Freitag, 29. Oktober 2010

Kerzen für die Opfer der Loveparade am 1.11.2010

In Kommentaren liest man immer wieder: das Thema Loveparade sollte endlich beendet werden. Das würde nerven. Gehen wir über zur Tagesordnung. Das Leben geht schließlich weiter. Stellen Sie sich ncht so an. Medien haben das Thema fast abgeschlossen. Ich weiss nicht, ob die Leute sich so äußern würden, wenn sie dabei gewesen wären, wenn sie einen nahe stehenden Menschen verloren hätten, wenn sie verletzt oder traumatisiert worden wären, wenn sie dieses Desaster erlebt hätten. Manche Menschen sind sehr kaltschnäuzig oder geben sich so. Ihnen fehlt das Mitgefühl. Man darf und sollte den Toten gedenken. Mit ihnen hat man zu ihren Lebzeiten einen Teil des Lebens verbracht. Warum sollte man sie vergessen?

Wir werden regelmäßig daran erinnern, ob es den Genervten nun passt oder nicht. Uns geht es nicht um Schuldige, sondern um Verantwortung. Herr Sauerland scheint das Bauernopfer zu spielen und die genehmigenden Landespolitiker zu decken. Für die Veranstaltung tragen neben der Politik die Obersten der Behörden, der Polizeipräsident, der Veranstalter und der Sponsor die Verantwortung. Die Drängler dürfen wir auch nicht vergessen. Eine Panik kann schnell ausbrechen, wenn die Menschen sich bedrängt oder eingeengt fühlen. Genau das war der Fall. Es fehlten die Fluchtmöglichkeiten. In jeder Konzerthalle, in jeder Disco, jedem Stadion gibt es mehrere Notausgänge. Dort waren Mauern und Zäune und es mangelte an Flucht- oder Ausweichmöglichkeiten.

Kerzen in Duisburgs Fenstern für Loveparade-Opfer

Gutachten zur Loveparade wirft Fragen auf

Kein Ende absehbar bei Loveparade-Ermittlungen

Wer ist schuld?

Doku zur Loveparade am 7.11.

Wie RTL berichten wird, ist fraglich. Kerzen können nichts am Geschehen ändern. Sie sind ein Symbol der Erinnerung und der Solidarität. Wir finden es unmöglich, dass man "die Schuld" der Einsatzpolizei in die Schuhe schieben will. Manch einer hat unglücklich oder ungehalten reagiert. Wer weiss, vielleicht hätten wir das bei dieser Katastrophensituation auch getan? So weit wir das beobachten konnten, hat das Gros der anwesenden PolizistInnen ihr möglichstes getan. Sie haben mit den Ordnern an dem Lichtmast, der sog. Todestreppe und an dem Container in der Mitte geholfen, wo sie konnten. Teilweise waren sie in ihren Bemühungen behindert und konnten wenig tun. Rettungskräfte. Offensichtlich haben nicht nur die Handynetze einen Kollaps erlitten, sondern auch der Funkverkehr. Dazu bitte diesen Artikel lesen über analoge und digitale Funkgeräte, die dem Kompetenz- und Kostengerangel zum Opfer fielen.

Nicht vergessen!!!



Wenn ich etliche Kommentare zu dem Thema in "der Westen" lese, überkommt mich das Grausen. Was für eine gefühlskalte Welt. Sie scheinen gehirngebraust zu sein. Abgestumpft.

Der Kassierer der Bank, bei der ich mein Konto habe, sah traurig aus mit verweinten Augen.
Ich habe es gesehen und ihn gefragt, was er habe. Sein Vater war gestorben, aber er müsse ja weiter machen, so als sei nichts geschehen. Nein, das muss er nicht. Die Zeit der Trauer sollte man sich nehmen. Alles andere ist Verdrängung, die die Psyche belastet. Die meisten Krankheiten beruhen auf unverarbeiten Erlebnissen. Man munkelt zwischen 70 und 80 %.

