Freitag, 27. Mai 2011

Jugendkriminalität

Wir kennen die uns gebetsmühlenartig gezeigten Videos von gewalttätigen Jugendlichen. Sie schlagen in Bahnschächten, an Haltestellen und in den Öffentlichen zu. Die Bilder sind ohne Zweifel grausam und es ist unverständlich, warum sie es tun. Ganz schrecklich ist auf jemanden draufzutreten, der schon am Boden liegt. Da gibt es nichts zu beschönigen. Es mag Erklärungen und Begründungen geben. Eine Entschuldigung gibt es dafür nicht. Ich frage nicht, warum Jugendliche es tun. Ich frage, warum Menschen es überhaupt tun.

Jeder dürfte wissen, dass es an diesen öffentlichen Plätzen Überwachungskameras gibt. Vielleicht wollen sie erwischt werden und schreien nach Hilfe? Der Sicherheit und der Gewaltprävention dienen die Kameras nicht. Eher der Aufklärung.

Politiker und Medien berufen sich vorzugsweise auf die PKS (Polizeiliche Kriminalstatistik). Das sind angezeigte vermeintliche Straftaten. Wohlgemerkt angezeigt und (noch) nicht bewiesen oder verurteilt. Jeder Polizist, der Anzeigen aufnimmt, kann ein Liedchen davon trällern, was die Leute alles anzeigen. Manch einer frönt dem Denunziantentum, der Rache, glaubt etwas oder wen gesehen zu haben.

Sie haben sicherlich von der Ausländerkriminalität gehört. Auch das beruht auf der PKS. Darin sind enthalten: Hier lebende "Migranten" (wobei ich mich frage, wo der Migrationshintergrund anfängt oder aufhört) oder "Ausländer". Ich mag beide Worte nicht und schlage Menschen anderer Herkunft vor. In diesen Zahlenwust werden mögliche Straftaten von Touristen oder Durchreisenden gepackt. Das sind meist Verkehrsdelikte. Bei uns leben Angehörige anderer Streitkräfte (hauptsächlich US-Soldaten) mit ihren Familien. Ihre vermeintlichen Straftaten werden mit einbezogen.

Würde man die Zahlen der bewiesenen verurteilten Taten veröffentlichen, ergäbe sich ein ganz anderes vermindertes Zahlenbild. Es erinnert mich an die Arbeitslosenzahlen. Während man sie beschönigt und nach unten rechnet, wird bei der Jugend- und Ausländerkriminalität nach oben gerechnet.

Warum erwähnt man nicht die Erwachsenenkriminalität? Ich habe eine Talk-Show gesehen, in der es hieß: Wer stoppt die jungen wahllosen Gewalttäter? Gegenfrage: Wer stoppt die älteren wahllosen Gewalttäter? Er hieß, jungen Gewalttätern stehe man zu viele Extras zu. Was ist mit älteren Gewalttätern?

Das Motiv ist oft: Sie wollten das Handy, das IPhone oder den MP3-Player des anderen haben. Wer hat sie zu Konsumhanseln gemacht? Wer stand stundenlang vor den T-Mobileläden, um das neuste IPhone von Apple zu ergattern? Wer hat dafür Reklame gemacht? Man muss unbedingt ein neues Auto haben, um nicht hinten anzustehen und konkurrenzfähig zu sein und wer nicht mit der neusten Mode geht, ist unten durch. Mein Haus, mein Auto, mein Pferd...

Eine Hauptzielgruppe der Werbung sind Kinder und Jugendliche. Schauen Sie sich kritisch die Werbespots mit Ihren Kindern an. Testen Sie, ob sie die Botschaften erkennen. Das habe ich gemacht. Ich musste ihnen nichts vorbeten. Sie haben es klar erkannt.

Gehen Sie in Spielzeugabteilungen oder Spielzeugläden. Man hat den Eindruck, man käme in ein Waffenarsenal. Unweigerlich muss ich an Loriots Sketch denken: Wir bauen uns ein Atomkraftwerk.

Die Szene in dem Spielzeuggeschäft ist durchaus realistisch.

