt es keinen Stress.

Wenn Sie sich gegen Stänkerer in den Öffentlichen wehren wollen und das sollten Sie tun, verschaffen Sie sich vorher helfende Rückendeckung. Als Frau kann man sich auf männlichen Beschützerinstinkt ziemlich verlassen. Danke Männer.

Ich zitiere aus dem Buch "Tatort Schule". "Es ist immer dasselbe, immer die gleiche Fassungslosigkeit, dasselbe Kopfschütteln und der gleiche schockierende Gesichtsausdruck. ... Was sich jedoch verändert hat, ist meine Bereitschaft sich für andere einzusetzen." Die Autorin Sylvia Hamacher schildert in ihrem Nachwort eine Busszene. Sie hat einen gehänselten Jungen verteidigt. "Alter hier stinkt es, Brillenschlange mach mal deine Fresse zu..... und er stand nur da, hilflos und allein... Ich sah mich um, die ganzen Erwachsenen sahen nach vorn oder zum Fenster hinaus." 

Man fängt an in den Öffentlichen kontrollierendes Begleitpersonal einzusetzen. Ich zitiere weiter aus dem Buch: "Wir bräuchten keine Busbegleiter, wenn unsere Gesellschaft eingreifen würde statt wegzuschauen. Sieh dich doch mal um! Wie viele Erwachsene siehtst du hier, die nichts getan haben? Da muss ich als siebzehnjährige eingreifen, weil sie alle zu feige sind. Was sind das für Vorbilder?"  

Wo sie recht hat, hat sie recht. Was sie gemacht hat, nennt man Zivilcourage. Niemand von uns würde zusammengeschlagen werden, wenn andere sich erheben und einsetzen würden.

Meine "Brut" hat mich gerade angemeckert, weil sie die Überschrift provokant finden. Sie bleibt so. Nächstes Wochenende haben wir wieder Neonazis am Bein. Ab morgens werden die Helis kreisen, der Stadtteil wird abgeriegelt werden und die Bullimanzisten müssen Überstunden schieben. Den Genehmigern würde ich die Typen am liebsten vor die Haustüre schicken. Ich erinnere mich an einen Düsseldoofen Richter, der an Heiligabend einen Neonaziaufmarsch wegen der Meinungsfreiheit vor unserer Tür genehmigt hatte. Da kommt anheimelnde Weihnachtsstimmung auf. Mich stört es, dass man das Ruhrgebiet immer wieder in ein schlechtes Licht rückt.

Ich bedanke mich bei den Polizisten, die uns zur Stadtteilflucht verholfen und die Schleusen geöffnet haben. Wider dem Befehl. Sie sahen sich die verängstigten Kinder an, denen der Spaß an Weihnachten verdorben wurde und folgten ihrem Gefühl.

Mein jüngster Sohn fuhr im Frühjahr zum Schüleraustausch nach England. Verwechseln Sie England nicht mit GB. Er fragte mich, was er antworten solle, wenn man ihn als Nazi bezeichnet. Er dachte an den Sohn des Torhüters Lehmann, der als Nazi beschimpft wurde. Ich gab ihm englische Flüche mit auf den Weg, die in keinem Wörterbuch stehen und prägte ihm ein paar menschenverachtende Sätze von Churchill ein. Mama, das kann ich doch nicht sagen. Doch, du kannst. Als er zurückkam habe ich ihn befragt. Hat dich wer Nazi genannt? Ja. Mama, ein paar Sätze und Worte habe ich gesagt. Und? Sie schwiegen.

Ein paar User haben uns Talkshow-Beiträge mit Michel Friedman geschickt. Sein Hauptbeschuldigungswort scheint "Antisemitismus" zu sein. Riecht nach hilfloser schwingender Auslaufkeule. Wir stellen die Videos  nicht ein, weil die Betrachtungsweise zu einseitig ist. Mit dem Wort "Antisemitismus" wird genug Schindluder betrieben. Wenn der Mann mir verrät, was er möglicherweise vorher geraucht hat oder wie er gebrieft wurde, probiere ich das auch mal. Was bedeutet "Antisemitismus" wirklich und was ist der historische Hintergrund? Das ist bei Interesse Ihre Aufgabe. Gehen Sie 2.000 Jahre zurück und dann begreift man diesen hirnlosen Scheiss oder das Geschmeiss. Die Leute können glauben, was sie wollen. Man sollte niemanden unter Zwang missionieren wollen.

Wir wünschen Ihnen allen ein angenehmes Pfingstrestwochenende. War der "Heilige Geist" bei Ihnen?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Neulig beim Schnorren kam mir ein junger der gleichen Sorte und prollte mit seinem Kampfhündchen. Nachdem ich ihm meine Meingung über solcherlei Rumgepose sagte und ihn bat sich zu verpissen, wurde er frech und meinte was von "du weisst ja garnicht wer ich bin...ich ficke dich in deine aasch". Daraufhin habe ich meine Hose herunter gezogen und ihm die Stelle gezeigt, wo keine Sonne scheint.
Er hat nicht einmal geguckt.