Samstag, 31. Juli 2010

Szenen einer Loveparade

Das ist unser Augenzeugenbericht. Jeder wird etwas anderes erlebt, gehört und gesehen haben. Es ist wichtig, dass die Menschen sich zu Wort melden, ihre Aussagen machen, ihre Fotos und Privatvideos zur Verfügung stellen, damit man sich ein Gesamtbild machen kann.

Mein noch 13jähriger Sohn teilte mir schon Wochen vorher mit: "Mama, ich gehe zur Loveparade um abzuraven". Er mag Technomucke. Mein Ältester, der keine Technomucke mag, sagte ihm: "Du glaubst doch wohl nicht, dass Mutti dich unbeaufsichtigt gehen lässt?!" Nein, das hat sie nicht. Meine ältere Schwester, die Massenveranstaltungen nicht besonders gerne mag, hat sich spontan Samstagmittag angeschlossen. Wir nennen sie die Gouvernante, weil ihr selten etwas entgeht. Wir verließen gegen 13.30 h das Haus.

Wir waren am Tunnel verabredet mit Freunden, die schon längst dort waren. Die Hintergrundkulisse hörte sich übers Handy bizarr an. Die Verständigung klappte schon ab ca. 14.00 h nicht mehr richtig. An der Koloniestraße stellten wir fest, dass die dort anwesenden Ordner und Polizisten nicht besonders gut informiert waren. Sie schickten die Leute von Pontius nach Pilatus. Es gab viele Irrwege. Die Sperrung der Straßen und Wege war u.E.keine gute Idee.

Wir gingen zur Grabenstraße und klebten fest an der Kreuzung Graben-, Kommandantenstraße. Wir sahen und hörten, wie Polizisten bespukt und beschimpft wurden. Muss man so miteinander umgehen?! Wundert Ihr Euch, wenn sie am Rad drehen (können)? An der Stelle standen Polizisten aus Aachen, sagten sie. Ich zog meine Brut raus und habe mich mit den PolizistInnen unterhalten. Sie gaben die Absperrung an der Kommandantenstraße frei für uns mit der Begründung, dass wir Anwohner seien. Dieser Straßenteilbereich war bestückt mit Polizeiwagen. Bei Penny und Kik kam man nicht durch. Der Bereich war hinten abgesperrt. Also wieder zurück mit einem Äugsenzwinkern an die verwunderten PolizistInnen aus Aachen. Es war eins der Probleme, dass viele Ortsunkundige im Einsatz waren und man ihnen offensichtlich vorher keinen Stadt- und Absperrungsplan zur Verfügung gestellt hatte oder sie haben sie nicht studiert?

Die Enge hatte sich in den wenigen Minuten, wo wir über den Parkplatz der Geschäfte liefen (dort standen auch Polizeibusse), aufgelockert. Wir liefen ein Stück und standen vor Ordnern mit hellblauen T-Shirts und der Aufschrift "Security". Ich sah viele "Kinder"gesichter unter ihnen. Ihnen fehlte die Erfahrung. Als ich die Absperrungen sah, habe ich gefragt, ob das Absperrungen seien oder Käfige? Ein Ordner, höchstens 18 Jahre jung meinte, dass erschiene mir nur so und ich meinte, ob die Stadt und der Veranstalter noch alle an der Latüchte hätten?

Wir wurden durchsucht wegen Glasflaschen. "Leider" fand man in unseren Rucksäcken nicht das "Befürchtete". Ich habe dem Ordner gesagt: "Wenn sie mir die Butterbrote zerquetschen, werde ich sauer". Seine Hände wurden sehr vorsichtig. Schokolade, Limonade, rote Schorle, Butterbrote, Mineralwasser, vier Flaschen Bier. Es waren alles Plastikflaschen. Mein Ältester hat ein Buch eingepackt. Das ist "typisch" für ihn. Mein Rucksack hat Seiten-, Vorder- und eine Zusatztasche im Innenbereich. Man hätte eine Menge durchschleusen können. Darauf habe ich einige Ordner aufmerksam gemacht. Hallo, durchsucht ihr richtig oder macht ihr gerade 'ne Luschennummer? Wie war das mit der Sicherheit? Sie waren hilflos und schlecht geschult. Ich glaube, man hat viele ein T-Shirt anziehen lassen und sie hurtig zu "Securitys" gemacht. Kostenersparnis? Dadurch sind doch Glasflaschen im Gelände gelandet. Das war aber nicht das Problem.

Wir kamen an den Tunnel Karl-Lehr-Straße. Es war sehr laut im Tunnel durch Trillerpfeifen, Vuvuzelas und hier übliche Fussballtröten. Mein Ältester ist von einem Mann dumm angemacht worden, der nicht mehr ganz nüchtern wirkte. Mein Jung' nahm meine Hand in die Seine. Den Typ habe ich eines besseren belehrt. Wir hörten nicht nur diese ätzenden Geräusche.Wir sahen die Wildpinkler. Ekelig. Könnten sich entsprechende Herren der Schöpfung das abgewöhnen? Polizisten und Ordner haben wir vor, im und hinter diesem Tunnel nicht gesehen. Meine Schwester hat meinen Süssen erblickt, der auf dem Weg zurück war und uns suchte. Unsere anderen Leutchen haben wir nicht mehr gefunden. Wir konnten uns nicht mit ihnen verständigen.

