"Weltweit schuften 215 Millionen Minderjährige, und die Zahl könnte noch steigen. Doch mit einer Ächtung der Kinderarbeit ist es nicht getan, sagt eine christliche Hilfsorganisation - sie setzt sich für die Legalisierung ein und will so Ausbeutung verhindern", schreibt SPON.
"Die Christliche Initiative Romero (CIR) und der Verein zur Unterstützung arbeitender Kinder und Jugendlicher (ProNATs e.V.) haben heute in Berlin auf einer Pressekonferenz die geltende weltweite Ächtung der Kinderarbeit kritisiert. Hintergrund der Pressekonferenz war der Internationale Tag gegen Kinderarbeit, der am Samstag, 12. Juni, begangen wird."
Im SPON bin ich durch das Forum geturnt und war teilweise über die Kommentatoren entsetzt, aber es gibt Lichtblicke, die ich "geklaut" habe:
"Mich schockiert es immer wieder, wie krank das ganze System ist. Da nehmen europäische Unternehmen eiskalt in Kauf, dass Kinder ausgebeutet und menschliche Ressourcen verschlissen werden oder auch, dass Arbeitsschutzbedingungen aus Kostengründen bewusst weggespart werden, selbst wenn das für einige den sicheren Tod bedeutet. Statt Sklavenarbeit abzuschaffen, wird sie einfach outgesourct."
"Wozu? Damit wir noch billiger an Lebensmittel und Kleidung kommen und mehr Geld für unsere Freizeit-Bespaßung übrig haben. So gesehen ist auch nicht die Wirtschaft alleine Schuld, wir alle machen uns schuldig, ob wir wollen oder nicht."
"Sie und ich, wir Europäer und Bürger der Ersten Welt, beuten weltweit die Kinder aus, nämlich über die "preiswerten" und billigsten Produkte, die Superschnäppchen, die wir hier mit Vorliebe kaufen. Wir halten uns unsere Sklaven nämlich weit weg in Asien und Südamerika, das sieht sauber aus und schmutzt nicht, zumindest nicht hier bei uns."
"Verhohnepiepeln Sie uns doch nicht. "Natürlich", so schreiben Sie, seien "unsere Kinder zum Teil einem Wettbewerbsdruck ausgesetzt". Natürlich? Sind Sie noch bei Sinnen?
Natürlich ist, dass unsere Kinder unsere 'Schutzbefohlenen' sind. Sie haben qua Geburt das alleroberste Menschenrecht, das der Würde. Kinder 'braucht' man nicht, Kinder sind keine verfügbaren Gegenstände - Kinder haben ihre Würde und Anspruch auf jeglichen Respekt. Wer das begriffen hat, der wird auch niemals zulassen, dass man ein Kind zu welchem Zweck auch immer 'missbraucht'. Denn vor dem Missbrauch stände immer die Vorstellung des 'Gebrauchs'.
Nein, nein, nein - Sie sind auf dem Holzweg. Ich sage Ihnen das aus der Überhöhung meiner Biografie. Ich war zehn, da habe ich frische Brötchen an die Türen von Leuten gehängt, die ich nie zu Gesicht bekam. Mit zwölf habe ich meine Tageszeitung ausgetragen. Mit 14 habe ich Brötchen, Semmeln oder was weiß ich an fremder Leute Türen gehängt und die Tageszeitung dazu. Das war - nun raten Sie mal - Kinderarbeit. Im Grunde bin ich sogar für Kinderarbeit. Sie muss nur 'entpflichtet' sein. Kinder dürfen nicht müssen müssen, was man ihnen abverlangt.
Ich halte Ihren Denkansatz für falsch. Sie nehmen Ihre Denke aus der Geschichte - unsere Kinder sind aber nicht Geschichte, sondern eher Zukunft. Und man darf Kinder nicht 'brauchen'. Wenn wir das mal gelernt haben, dann werden wir unsere Kinder auch nicht mehr 'missbrauchen'."
Der letzte Kommentar gefällt mir am besten. Auch wir haben als Kinder Zeitungen ausgetragen, Nachhilfe gegeben, für andere genäht und geflickt und damit Geld verdient. Wir haben Bauern bei der Feldarbeit geholfen, die uns reichlich mit Obst und Gemüse entlohnten. Wir haben Hafenarbeitern geholfen. Wir bekamen Produkte mit beschädigten Verpackungen geschenkt. Unsere früh verwitwete Mutter konnte uns kein Taschengeld geben. Wir wussten, dass sie jeden Pfennig umdrehen musste. Wir haben das freiwillig getan. Wenn wir bepackt mit unserer erarbeiteten Beute nach Hause kamen, standen ihr die Tränen in den Augen. Sie hat gearbeitet wie ein "Tier", um uns durchzubringen. Sie hat eine kleine Rente. Sie würde niemals Geld von uns annehmen, wenn einer von uns auf die Idee käme ihr das in die Hand zu drücken. Wir haben aber ihre Kontonummer. Mir haben ihren Schlüssel. Mama, du hast das alles gut gemacht. Mein Ältester gibt freiweillig Nachhilfeunterreicht. Teilweise gratis, teilweise verdient er sich damit Geld.
Wenn Kinder arbeiten müssen, ist das mehr als eine Schieflage.
"Jeder Überfluß hat die Armut als Nebenfluß."
Hellmut Walters
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