Schauen Sie sich das TV-Programm an. Krimis, Action, Thriller, Mord, Totschlag, Kriminalität. In den 70er Jahren kam ein Film in die Kinos, der Aufsehen erregte. Uhrwerk Orange. Manche haben ihn als Prophezeiung gesehen. Er wurde teilweise verboten. Meine Brut hat bei der brutalen Vergewaltigungsszene nicht mehr hinsehen wollen. Nee, ich will nicht mehr. Wahrscheinlich sind das "Weicheier" oder "Gutmenschen".  Es ist "nichts" im Vergleich zum heutigen Programm. Sie haben Peter Lustigs "Löwenzahn" gemocht und "Die Sendung mit der Maus". Das heutige Kinderprogramm wird von stumpfsinnigen, meist japanischen, Zeichentrickserien beherrscht.


Brutalität wurde mit Brutalität beantwortet. Wissenschaftliches Versuchskanichen xyz. Bevor wir "die" Jugend verurteilen, sollten wir uns an die eigene Nase fassen und vor der eigenen Haustüre fegen. Vorbildfunktion. Wir können den jungen Menschen predigen, was wir wollen. Wenn wir es nicht vorleben, ist es Perl' vor die Säue geschmissen. Was glauben Sie, was mir meine Blagen erzählen, wenn ich mich nicht an aufgestellte Regeln halte. Sie fordern die gemeinschaftlich aufgestellten und ausdiskutierten Regeln ein. Ja, wir diskutieren unsere Regeln aus. Jede Stimme zählt. Wenn wir eine Pattsituation haben, werfe ich eine Münze. Kopf oder Zahl.

Sie sehen in den Nachrichten die Menschen in Uniform, die auf protestierende Menschen einknüppeln und auch für ihre Rechte und die ihrer Familien eintreten. Wir haben vorher deeskalierend aufgefordert und wenn sie nicht spuren, benutzen wir Gewalt. Der Chef aus der Einsatzzentrale oder dem Innenministerium hat uns das gesagt. Wir führen "nur" Befehle aus. Keiner muss Befehle ausführen, die er/sie nicht will. Eine Frage der Ehre, der Moral, der Ethik, des Anstandes. In allem steckt das Wort " Sitte":



Es wurde wegen Doktortiteln gelogen und betrogen. Abgestritten, beschönigt, relativiert. Medien und Politiker verarschen uns. Blogger haben angefangen die Aufgabe der Medien zu übernehmen, weil sie es anödet, was man uns tagtäglich verkaufen will. Es wird gehetzt, was das Zeugs hält und hören Sie mir bloß mit dem EHEC-Erreger auf. Wenn wirklich mal eine bedrohliche Epedemie oder Pandemie auftreten sollte, wer nimmt das noch ernst? Vielleicht ist das auch Sinn der Angelegenheit (mal verschwörungstheoretisch gesehen)? Achtung, Achtung, es droht der spanische Gurkenkillererreger. Wahrscheinlich ist es über Spanien der erste Racheakt der Al Kaida. So einen Mist habe ich tatsächlich schon gelesen.

Aus einem Schülerstreich macht man heute ein Drama. Ich "liebe" Elternstammtische und -abende. Mit ernster Stimme: "Es gab einen schlimmen Vorfall. Kind x hat die Stecker der Computer gezogen." Um Himmels Willen, nein. Es wird diskutiert, ob das Kind eine Therapie braucht. Kind Y hat mit Papierkügelchen geworfen. Das wird wahrscheinlich mal ein Schwerverbrecher. Ich muss mich immer schwer beherrschen und mir das Lachen verkneifen. Eltern sagen: "Mein Kind verhält sich so, weil das andere Kind sich so oder so verhält." Das sind die Eltern der Mobbingkinder, die nicht erkennen wollen, was ihre Kinder tun. Sie hänseln und quälen mit mehreren andere Kinder. "Prima", wenn man den Kindern das vermittelt. Du kannst dich noch so daneben benehmen, schuld sind die Anderen. Dummerweise bin ich mit Aufnahmen in die Beweisführung gegangen. Boing!