Entweder man steht zu dem, was man erlebt hat und spricht darüber oder man läßt es. Zweiteres ist ungesund. Die Hilfe ist oft so leicht und ist möglicherweise nebenan. Da, wo man sie nicht vermutet.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Die Mappus-Show







Schlag den Schwab:

Denglisch

Bei der Integrationsdebatte stürzt man sich mit Vorliebe auf die Sprachkenntnisse der Migranten. Hat es vorher jemanden interessiert? Bei der Müllabfuhr, als Putzfrau, als Hilfsarbeiter, als Kumpel, als Malocher musste man das anscheinend nicht können können.
Man hat die Menschen aus anderen Ländern angeworben, damit sie unliebsame schlecht bezahlte Arbeit verrichten. Wie "günstig" zur weiteren Drückung des Niedriglohnsektors. Die Worte "Gastarbeiter" und "Fremdarbeiter" sollen aus dem Nationalsozialismus stammen. Sie werden heute noch verwendet. Woher stammen sie wirklich?

Als ich gestern Abend "Die Tagesthemen" gesehen habe mit Frau v.d.L. und danach den Kommentar von Herrn Deppendorf gehört habe, kringelte sich bei mir jedes vorhandene Haar. Manchmal ist ein Wort oder Name Programm.

Unsere Sprache ist voller Anglizismen. Man unterscheidet auch zwischen Britizismen und Amerikanismen. Lesen Sie die Stellenanzeigen. Viele Berufsbezeichnungen sind fast nur noch in Englisch. Das sind abenteuerliche Bezeichnungen. Unterhalten Sie sich z.B. mit jemandem aus der Werbebranche. Man hat den Eindruck sie können kein Deutsch. Dazu ein treffendes Lied:

Denglisch


Was machen wir denn jetzt mit den Dialekten oder der Mundart? Müssen wir sie uns abgewöhnen? Ein waschechter Rheinländer, Westfale, Ostfriese, Schwabe, Badenser, Hesse, Berliner, Kölner, Sachse, Bayer usw. spricht kein hochdeutsch. Natürlich können sie das, aber sie pflegen ihre Mundart. Kommen Sie mal zu uns in den Ruhrpott. Da lernen Sie eine ganz neue Sprache kennen :-). Was sagen Sauerländer dazu?



Natürlich ist es wichtig die Sprache zu lernen, wenn man in ein anderes Land auswandert oder dort eine Weile arbeiten möchte. Integration einzig und alleine an den Sprachkenntnissen auszumachen ist ein Fehlgriff. Irgendeinen Sündenbock muss man ja haben. Zur Zeit schwankt es zwischen Hartz IV-Empfängern und Migranten. Wobei man bei den Migranten unterscheidet und es auf Muslime und/oder Araber abgesehen hat. Ein Muslim ist nicht unbedingt ein Araber. Sie sollen alle Terroristen sein.

Viele Texte sind gespickt mit Fremdwörtern, die meist aus dem Lateinischen oder Griechischen stammen. Wissenschaftler, "Experten" und Politiker scheinen irgendwie ein Problem mit der deutschen Sprache zu haben. Bei wissenschaftlichen Texten braucht man ein Fremdwörterbuch. Es erweckt einen schlaueren und gebildeteren Eindruck. Ansonsten ist die Relevanz der Texte exemplarisch oder das tangiert mich extrem peripher. Und immer schön cool bleiben. Oder: we entertain you.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

DEMO: Loveparade Duisburg21 30.10.2010

Wir vergessen nicht...



...nie!!!

Sonntag, 24. Oktober 2010

So locker und leicht.......

Spätestens jetzt sollte uns bewusst werden, warum PolitikerInnen eine Integrationsdebatte wg. der deutschen Sprache führen. Sie werfen mit Fremdwörtern um sich, von denen die meisten Sprechblasenbenutzer wahrscheinlich nicht wissen, was sie in Wahrheit bedeuten. Sie kehren die Bedeutung von Fremdwörtern und deutschen Wörtern ins Gegenteil um. Wie wäre es mit einer Comedyshow? Das wird bestimmt genau so gut bezahlt, wie ständig in Talkshows zu senfen.




Urban Priol. Da müssen Sie klicken, weil wir das Video nicht einbetten können.
http://www.youtube.com/watch?v=FVs7e_4x6fw&feature=related

Samstag, 23. Oktober 2010

Der Agent Provocateur

Anscheinend hat man am sog. "schwarzen Donnerstag" in Stuttgart Provokateure eingesetzt. Was ist ein Agent Provocateur? Die Erklärung von Wikipedia:

"Als Agent Provocateur [aˈʒɑ̃ pʀɔvɔkaˈtœʀ] (frz. ‚provozierender Agent‘) bezeichnet man eine Person, die üblicherweise im Auftrag des Staates einen oder mehrere Dritte zu einer gesetzeswidrigen Handlung provozieren soll. Im weiteren Sinne wird damit auch ein Handeln bezeichnet, das durch die gezielte Vortäuschung oder auch Provokation einer ruchbaren Handlung die Stärkung der eigenen Position und die Legitimation für einen Eingriff anstrebt.