Wir gingen gegen 14.30 h die Rampe ohne Gedrängel entlang. Wir sahen, wie es da aussah. Schotter, Dreck, rechts waren Zäune hinter denen Polizisten und Polizeibusse platziert waren. Rettungskräfte sind uns dort nicht aufgefallen. Für das Parken ihrer Autos hätte ich Verständnis gehabt. Meine Kinder rückten immer näher an mich. Wir gingen durchs Gelände und fanden einen Platz an der Anhöhe rechts. Von da rechts von uns war das alte Güterbahnhofsgelände. Meine Kinder (das sind Teenager) wollten nicht bleiben. Ihnen behagten die vielen Menschen nicht. Das war gegen 15.00 h.

Ich wollte sie zurück begleiten. Das wollten sie nicht. "Hömma Mama, wir sind doch keine Babys. Lasse uns das alleine tun". Wenn ich ehrlich bin, sind sie für mich immer noch meine Babys. Der Kleene ist so groß wie ich, der Große 1,84 cm. Sie haben Judokurse besucht und können sich verteidigen. Ich habe mit ihnen ausgemacht, dass sie an den Zäunen vorbei gehen, wo die Polizei steht und dass sie mich anrufen, wenn sie heil zu Hause sind. Ich bekam keinen Anruf. Normalerweise kann ich mich auf sie verlassen. Ich konnte sie nicht erreichen und sie mich nicht. Sie haben zehn Versuche unternommen. Ich noch viel mehr. Zusammenbruch des Handynetzes?! Wo bleibt die Erklärung? Sie waren gegen 15.30 h zu Hause.

Wir standen auf dieser Anhöhe. Neben uns links stand eine Gruppe junger Menschen, die blödelten. Sie behaupteten sie würden den Wodka-Energy-Drink trinken. Sie tranken Apfelsaft. Wir haben viel mit ihnen geplaudert und geblödelt. Eine junge Frau erzählte, dass sie schon oft bei Rockkonzerten war und bei den Loveparades in Essen und Dortmund. So eine bescheuerte Örtlichkeit und Organisation hätte sie noch nie erlebt. Rechts standen ältere Menschen. Sie tanzten mit Begeisterung mit uns als die Mucketrucks kamen und tranken Mineralwasser. Ein wenig störend an dieser Stelle war, dass sich immer wieder Menschen vorbei drängelten, weil ganz oben die Toiletten standen.

Ist es schlimm zu tanzen und ein wenig Spaß zu haben? Wenn ich die wertenden, verurteilenden Artikel mancher Autoren lese, scheint es etwas Verwerfliches für sie zu sein. Sie tun so, als ob die Teilnehmer die "typische", verdorbene, gedankenlose Spaßgesellschaft der "Unterschicht" seien, die nur kiffen, sich betrinken und feiern.

Rave, rave, rave. Ja, das hat Spaß gemacht. Die meisten sind auf dem falschen "Tripp". Im "Pott" haben Massenveranstaltungen Volksfestcharakter. Da geht die Oma mit dem Enkel, die Eltern mit den Kindern. Es war keine reine Jugendlichenveranstaltung. Vom Kind bis zur älteren Generation (ich schätze ab 10 Jahre bis zu 65 Jahre) waren mehrere Altersgruppen vertreten. Das ist auch gut so, weil die "Oldies" Gelassenheit auströmen und ruhig bleiben. Wir haben mehrere Kinder gesehen, die sich ängstlich an die Erwachsenen klammerten.

Als die Trucks durchgefahren waren, (barbusige Frauen, die sich die Kleider vom Leib gerissen hatten, haben wir nicht gesehen) kam eine Gruppe Polizisten vorbei und einer sprach laut in sein Funkgerät: "Diesen Wahnsinn kann ich nicht mehr verantworten. Hier sind viel zu viele Menschen durchgelassen worden". Darauf haben wir die Beine in die Hand genommen. Eine Uhrzeit dazu kann ich nicht nennen. Danke, Herr Polizist. Wir sahen niedergetrampelte Zäune, die wir von unserem Platz nicht sehen konnten. Mir wurde mulmig.

Ich sah meine Schwester an. Sie sah mich an. Wir brauchten nicht sprechen. Ich hatte ihre Hand in der meinen. Wissen Sie, was dann kam war furchtbar. Nicht absehbar. Viele Menschen wollten nach draußen. Sie waren in guter Stimmung. Wir konnten nicht mehr weiter. Wir standen noch locker in Reih ' und Glied. Wir sahen, wie Menschen an den Flutlichtmasten hoch kletterten. Am vorderen Mast (links vor dem Tunnel zur Karl-Lehr-Straße) tauchten Polizisten auf. Sie halfen den Menschen vom Mast auf das Gelände oben zu kommen. Man musste noch über ein Geländer. Wir haben gewitzelt, weil manch ein Polizist "bereitwillig" die hübschen Frauen in den Arm nahm und herüber trug. Die Männer bekamen die Hand.

Wir sahen die Rampentreppe links. Polizei und Ordner waren im Einsatz. Wir sahen, wie sich Menschen abmühten dort hoch zu kommen. Wir sahen bewusstlose Menschen und Menschen, die kurz vor der Bewusstlosigkeit waren, die man noch oben trug. Ein Mann im blauen T-Shirt, den man auch im TV sah, verlor seinen Schuh. Er wollte seiner Partnerin helfen. Ein Mann, der torkelig wirkte und schon längst oben war, kam wieder herunter. Möglicherweise sorgte er sich um jemanden. Ihm hat ein Polizist ein paar Schläge versetzt. Ihm ging es wohl nicht schnell genug bzw. er hatte wohl Probleme für sich selber auf der Treppe für Halt zu sorgen. Weiter oben hat er erneut seinen Knüppel schwingen lassen. Aufgrund der Proteste der Menschen und der Zurechtweisung seiner Kollegin hörte er schnell damit auf. Man konnte nicht hören, was sie schrie. Ihre Mimik und Gestik zeigte eine deutliche Sprache.

