Freitag, 17. Dezember 2010

Berichte der letzten Tage zur Loveparade

Für alle Interessierten stellen wir Links über die weitere Entwicklung zur Loveparade ein.

Analyse der Katastrophe
Der Ketchupattentäter im Interview
Schaller bittet um Verzeihung
OB Sauerland von eigenen Mitarbeitern ausgepfiffen
Sauerland entschuldigt sich und kritisiert Medien
Wulff ehrt die Helfer der Duisburger Loveparade
Landtag erneut gegen U-Ausschuss zur Loveparade
Politiker ließen sich von Sauerland nicht ehren
Loveparade: Demo zum Ruhr-2010-Finale geplant
Wohl kein Ermittlungsverfahren gegen Sauerland
Loveparade: Kein Verfahren gegen Sauerland
Demnächst namentliche Ermittlungen zur Loveparade?
Erinnerungen an die Loveparade

Zu dem Artikel zur Demo am 18.12.2010 ein unmöglicher Kommentar oder die Worte eines unwissenden Menschen:
"Müssen diese Profilneurotiker jetzt eigentlich bei jeder Veranstaltung in dieser Stadt nerven? Und wieso bietet man hier einer solch kleinen Interessengruppe auch noch eine Plattform? Kaum einer von denen war und ist irgendwie in die LoPa involviert gewesen, war dabei oder hat irgendwelche Angehörige, die dort verletzt oder gar getötet wurden. Bei den meisten handelt es sich um Berufsmeckerer und Hobbydemonstranten oder eben Angehörige der Opposition (LiPa, SPD und Grüne). Unverständlich!!!"

Warum kommen Menschen mit dieser Einstellung nicht zur Demo? Dann wüssten sie, mit wem sie es in Wahrheit zu tun haben. Man findet noch mehr solche bescheidenen Kommentare. In einigen Kommentaren liest man die Herzlosigkeit und den Mangel an Mitgefühl unserer "lieben" Mitmenschen. Sie können die Mitglieder von "Never forget" und "Duisburg21" nicht kennen, sonst würden sie nicht so einen Schwachfug schreiben. Den Protestierenden/uns geht es um die Verantwortung aller Beteiligten in den obersten Etagen. Sie sind keine Sauerland-Hasser. Ihnen/uns geht es um das Nichtvergessen. Es geht um Solidarität. Das scheint für manche Leute ein Fremdwort zu sein.

Uns sollte bewusst sein, dass in Print- und Onlinemedien (bezahlte) Auftragskommentatoren stänkern. Es geht auch darum, wie die Angehörigen behandelt werden. Die Mutter eines der Toten: "Vom Veranstalter und der Stadt Duisburg haben wir nichts gehört, keine Entschuldigung, kein »Tut uns leid«. Das Einzige, was wir bekommen haben, war eine Rechnung vom Krankenhaus über die Praxisgebühr von zehn Euro. Für die Behandlung unseres Sohnes, von 18.10 Uhr bis 18.23 Uhr. Das Geld habe ich überwiesen und in den Betreff geschrieben: »Für meinen toten Sohn«. Das ist pietätslos vom Krankenhaus.

Ein Vater: "Für mich ist es jetzt wichtig, dass das Unglück aufgeklärt wird. Dass ein Schuldiger, nein, ein Verantwortlicher gefunden wird. Dass jemand die Verantwortung übernimmt. Ich habe mir die Dokumente durchgelesen: das Sicherheitskonzept, die Protokolle. Ich bin Bauingenieur und verstehe so etwas. Man hat die Kinder in den Tod getrieben, wie eine Herde. Die Seelsorger, die mit uns gesprochen haben, haben das immer mit dem Tsunami verglichen, aber das war ein Naturereignis. Die Katastrophe in Duisburg war das nicht."

So las sich die persönliche Stellungnahme von Oberbürgermeister Adolf Sauerland zum Loveparade-Unglück ( 02. August 2010 ).

Auf die Angehörigen kommt ein schweres Weihnachtsfest zu. Vergangenes Jahr ist kurz vor Weihnachten mein Bruder gestorben. Es war nichts mehr, wie es vorher war. Ich kann mir vorstellen, wie das Weihnachtsfest für die Familien der jungen Menschen sein wird. Für Eltern gibt es nichts schlimmeres, als das eigene Kind zu verlieren. Viele Schreiber scheinen darüber nicht nachdenken zu wollen oder zu können. Wir wünschen den Angehörigen und Freunden der Toten, der Verletzten, allen physisch und psychisch Verletzten viel Kraft, menschliche Unterstützung und senden unser Mitgefühl. Nehmen Sie sich bitte die Zeit der Trauer und des Verarbeitens. Geben Sie Ihren Tränen freien Lauf.

Am 24.12.2010, ausgerechnet an Heiligabend, wird die Loveparade fünf Monate her sein. An dem Tag werden wir dazu im Kinder-Alarm nichts einstellen. Wir haben das jetzt lieber ein paar Tage vorher gemacht. Wir werden als Teilnehmer der Loveparade, die körperlich unversehrt davon gekommen sind, zum Tunnel gehen.

Ein Vater: "Was jetzt auf uns zukommt, ist Weihnachten, das macht mir richtig Angst. Heiligabend war immer unser Familientag. Da haben wir zusammen schön Fondue gegessen, danach Karten gespielt und Bierchen getrunken, manchmal bis fünf Uhr morgens. Es war der einzige Tag des Jahres, den wir von Anfang bis Ende zusammen verbracht haben. Dieses Jahr werden wir wohl nach Duisburg fahren und eine Kerze im Tunnel aufstellen."

Liebe Betroffene, Sie werden nicht alleine sein. Die Zitate stammen alle aus der Kommentarfunktion von "der Westen". "Selbst schuld" heißt es oft. Freiwillig teilgenommen. Damit macht man es sich zu einfach. Stellen Sie sich vor sie gehen ins Kino, ins Theater, in eine Konzerthalle und die Sicherheitsbestimmungen sind vernachlässigt worden. Ihr Sohn oder ihre Tochter war dabei. Sie selbst. Man verläßt sich auf die deutsche Gründlichkeit und die Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen.

Für die Leute die schreiben: bei anderen Ereignissen gab es viel mehr Opfer (kommt es auf die Anzahl der Opfer an?) und darüber wird nicht mehr berichtet. Ja, das stimmt, wenn es um die Massenmedien geht. Warum wird nicht mehr berichtet? Tagesgeschehen. Erledigt. Für die Betroffenen und viele Teilnehmer ist es aber nicht erledigt. Der Zahn der Zeit. Weiter, weiter. Die Schau, die Darbietung, die Auflagenzahl muss weiter gehen.



Eröffnen Sie einen Blog. Bleiben Sie am Ball. Recherchieren Sie. Meckern Sie nicht herum. Tun Sie etwas. Wollen Sie sich alles auf dem Präsentierteller servieren lassen? Wir bleiben wg. der Loveparade am Ball. Wir haben es gesehen, erlebt und überlebt.

Wenn die "woanders gab es aber noch mehr Opfer" Schreiber mehr wissen wollen, nur zu. Vielleicht erhellt es unseren und/oder deren Horizont? Begeben Sie sich ins Krisen- oder Wissensgebiet oder lesen Sie die Nachrichten aus dieser Region. Wer wg. anderer Ereignisse genauere Infos haben möchte, wer hindert ihn/sie?

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