Mittwoch, 23. Juli 2008

Sind Blogger Egozentriker?

Dank der seriösen Presse haben wir Blogger unaufgefordert und ungebeten eine Ferndiagnose bekommen. Ist das nicht unzulässig?
In jeder medizinischen Side steht, dass keine Ferndiagnosen gestellt werden (dürfen). Die meisten von uns sollen Egozentriker sein, also könnte man daraus schließen, dass wir auf die Psycho-Couch gehören. In einem Artikel wurde in der Überschrift das Wort 'Beta-Blogger' benutzt. Bei Beta-Bloggern könnte man sich in die Irre führen lassen und glauben, es handele sich um einen medizinischen Artikel über Beta-Blocker. Will man uns suggerieren, dass wir uns behandeln lassen sollen? Ist der Vertrag mit der Pharmaindustrie schon unter Dach und Fach? Wir sollen Polemiker sein, also leiden wir unter Polemie, nicht zu verwechseln mit Bulemie. Welche Medizin hilft da? Wir sollen rechthaberisch sein. Und was ist, wenn wir Recht haben? Wir sollen Dilettanten sein. Ja, wir gestehen, wir sind keine studierten Journalisten. Deshalb sollen wir besser nicht schreiben? Unsere Meinungen und Gedanken für uns behalten? Nein, den Gefallen tun wir euch nicht. Wir würden subjektiv schreiben. Das liegt wohl daran, dass wir alle Subjekte sind. Insbesondere den Polit-Bloggern wird unterstellt, dass sie dem Mainstream 'radikaler' folgen würden. In der Journalisten- und Politikersprache ist der Weg von 'radikal' über 'extrem' zu 'terroristisch' selten weit.

Ich muss die seriöse Presse enttäuschen. Wir schreiben in unserem Blog nicht für uns, nicht zur Selbstdarstellung, nicht aus Langeweile. Wir verdienen damit kein Geld. Wir machen es gratis. Uns geht es in der Tat um das zukünftige Schicksal aller Kinder, um das wir uns aufgrund der bescheidenen Weltlage Sorgen machen. Beta-Blocker brauchen wir nicht, weil wir nicht unter Bluthochdruck und Migräne leiden. Dass wir zuweilen unsachlich sind, liegt darin, dass unsere Themen häufig mit Emotionen verbunden sind. Themen wie z.B. Kinder im Krieg, Kinderarmut können wir nicht emotionslos betrachten, sonst wären wir gefühllose Roboter. Aber wir waren ja nicht gemeint.

Es heißt, die Blogger würden sich untereinander angreifen. Das mag bei den gegeben Beispielen stimmen. Wir lesen selber einige Politblogs und gerne auch die Kommentare. Ich habe bisher keine solchen Verbalattacken bei den privaten Bloggern finden können.

Es wird beschrieben, was die Aufgabe eines seriösen ausgebildeten Journalisten ist: objektiv bleiben, gut recherchieren, nicht manipulieren. Selbstverständlich hält man sich in seriösen Kreisen immer daran. Die jüngsten Beispiele wie gründlich sie sind: die falschen Übersetzungen der Chavez-Rede und ganz beliebt: die Reden von Ahmadinejad. Kleiner Tipp: es gibt Übersetzungeprogramme. Gut, die meisten übersetzen ungenau. Man könnte einen professionellen Übersetzer bemühen. Es hat niemals eine Zeitschrift gegeben, die gefälschte Hitler-Tagebücher veröffentlicht hat. Kein seriöses Medium musste jemals ein Dementi starten. Das ist alles nur Einbildung.

Es stellt sich die Frage, warum man sich mit uns Bloggern beschäftigt, die wir doch, wegen unserer vermeindlichen Unfähigkeit keine Konkurrenz zur gängigen Presse darstellen?
Versuchen wir dem auf den Grund zu gehen. 2007 behauptete der beliebteste US-Politiker (I like walking to the Middle East) Blogger seien gefährlich und bezeichnete sie als Terroristen. Unser selbstloser rein auf unsere Sicherheit bedachte Innenminister, hatte es eilig, sich ähnlich zu äußern. Immer wieder tauchen Artikel zur 'bösen' Blogger-Szene auf.
Meines Wissens gehen die Auflagenzahlen von Zeitungen und Zeitschriften zurück. Ob man uns Blogger dafür die Schuld in die Schuhe schieben will? Nein, das kann nicht sein, denn wir schreiben ja fast nur dilettantisches Zeug. In Asien häufen sich die Fälle von Bloggern, die inhaftiert werden, so dass Amnesty International sich genötigt sieht, sich einzuschalten. Vielleicht will man uns warnen? Im Netz wird in diversen Ländern der Ruf nach einem unabhängigen unzensierten Medium laut. Ob sie das ängstigt?

Falls man das Bloggen verbieten möchte -zensiert und kontrolliert wird immer mehr-, nimmt man auch den Kindern künftig die Chance, ihre Gedanken, Meinungen, Recherchen zu veröffentlichen. Bei mir verstärkt sich der Eindruck, dass diese Richtung angestrebt wird.
Dann brauchen wir einen Bloggerschutzbund.

Last but not least: da wir Blogger die seriöse Presse kritisieren, dürfen sie auch uns unseriöse Schreibquacksalber kritisieren. Irren ist beidseitig menschlich.
Das hätte ich fast vergessen: seriöse Web-Sides (u.a. der Presse) lassen von uns und einigen Freunden ohne Begründung keine Kommentare mehr zu, obwohl wir nicht diffamiert oder diskriminiert haben. Wir haben Hinweise und Anregungen gegeben. Gewisse 'Kleinigkeiten', die man 'vergessen' hatte.

http://opponent.de/index.php?entry=entry080720-200127
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/

Es bleibt jedem selber überlassen, wo man seine Info's bezieht, welchem Weltbild man folgt und welche Meinung man sich bildet. Info's kann man auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen.

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