Im Nachhinein halten wir dem Polizisten zugute, dass er selber in Bedrängnis war. Er hat vielen Menschen geholfen. Wir vermuten, es war seine Absicht die Treppe für möglichst viele Menschen passierbar zu machen. Zwar sehr ruppig, aber wirkungsvoll. Ein Ordner hat sich über das Geländer der Treppe gelehnt und viele Menschen hoch gezogen. Es wirkte brutal. Die Helfer wirkten überfordert. Das wären wir wahrscheinlich alle gewesen. Polizei und Ordner hätten sich besser regulierend unten an die Treppe stellen sollen. Teilweise waren sie den Flüchtenden im Weg. Wir wollten eigentlich auch über die Treppe. Das war die Idee meines Süssen. Mir gefiel das gar nicht. Er meinte, er regelt das schon.

Wir sahen die Mauer zwischen den Tunneln, wo die Menschen kletterten. Links, rechts, geradeaus, hinter uns waren Menschen in Panik und ich habe nicht verstanden warum?

Wir bemühten uns die Menschen um uns herum zu beruhigen. Bleiben sie bitte ruhig. Drängeln sie bitte nicht. Nehmen sie bitte ihren Ellebogen aus meinem Kreuz. Zerquetschen sie mich bitte nicht. Immer schön cool bleiben. Warten wir ab. Bleiben wir ruhig. Von vorne kamen Menschen aus dem Tunnel Düsseldorfer Straße. Was sich in dem Tunnel abspielte, darüber können wir nichts berichten. Es wurde von allen Seiten gedrängelt. Die, die sich herein quetschten erzählten, dass es keinen Ausgang mehr gäbe. Es sei alles gesperrt. Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und versetzte die Menschen erst recht in Panik. Es wurde immer enger. Wir schwankten hin und her. Eine Welle ging durch diese Menge. Eine ältere Dame war mit ihrem 14jährigen Enkel da, der eigentlich alleine zur Loveparade gehen wollte. Das hat sie erzählt. Das hat Oma aber nicht geduldet. Er schluchzte: "Oma, bin ich froh, dass du bei mir bist". Armes Kerlchen. Sie gehörte zu den Menschen, die uns später folgten.

Die Menschen fingen an mehr und mehr durchzudrehen. Warum gab es keine beruhigende erklärende Durchsage? Es gibt Megaphone und Microphone. Da war gar nichts im Zeitalter der Technik. Es wäre das Mindeste gewesen mit ruhiger Stimme zu sagen: "Beruhigen sie sich, halten sie inne, in ein paar Minuten ist die Lage geklärt. Gehen sie hier hin oder dort hin". Nichts. Der größte Fehler war für uns, dass niemand den Menschen sagte, was los ist. Ihnen fehlte ein klare Ansage.

Der junge Mann mit den leicht gelockten Haaren und dem schwarzen T-Shirt, an den ich mich klammerte (albern, man hätte nicht umfallen können, aber man sucht Halt), dem schicke ich meinen Dank .Was für ein menschliches Schnuckelchen. Ich stand kurz vor dem Kreislaufkollaps und er wedelte mir Luft zu. Wenn man so gedrängt steht, einem der Brustkorb gequetscht wird, bekommt man schlecht Luft.

Meine Schwester ruckelte an mir. "Sieh mal, da oben". Die Gouvernante. Da oben standen Ordner, Polizisten und Besucher, die nach links zeigten und wild gestikulierten. Sie wiesen den Weg zurück ins Gelände. Da stand aber auch ein Mann, der nach rechts zeigte in Richtung Tunnel Karl-Lehr-Straße. Ich richtete meinen Focus auf ihn. Wer war das? Ich würde mich gerne bei ihm bedanken. Wir haben nicht lange gefackelt, sind seinem Hinweis und unserem Instinkt gefolgt. Es gab eine Lücke zwischen den Menschen, die links, rechts und vorne nach oben wollten.

Warum hat das keiner den Besuchern gesagt? Nach wenigen Minuten konnten wir atmen. Wir waren heraus aus der Masse kurz vor dem Tunnel Karl-Lehr-Straße. Atmen, atmen, atmen. Es flogen doch die Hubschrauber. Polizisten meinten in Tunnennähe wir sollten ganz schnell nach Hause gehen. Das muss gegen 17.00 h gewesen sein.

Wir sind sprachlos durch den Tunnel. Man kam locker durch. Ich dachte in dem Moment, ich wäre zum Elch geworden, wenn meine Kids dabei gewesen wären. Als wir aus dem Tunnel heraus waren, fragten uns Ordner, was wir vorhaben. Ich sagte: "Nach Hause, nur noch nach Hause". Sie meinten, es würde gleich alles abgesperrt. Keiner käme mehr dort durch. Sie würden nur noch Leute heraus lassen. Wir haben ihnen erzählt, wie die Situation ist. Einer wurde blass und rannte los. Wir gingen weiter.

Mein Süsser musste Pippi und während er in der Schlange an dem Dixie-Klo stand trafen wir wieder auf die Aachener Polizisten. Sie kamen uns schon vor wie "alte" Bekannte. Daneben standen Rettungskräfte. Wir haben ihnen gesagt, was sich abspielt. Ein Sanitäter erzählte von Verständigungsschwierigkeiten und Fehlinformationen. Sie wussten von nichts oder sie taten so? Der Polizist mit dem Funkteil am Ohr rannte sofort los. Warum rannte er und hat nicht gefunkt? Der Handyverkehr war zusammen gebrochen oder funktionierte nicht. Vielleicht auch der Funkverkehr nicht?