Wer die Tat eines anderen provoziert, um ihn beim Versuch zu überführen, kann nicht wegen Anstiftung zu dieser Haupttat bestraft werden, weil ihm der erforderliche doppelt bezogene Anstiftervorsatz fehlt, insbesondere hinsichtlich des Taterfolgs (§ 26 StGB).

Die Rechtsprechung geht davon aus, dass der Einsatz von V-Personen und von verdeckt arbeitenden Polizeivollzugsbeamten zur Bekämpfung besonders gefährlicher und schwer aufklärbarer Kriminalität, zu der auch der Rauschgifthandel gehört, notwendig und zulässig ist.[1] Tatprovozierendes Verhalten polizeilicher Lockspitzel kann indes nur innerhalb der durch das Rechtsstaatsprinzip gesetzten Grenzen hingenommen werden.[2]"

Ein Artikel aus der Taz dazu: Polizeibeamter bestätigt Einsatz von Provokateuren

Reizgasattacke in Stuttgart?



Bewegen wir uns von S21 weg und schauen uns diesen Bericht von "Spiegel TV" an. "10 Jahre 1. Mai", Teil 3 von 4 Teilen. Achten Sie auf den Polizeifunk:



Wir haben auf einer Maikundgebung folgendes erlebt. Vermummte tauchten auf. Sie haben auf mich die gleiche Auswirkung wie der Anblick von gepanzerten Robocops. Ich bringe mich und die meinen flugs in Sicherheit. Bei einer Kundgebung oder Demo möchte ich meine Meinung äußern können. An Krawallen und Gewalt bin ich nicht interessiert. Wir flüchteten in das Treppenhaus eines Wohnhauses und konnten vom Fenster beobachten, wie Steine und Flaschen flogen. Die Polizei griff hart durch. Komischerweise? verschonten sie die Vermummten und richteten ihren Unmut gegen die bis dahin friedlichen Demonstranten.

So schnell wie die Vermummten erschienen waren, so schnell waren sie wieder verschwunden. Wir hatten Einblick in eine Seitenstraße. Dort standen einige Polizeibusse, in die die Vermummten verschwanden und teilweise in Polizeiuniform oder normaler Zivilkleidung heraus kamen. Leider hatten wir keine Kamera dabei. Das sollte man mal gesehen haben.

Im Netz gibt es Polizeiforen, in die ich mich aus Interesse an Polizistenmeinungen regelmäßig begebe. Es gibt tatsächlich PolizistInnen, die sich nicht vorstellen können, dass ihre KollegInnen so etwas tun. Sie müssen entweder sehr leichtgläubig sein oder sind noch frisch im Beruf.

Wir möchten im Kinder-Alarm auf keinen Fall ein Pauschalurteil über "die" Polizei fällen. Bei Demos habe ich mich oft mit der Einsatzpolizei unterhalten. Sie wissen, dass sie von der Politik benutzt werden. Ihren Unmut sollten sie allerdings gegen ihre Befehlshaber richten.

Wir brauchen die Polimantei (Wortschöpfung meines Jüngsten) zu unserem Schutz. Wir möchten eine faire Polizei, die die Verhältnismäßigkeit der gewählten Mittel abwägt. Wir möchten keine "Willi Wichtigs" in Uniform. Wir wissen, dass viele von ihnen in einem Konflikt sind. Da ist der Befehl und dort sind die Demonstranten, deren Ansichten sie teilweise teilen. Das erkennt man in den Polizeiseiten. Das Gros äußert sich sehr vernünftig. Wir verweisen auf die "Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten (Hamburger Signal) e.V."

Ich habe meinen Kinder beigebracht, dass sie sich in der Not, wenn sie alleine unterwegs sind oder wir uns mal bei einer Veranstaltung verlieren sollten, an die Polizei wenden sollen. Sie haben an die Freunde und Helfer geglaubt. Seit polizeilicher Vorgehensweise bei den Bildungsstreiks und S21 gegen ihre AltersgenossInnen ist ihr Vertrauen verlustig gegangen. Ich glaube nicht, dass "die" Polizei das möchte.