Aus einem lebhaften Kind wird heute ein therapiebedürftiges verhaltensauffälliges Kind, das man medikamentös behandeln muss. Schnelle Diagnose: ADHS und her mit Ritalin. Pillekes einwerfen.

Das Verhalten von Kindern und Jugendlichen ist das Spiegelbild ihres Umfeldes und der Gesellschaft. Wenn man ihnen die guten alten Werte nicht beibringt, sie in der Luft hängen lässt, sie sich aufgeschmissen und alleine gelassen fühlen, wundert mich gar nichts.

Ich schildere ein Ereignis aus meiner Jugend, welches ich meinen Kindern erzählt habe. In unserer damaligen Clique kam man auf die Idee in Kaufhäusern zu klauen. Alles, was der Mensch nicht braucht. Mir war unbehaglich und ich habe mich geweigert zu stehlen. Ich bin mitgegangen und habe Schmiere gestanden, weil ich Sorge hatte, dass sie erwischt werden. Es ging gut. Ich habe es meiner Mutter erzählt, weil ich genau wusste, dass sie Unrecht taten und auch ich Unrecht getan habe. Meine Mutter, eine sehr rigorose Person, versah mich mit ihrem Vernichtungsblick. Ich wartete auf eine Antwort.

Sie lobte mich, weil ich nicht gestohlen hatte. Sie kritisierte mich, weil ich Schmiere gestanden und sie gedeckt hatte. Sie hielt mir einen Vortrag über Beihilfe, Mitwisser- und Mittäterschaft. Sie sagte, ich stünde jetzt vor der Wahl. Weiter zu machen oder aufzuhören. Wenn ich weiter mache und wir erwischt würden, würde sie mich im Knast oder im Kinderheim schmoren lassen. Ich sagte, die Clique wird mich ausschließen, wenn ich nicht mitmache. Sie sagte, in dem Fall vergisst du sie. Dann sind es keine Freunde.

Ich habe auf meine Mutter gehört. Ich bin nicht mehr mitgegangen. Die Stehler prahlten immer häufiger mit ihrer Beute und wurden alle erwischt. Ich hatte wirkliche Freunde in der Zeit gefunden und danke meiner Mutter für die Gardinenpredigt. Sie hat mir ihr Ohr geliehen. Sie hat sich mit dem Problem auseinander gesetzt. Sie war da. Sie hat mir die Konsequenzen verdeutlicht und mir aufgezeigt, was es für mich und meinen weiteren Lebensweg bedeuten kann. Ich vergesse nie die Sätze: "Du darfst niemals ein Lemming werden, der anderen hinterher läuft und Dinge tut, die andere von dir verlangen. Benutze deinen Kopf zum Denken. Folge deinem Gefühl und deinem Rechtsbewusstsein".  Das habe ich gemacht.

Meiner Brut habe ich gesagt, dass sie von mir das Gleiche erwarten können. "Wie Mama, du würdest uns im Knast oder im Heim schmoren lassen?" Die Antwort gab mein Ältester: "Ja, das würde sie und das zu recht. Wir müssen nicht stehlen. Wir haben alles, was wir brauchen. Wir brauchen sie, Papa, die Verwandtschaft und Freunde nur zu fragen. Es gibt keinen Grund irgendwen zu verhauen. Sie sind alle für uns da." Alle nickten. Mein Kleener putzte freiwillig die Treppe. "Hömma Mama, dir tut doch manchmal danach der Rücken weh und ich weiss jetzt auch warum." :-) Die Kinderzimmer wurden von ihnen aufgeräumt und entstaubt. Ich brauchte gar nix zu sagen. Sie gingen einkaufen. Sie schleppten. Sie schälten Kartoffeln und Kohlrabi. Du musst uns sagen, wie wir das kochen sollen. Jetzt wissen sie es.

Wir haben als Kinder und Jugendliche alle irgendwelchen Unfug angestellt. Die Frage ist, wie man darauf reagiert. Wer so zuschlägt und zutritt, wie in den gezeigten Videos, muss viele Probleme haben.

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