Uns kamen Menschen entgegen, die zur Loveparade wollten. Wir haben sie gewarnt. Sie zauderten und meinten, sie gingen mal gucken. Ich hoffe, sie haben nur geguckt.

Zu Hause angekommen sprangen mir meine Kids entgegen und sagten, dass es Tote gab. Wie bitte? Was muss in ihnen vorgegangen sein? Mein Sohn meinte: "Wir wussten, dass du uns nicht alleine läßt und durchkommst, du Kampfmutterglucke". Also, das Wort müssen wir noch ausdiskutieren. Es war kurz vor 18.00 h. Es waren wenige Minuten, die wir dem Drama (ist das jetzt das richtige Wort?) entgangen sind. Wenn Sie glauben, dass die meisten betrunken oder vollgekifft waren, haben Sie sich getäuscht.

Ich fing an in der Küche zu werkeln, um Essen zuzubereiten. Mein Ältester nannte es frusthantieren. Meine Schwester, die das TV angeschaltet hatte (die Kids hatten Radio gehört), kam leichenblass in die Küche und sagte: "Es sind viele Tote". Mir fiel das Messer aus der Hand. Mir wurde schwummerig. Tja, wir sahen Regional-TV. Was hatten sie in ihrem "Übereifer" alles falsch berichtet, wo sie mit anderen Medien vorher kritiklose Reklame für die Loveparade gemacht hatten? "Die" Medien waren unschuldig?

Wir hatten unsere Schutzengel. Wir hatten unseren Instinkt. Man kann es auch Selbsterhaltungstrieb nennen. Mich drängte vor allem der Gedanke beim Verlassen des Geländes: was ist mit den Kindern? Sprüche wie: selbst schuld, wenn man dahin gegangen ist, darf man sich bei uns im Blog ersparen. Selbst schuld, wenn man am Straßen- und Flugverkehr oder ähnlichem teilnimmt?! Alles selbst schuld in einem Land, welches für die berühmte deutsche Gründlichkeit, Ordnung und Sicherheit bekannt ist?!

Es ist nicht so einfach alles zu schreiben. Ich werde es aber tun. Jede Szene, jeden Moment, den wir gesehen haben. Aus den Puzzlesteinen muss ein fertiges Puzzle werden. Helfen Sie mit. Uns wird sicherlich noch mehr einfallen, was wir gerade nicht bedacht haben oder verdrängt haben oder, oder, oder... Die angegebenen Uhrzeiten sind nicht auf die Minute genau. Wir haben nicht auf die Uhr gesehen, weil wir alle keine Armbanduhren tragen und sie nicht mögen. Das einzige Handy war funktionsuntüchtig. Zufall? Das Festnetztelefon klingelte zu Hause: "Seid ihr noch heil. Ist alles klar?" Ja oder eher Jein. Am Montag haben wir unsere Zeugenaussagen mit glasigen Augen und zittriger Stimme bei der Polizei gemacht, obwohl wir das Schlimmste nicht erlebt und gesehen haben. Der Aufruf kam von den Regionalmedien. Ob das wirklich von Interesse ist?

Hier ist noch ein Bericht. "Der stellvertretende Polizeipräsident hat auf der Pressekonferenz auf die Frage der Besucherzahl geantwortet, dass die einzig belastbare Zahl 105.000 sei". Und wie war sie wirklich? Die Medien waren sehr schnell mit ihren Zahlenvorgaben. Woher glauben sie es zu wissen? Es gab keinen Zähler. Wir zählen noch 10 Personen dazu. Viele melden sich nicht. Sie sind zu geschockt oder haben kein Internet. Damit Sie da draußen, die anscheinend der ein oder anderen Mär zum Opfer gefallen sind, die Stadt nicht so negativ sehen, bitten wir Sie diesen Bericht zu lesen. Sehen Sie unseren Bericht bitte als Teilbericht. Es sind "nur" selbsterlebte Szenen.

Wir haben die Rede von Frau Kraft gehört. Ihre Stimme klang brüchig und zittrig. Ich dachte, da steht ein Mensch, der gleich in Tränen ausbricht. Ihr Sohn war bei der Loveparade. Was, aus solchen "hohen Kreisen"? Ich hoffe, sie hat das nicht geschauspielert, es wurde nichts verzerrt und sie lässt ihren Worten Taten folgen. Frau Kraft, wenn sie das sind, was sie "vorgeben" zu sein, können sie möglicherweise eine gute Landeschefin werden. Denken Sie daran Frau Kraft. Wir vergessen das nicht.

Wir senden ein Lied, welches unseres Erachtens passt. Local Hero für Duisburg. Dazu gibt es einen gleichnamigen Film. Wer den Film und die Musik kennt, weiss, was wir meinen. Es gab Helden, Helfer, Versager, Versagende, Unwissende, Wissende, Unverantwortliche, Unermüdliche im positven und negativen Sinne, Gierige, nichts Ahnende, Unbekümmerte, Leichtfertige, Verantwortliche, Zusammenbrechende, Standhafte:


Wir haben uns viele Videos angesehen und es ist schwer zu fassen, dass Menschen zu Tode kamen. Wir ersparen uns Schuldzuweisungen und bedanken uns bei allen Menschen, die geholfen haben. Wir können mit den Angehörigen fühlen, weil wir wissen wie es ist, wenn man einen geliebten Menschen durch den Tod verliert.

Freitag, 30. Juli 2010

Donnerstag, 29. Juli 2010

Mittwoch, 28. Juli 2010

Samstag, den 31.07.2010; Trauerfeier in Duisburg für die Loveparade-Opfer

Der Westen informiert:
"Die Landesregierung plant für den kommenden Samstag um 11 Uhr in der Duisburger Salvatorkirche eine zentrale Trauerfeier für die Loveparade-Opfer. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff haben ihr Kommen zugesagt....

...Der ökumenische Gottesdienst wird live im ARD-Fernsehen übertragen. Außerdem wird es eine Außenübertragung auf Großleinwände am Burgplatz und im Innenhafen geben."

In den Userkommentaren erkennt man die emotionale aufgebrachte Stimmung in der Bevölkerung. Wenn Frau Merkel und Herr Wulff kommen, sollten sie sich ihre salbungsvollen Reden sparen. Das übliche "wir sind tief betroffen", "wir trauern mit ihnen", um dann zur Tagesordnung überzugehen bzw. sich zurück in den Urlaub zu begeben, dürfte nicht gut ankommen. Manchmal ist es besser zu schweigen. Wir befürchten, das Erscheinen von diversen Verantwortlichen könnte zur Eskalation führen.

Wir möchten die Teilnehmer bitten diesen Anlass nicht für Proteste zu nutzen. Das wäre den Opfern gegenüber nicht gerecht, ein Schock für die Angehörigen und für alle, die es physisch heil überstanden haben. Die psychische Verarbeitung steht auf einem anderen Blatt. Denken Sie auch an Polizisten, Ordner, Rettungskräfte, die bis zur Erschöpfung geholfen haben und selber physisch und psychisch angeschlagen sind.

Wenn Sie etwas tun wollen nehmen Sie bitte an der Demo am Donnerstag teil, wenden Sie ihren Unmut gewaltlos an die Verursacher und Verantwortlichen, verstricken Sie sich nicht in einseitige Schuldzuweisungen, lassen Sie das Geschehene nicht in Vergessenheit geraten, helfen Sie durch Zeugenaussagen, Fotos und Privatvideos bei der Aufklärung.

Wir möchten uns bei den Polizisten, den Ordnern und Teilnehmern bedanken durch deren Hilfe und Hinweise wir körperlich unversehrt noch rechtzeitig der Katastrophe entkamen. Das waren unsere Schutzengel. Vielen vielen Dank. Wenige Minuten später... Ach, ich darf gar nicht daran denken.

Wir werden an dieser polit- und mediengeilen "Trauerfeier" nicht teilnehmen. Die Angehörigen sind nicht eingeladen worden. Wir gehen zurück an den Ort des Geschehens. Wir wollen uns das Gesabbel nicht anhören.

Viele schreiben, dass dieses Ereignis hochgezogen wird und es wichtigere Dinge gäbe. Das streite ich nicht ab. Es gibt viel Schlimmes, Ungerechtes und Vertuschtes in der Welt. Wenn wir nicht im "Kleinen" anfangen, nicht mit den "kleinen" Ungerechtigkeiten hartnäckig versuchen aufzuräumen, können wir im Großen nichts ändern.

Mein Bericht kommt noch. Das wird der längste Kinder-Alarm-Post meines Lebens. Ich möchte nichts vergessen. Ich rege mich auf über die Berichterstattung und am meisten regen mich Menschen auf, die sagen: "Selbst schuld, man hätte ja nicht hingehen müssen".


Donnerstag Demo vor dem Duisburger Rathaus

Um 10 Uhr startet am Donnerstag den, 29.07.2010 eine Demo vor dem Duisburger Rathaus. Aufgerufen hat zu der angemeldeten Veranstaltung Markus Schröder. „Damit soll Druck auf die Politik und die Stadtverwaltung ausgeübt werden“, sagte er. „Im Rathaus versucht doch jeder, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.“ Schröder, der in der Stadt und an der Unglücksstelle zur Demo aufgerufen hat und mit „einigen hunderten Teilnehmern“ rechnet, fordert auch den Rücktritt des Oberbürgermeisters.

Sonntag, 25. Juli 2010

In Gedenken an die 21 Toten der Loveparade 2010



Wir waren bei der Loveparade. Genau da in der Panik und haben es gesehen:






Schwalbe wird noch ausführlicher berichten von dem, was wir erlebt haben. Es war und bleibt unfassbar und wir sind froh, dass wir heil heraus kamen. Wir waren gegen 17.45 h wieder zu Hause und haben durch den WDR erfahren, dass es Tote und Verletzte gegeben hat :-(

Freitag, 23. Juli 2010

Kinderarbeit

"Niemand weiß wirklich, wie viele Kinder in Pakistan täglich arbeiten müssen. Schätzungen reichen vom 7 bis 30 Millionen. Damit ist Kinderarbeit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Kinder arbeiten als Straßenhändler, in Gerbereien, Ziegeleien, in der Landwirtschaft, der Teppichproduktion oder anderen Branchen. Dabei schuften sie meist für einen Hungerlohn, für eine oder zwei Mark am Tag. Ihre Gesundheit wird oft ruiniert, und da sie nicht zur Schule gehen können, sind ihre Zukunftsaussichten schlecht."

"In London kauft ein Hedge-Fonds angeblich sieben Prozent der Welternte an Kakao auf - und treibt so den Kurs auf Rekordhöhe. Händler und Verarbeiter bekommen es mit der Angst zu tun."

Über die Bedingungen der Kakaoernte und zu "Internationaler Tag gegen Kinderarbeit" hatten wir berichtet.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Wir bauen uns eine Bombe oder ein Atomkraftwerk?

Man liest immer wieder von Bombenbauanleitungen im Internet. Mit der Begründung hat ein US-Webhoster 70.000 Blogs gesperrt. Angeblich soll es eine Anleitung zum Bau einer Rohrbombe gewesen sein. Unweigerlich kommt dabei gebetsmühlenartig Al-Qaida in Spiel. Wenn Al-Qaida noch nicht erfunden worden wäre, müsste man sie erfinden. Ihnen kann man alles in die Schuhe schieben. Wie praktisch.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) und der Chef Klaus Jansen soll das Internet als größten Tatort der Welt bezeichnet haben mit einer Zerstörungskraft von Atomwaffen. Er soll einen verlässlichen Identitätsnachweis im Netz gefordert haben. Manchen Leuten scheint die Hitze zu Kopf zu steigen.

Wollen sie uns alle auf den Arm nehmen? Da müssten sie jeden Chemiker, jeden Chemielehrer, -dozent und -professor, jeden Chemieschüler und -studenten, jeden Chemiebewanderten unter Terrorverdacht stellen. Im Chemieunterricht haben sie neulich einen Zeitzünder gebastelt. Ein Tisch war danach hin. Bumm. Die Chemielehrerin hat den Kids erklärt, wie man einen Atomsprengkopf bastelt. Schauen Sie bitte in die Chemiebücher von Schulkindern und Studenten. Die Buchverlage muss man gleich mit verbieten? Chemiebücher mit entsprechenden Infos findet man in jedem Buchgeschäft, in jeder Stadtbücherei. Sie züchten also den Terrornachwuchs heran? Chemie muss als Fach oder Fachrichtung verboten werden?

Ein Freund von mir ist Chemiker. Er meint, jeder der sich mit Chemie auskennt kann eine Bombe basteln. Die "Zutaten" wären ganz einfach zu kaufen. Er hat als Kind sein halbes Zimmer in die Luft gejagt. Die Eltern haben es bereut ihm einen Chemiebaukasten geschenkt zu haben. Aus dem Grund kam mir auch kein Chemiebaukasten ins Haus. Er muss damals schon ein kindlicher Terrorist gewesen sein.

Hier geht es mMn um die Zensur unliebsamer Blogs mit den üblichen vorgeschobenen Gründen wie Terrorgefahr und Sicherheit. Schauen Sie sich bitte in Spielzeuggeschäften und -abteilungen um, was es dort alles zu kaufen gibt. Schön aufgezeigt hat es Loriot:

Montag, 19. Juli 2010

Euro-Konferenz in Berlin:

Am 25. September steigt in Berlin die große Aktions-Konferenz gegen den EURO-WAHN

"Der Euro wackelt. Mit fantastischen Milliardenbeträgen vornehmlich aus Deutschland soll ein Zusammenbruch der Gemeinschaftswährung verhindert werden.

„Den Euro verteidigen, koste es, was es wolle!“, forderte EU-Kommissionspräsident Barroso im Mai 2010. Die Rechnung zahlen wir: die Steuerzahler, die kleinen Leute und der Mittelstand.

Die Griechenland-“Hilfe“ (deutscher-Anteil: 22,4 Milliarden Euro) und der Euro-“Rettungsschirm“ (deutscher Anteil: bis zu 148 Milliarden Euro) betragen das Siebenfache des jährlichen Hartz-IV-Staatsbudgets!" Weiter geht es hier.

Sonntag, 18. Juli 2010

TV-Tip

Wer die Wahrheit sagt, braucht bekanntlich ein schnelles Pferd...

http://www.tagesschau.de/ausland/weltspiegel278.html

TÜV-Siegel gleich Profitgarantie



Auch Frontal 21 berichtete in der Sendung vom 01.06.2010 über die fragwürdigen Geschäfte des TÜV. Angesichts dieser Tatsachen stellen sich folgende Fragen. Warum gibt es keine staatlichen Überwachungstellen? Und wie verantwortungsvoll gehen unsere Politiker mit der Sicherheit der Bürger und Bürgerinnen in unserem Land um? Profit um jeden Preis?

Samstag, 17. Juli 2010

TonyCash & Matraxx - Killuminati

Wellmann erklärt die Arbeitslosenzahlen

Steuergelder sind zum ausgeben da?



Kommentar von Schwalbe: Andy hat mir einen schönen "Ball" vorgelegt. Diese Gespräche kenne ich. Ich kenne sie mit Firmen, Versicherungen, Behörden, Medien, Call-Centern, Parteien, Meinungsforschungsinstituten. Wenn man kritisch nachfragt, stottern sie herum. "Äh, ich weiß nicht, was sie meinen"? Wie bitte"? "Was meinen Sie"? "Auf was berufen Sie sich"? "Wo haben sie das her"? "Alles Verschwörungstheorien". Der Hörer fliegt auf, wenn man seinen Gesprächspartner "annagelt".

Ich hatte neulich ein Gespräch mit einem Vertreter einer gewissen Softwarefirma, der mir etwas verkaufen wollte, was ich nicht gebrauchen kann. Als ich ihm nachwies, dass ich darüber besser Bescheid weiß als er, beschimpfte er mich übel und schmiss den Hörer auf. Tapfer, wenn man unter "unbekannt" anruft. Die Verkaufsschulung hat in dem Fall wohl nicht geklappt.

Ein besonderer Spaß ist für mich, wenn mir die Presse ihre Zeitungen andrehen will. Wir schicken Ihnen unsere "unabhängige" Zeitung zur Probe. Was für eine unabhängige Zeitung? Das können sie gerne machen. Ich kaufe und abonniere aber nicht. Das sage ich grundsätzlich vorher. Schön, wenn sie mich hinterher anrufen und fragen, was ich von der "Qualität" ihres Blattes halte? Gar nichts. Eine Dame einer bekannten Tageszeitung sagte zu mir, ich solle nicht locker lassen. Sie wisse, was ich meine. Beschweren sie sich weiter, meinte sie.

Wenn man Sender kritisch anruft, erfolgt genau diese Reaktion. Wenn man sie skeptisch/kritisch per Mail oder in den Kommentarfuntionen anschreibt, wird man zügig gesperrt. Es lebe die Demokratie.

Wikipedia ist meines Erachtens ein zensiertes Online-Lexikon und Abgeordnetenwatch ist irgendwie abgeordnetenverwatcht oder -verwascht?

Sorry Aint Enough No More (bp oil spill song)

Dienstag, 13. Juli 2010

Wofür gehen viele Menschen auf die Straße?

Die WM hat es uns gezeigt. Hundertausende waren dafür auf den Straßen:
"Public Viewing in größerem Umfang gibt es seit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, bei der auch dieser Ausdruck im deutschen Sprachgebrauch etabliert wurde. Im englischen Sprachraum bezeichnet der Ausdruck im Allgemeinen die öffentliche Präsentation einer Sache[2][3] bzw. einen Tag der offenen Tür sowie (in den USA) die öffentliche Aufbahrung eines Toten.[4] Seit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wird die Formulierung jedoch gelegentlich auch im Englischen von internationalen Verbänden und Medien in Bezug auf die Übertragung von Sportveranstaltungen auf Großbildwänden verwendet.[5] Seit 2007 ist das Wort im Duden aufgeführt.[1]"
Quelle Wikipedia.

Amerikaner und Briten haben keinerlei Verständnis dafür, dass wir die Worte benutzen, weil es für sie eine andere Bedeutung hat. Also, machen wir das mal anders. Die Menschen waren zum öffentlichen Fußballschauen und Feiern auf den Straßen. Haben Sie die Fanmeilen gesehen? Die Massen, die sich dort einfanden und bewegten? Warum tun sie das nicht für ihre Rechte?
Warum bekommen Menschen ihren Hintern nicht hoch, wenn es darum geht, dass man ihnen ihre Rechte beschneidet? Beantworten Sie sich die Frage bitte selbst, bevor ich loslege :-o)


Wühlen nach Essen in der Mülltonne in einem Sozialstaat

Der MDR hat berichtet:
"Und wenn sie was gefunden haben, dann essen sie es auf oder nehmen es mit. Für uns, die wir das nicht nötig haben, ist das schlimm zu sehen."

"Hunger in Deutschland
In Deutschland sind elf Millionen Menschen von Armut bedroht. Tausende leben bereits am Existenzminimum. Dabei handelt es sich nicht nur um Obdachlose, sondern auch um Rentner, Witwer, Alleinstehende und Alleinerziehende. Für viele gehört der Hunger inzwischen zum Leben dazu. Und ihre Situation scheint aussichtslos."

Schauen Sie sich das Video unten an. Menschen suchen in Mülltonnen nach Essen. Diese Szenen haben ich selber schon beobachtet. In den Mülltonnen wird auch nach Pfandflaschen gesucht, um den Pfand einzulösen und sich davon etwas Essbares kaufen zu können.

Hintergründe und Finanzierung der Bürgerarbeit

Übernommen von "Mein Politikblog":
"Von Klaus Wallmann sen. | RandZone-Online | – Das “Projekt Kommunal-Kombi” ging in die Hose, also legt man ein neues “Projekt” auf, das man mit derselben Demagogie an den Mann und die Frau zu bringen sucht:

“Aktiv zu sein ist besser als zu Hause auf ein Jobangebot zu warten.”

So Arbeitsministerin von der Leyen (CDU) während der Vorstellung ihrer neuesten “Förderungsmaßnahme”, die sich an die US-amerkanischen “Workfare”- Programmen der 90er Jahre anlehnt.

Ab 15. Juli sollen die ARGEn und “Jobcenter” bundesweit 160.000 Langzeitarbeitslose (von aktuell 914.843 ALG-I- und 4.998.061 ALG-II-Beziehern) auswählen, um sie gezielt in den Arbeits”markt” zu vermitteln. (Stellt sich die Frage, was die argen Jobcenter denn bisher so gemacht haben.)

Frau von der Leyen hat angeblich die Erfahrung gemacht, daß auf diese Weise vier von fünf Arbeitslosen vermittelt werden bzw. freiwillig auf Regelleistungen verzichten.

Für letzteres fehlt jede halbwegs verständige Begründung, und gegen die Leyensche Erfahrung spricht die Zahl der Arbeitslosen selbst, die trotz allmonatlicher Jubelmeldungen aus dem Haus der Bundesagentur seit Jahren auf hohem Niveau verharrt.

Nach Leyenscher Rechnung bleiben nach diesen sechsmonatigen intensiven und schließlich von Erfolg gekrönten Vermittlungsbemühungen nur noch 34.000 Langzeitarbeitslose übrig, die dann die frohe Botschaft der christlichen Arbeits- ministerin am eigenen Leib erfahren dürfen.

Diese Botschaft heißt “Bürgerarbeit”.

Wie gehabt geht es dabei um die Betreuung von Alten und Behinderten, die Leitung von Angeboten für Jugendliche, Laub aufsammeln, Eis hacken, Kastanien sammeln oder was den Kommunen sonst noch so einfällt. Selbstverständlich, daß diese Arbeiten “gemeinnützig” sein müssen und keine regulären Jobs “verdrängen” dürfen. Diese Illusion ist längst als Illusion entlarvt, doch Frau von der Leyen hat wohl auch da ganz andere Erfahrungen (aus dem Lande Ganz-weit-weg).

Für 30 Arbeitsstunden in der Woche bekommt der “Bürgerarbeiter” einen “Lohn” von 900 Euro pro Monat. Brutto, versteht sich. Beiträge in die Arbeitslo- senversicherung werden nicht gezahlt. Also erwirbt der glückliche “Bürgerarbei- ter” während seiner auf drei Jahre befristeten “Bürgerarbeit” keine Ansprüche auf das reguläre Arbeitslosengeld, und landet letztendlich wieder in Hartz IV.

Während dieses “Bürgerarbeits”verhältnisses darf der “Bürgerarbeiter” Miete, Strom, Fahrkosten etc. aus seinem überaus üppigen Nettolohn bezahlen, während sich die argen Jobcenter diese Leistungen “sparen”.

“Bürgerarbeit” ist also Arbeiten für Hartz IV oder sogar für weniger. “Sparen” wird der Leyensche Apparat auch bei denen, die diese ach so wunderbaren Angebote für “Bürgerarbeit” ablehnen, denn die gewohnte Sanktionspraxis gilt auch für dieses Arbeits”angebot”.

Frau von der Leyen erwähnt 1,3 Milliarden Euro, von denen “der Bund” 690 Millionen und der Europäische Sozialfonds 610 Millionen Euro zur Verfügung stellt, mit denen dieses “Projekt” finanziert wird. Wobei man gar nicht oft genug erwähnen kann, daß sowohl Staat wie EU nichts produzieren oder verkaufen, also über keine eigenen finanziellen Einnahmequellen verfügen, so daß sie immer von unserem Geld reden, das sie da verteilen.

1,3 Milliarden Euro, das sind rund 433 Millionen pro “Bürgerarbeits”-Jahr. Die jährliche Finanzierung der 34.000 mit “Bürgerarbeit” beglückten beträgt also 12.735 Euro pro “Bürgerarbeiter”. Macht im Monat 1061 Euro. Wovon der “Bürgerarbeiter” laut von der Leyen aber nur 900 Euro (Brutto) erhält. Würde mich freuen, wenn mir jemand mitteilen könnte, wo die Differenz von immerhin 161 Euro pro Mann und Monat versickert. Denn immerhin sind das über die drei Jahre gerechnet insgesamt über 197 Millionen Euro – und, wie gesagt, unser Geld.

Keine Frage, daß es sich auch bei diesem christlich-leyenschen “Projekt” erneut nur um den weiteren Ausbau des vom Kapital gewollten und von deren Politi- kern daher beförderten Ausbau des Niedriglohnsektors handelt. Die Erpressung der Arbeitslosen geht weiter, denn ein “Angebot”, das man nur unter Gefähr- dung der eigenen physischen Existenz ablehnen kann, ist nichts anderes als Nötigung oder Erpressung, was selbst laut bürgerlichem Gesetzbuch bestraft werden müßte.

Unbestritten – außer von den leyenschen Parteigängern – ist auch, daß das Gesödere von der “Gemeinnützigkeit” nicht mehr darüber hinwegtäuscht, daß auch diese Niedriglohn-Variante weitere sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze vernichten wird. Wenn der Partei “DIE LINKE” ausgerechnet dies noch immer “unklar” ist, wie die “jungeWelt” heute schreibt, so überrascht mich das nicht wirklich. Gibt es dort doch durchaus “Linke” wie z.B. die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Thüringer Landtag, die “Genossin” Leukefeld, die dieses Niedriglohn-Projekt für eine “wirkliche Alternative zu Ein-Euro-Jobs” hält.

Der Niedriglohnsektor wächst und wächst, die Dumpinglöhne schießen ins Kraut. Das war, ist und bleibt das Ziel der herrschenden Klasse und ihrer politischen Geschäftsführer, deren “Sachverstand” einzig und allein der Profitlogik folgt.

Das aber bedeutet nicht nur Perspektivlosigkeit für die Mehrzahl der 7.755.799 “Leistungsbezieher” (Juni 2010), das bedeutet auch für viele Millionen arbeiten- der Menschen mehr als unerfreuliche Perspektiven.

Die volksfeindlichen Politiker des Kapitals wissen, daß sie Arbeitende und Arbeitslose nicht zusammenkommen lassen dürfen, und sie tun alles, um diese Einheit zu verhindern. Nur zusammen können wir ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Und wie sagte Frau von der Leyen so schön: “Aktiv zu sein ist besser als zu Hause auf ein Jobangebot zu warten.” Oder darauf zu warten, daß sich etwas ändert in diesem Land."

Quelle: RandZone-Online

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Liebe Leser, wir haben uns hitzefrei genommen, aber jetzt sind wir wieder da. Machen Sie sich bitte Gedanken über das Bürgerarbeitkonstruktum.

Mittwoch, 7. Juli 2010

Murphy's Gesetz

Treffendes Lied

von "bösen" jungen Menschen:

Dienstag, 6. Juli 2010

Sing mal wieder

Auf Wunsch der Kids für Erwachsene. Haben Sie es verstanden?

Montag, 5. Juli 2010

Blumen für die Kanzlerin am 17.7.2010, 15.00 Uhr in Berlin

Der Blogger "Ein besorgter Mensch" hat sich etwas zum Geburtstag für die Kanzlerin ausgedacht. Wer in Berlin lebt oder zu der Zeit in Berlin weilt, kann ihn bei seiner Geburtstagsüberraschung unterstützen:



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Ebm, viel Erfolg. Wir wohnen zu weit weg :-(. Wir hoffen, dass du viele Mitgratulanten findest.