"Seit Heiligabend war er zwei Monate auf Straßen und Plätzen unterwegs.
Im hr-fernsehen betonte Wallraff am Mittwochabend: "Es kann jeden treffen." Durch Arbeitsplatzverlust oder Scheidung stünden Menschen aus der Mitte der Gesellschaft plötzlich vor dem Nichts und fänden sich in der Obdachlosigkeit wieder. "Das Klischee, alle Obdachlosen seien Alkoholiker und drogenabhängig, ist falsch."
Über diese Form des Enthüllungsjournalismus kann man geteilter Meinung sein. Ein G. Wallraff schnuppert im Mileu, kann sich danach wieder in die warme Stube begeben und einen gefüllten Kühlschrank erleben. Trotzdem, solche Ermittlungen sind medienwirksam und machen auf vernachlässigte und "gefallene" Menschen der Gesellschaft aufmerksam, über die man sonst nur die Nase kraus zieht und deshalb sind sie hilfreich.
Wallraff war in der Obdachlosen-Szene von Erwachsenen. Zumindest werden Minderjährige nicht erwähnt. Wie schaut es mit Kindern und Jugendlichen aus?
„Der Zustand einer Gesellschaft zeigt sich daran, was sie für ihre Kinder tut. Dabei hat die Bundesrepublik deutlichen Nachholbedarf.“ Präsident der Volkssolidarität
Allein erziehende sind mit ihren Kindern oft davon betroffen. Die Tage hat ein Urteil Schlagzeilen gemacht, dass allein erziehende Mütter mehr arbeiten sollen und im Einzelfalle entschieden werden solle. Das Dumme ist für Obdachlose und obdachlose Mütter mit ihren Kindern, ohne Wohnung gibt es keine Arbeit und ohne Arbeit keine Wohnung. Das ist ein Teufelskreislauf.
Dazu kommen ca. 7000 Kinder und Jugendliche, die in Deutschland obdachlos sind, berichtete schon Ende Dez. 2007 "die Welt". Das sind meist elternlose Kinder, Kinder die von zu Hause ausgebüchst sind oder deren Eltern nichts mehr von ihnen wissen wollen. Die Zahl dürfte heute erheblich höher liegen. Sie bekommen von anderen Obdachlosen den Ratschlag zu trinken, weil davon die Probleme weggingen.
Wieder andere entfliehen dem "häuslichen Frieden" und gehen, so oft es geht, aus dem Haus. In Mannheim gibt es die Freezone, deren Angebote sich an Kinder ab 12 Jahren bis zu jungen Erwachsenen von 21 Jahren richten, die von Obdachlosigkeit bedroht sind oder bereits teilweise oder ganz auf der Straße leben.
Bei meiner Suche nach obdachlosen Kindern hatte ich diese Trefferquote: 2.709.154. Das sind natürlich weltweite Nachrichten aus allen Ländern und davon ist jede Meldung eine zu viel.
Jürgen Rüttgers sagte mal: "Wohlstand für alle - und nicht nur für wenige. Und niemand bleibt zurück."
Trotzdem hat die Landesregierung von NRW beschlossen, dass die Mittel für Obdachlose ersatzlos gestrichen werden. Es ist kein Geld mehr vorhanden für Beratungsstellen und Hilfsangebote. Bisher hat das Land mit 1 bis 1,2 Mio. geholfen. Das ist weniger als ein Prozent der Hilfe von NRW für die Banken. "Jetzt hat die Rüttgers-Regierung auf einmal festgestellt, dass die Statistik sich verändert hat. 70 Prozent weniger Obdachlose gäbe es, sagt sie." Das war im Herbst, als wir schon längst in der Krise steckten.
Arbeitslos kann man schnell werden und der Weg in die Obdachlosigkeit kann einen ohne Unterstützung von Familie und Freunden zügig treffen. Wer Auto, Haus, Eigentumswohnung, die Einrichtung, Urlaubsreisen auf Schuldenbasis finanziert hat, den wird es besonders hart treffen. Bis Herbst ist mit einer hohen Zahl an Arbeitslosen und noch mehr Kurzarbeitern zu rechnen, die ihren bisherigen Lebensstil nicht mehr werden erhalten können.
Sie werden bestimmt nicht mehr verächtlich auf die Montagsdemonstranten zeigen und von "Sozialschmarotzern", "Faulenzern" und "Säufern" reden. Viele Arbeitnehmer behaupten, dieses "arbeitsscheue Pack" in der sozialen "Hängematte" würde von ihren Steuerabgaben finanziert werden. Tatsächlich?
Wir zahlen ALLE täglich Steuern, bei allem, was wir an Leistungen in Anspruch nehmen und konsumieren. Am interessantesten sind die versteckten Steuern . Das bedeutet Warenwert + Verbrauchsteuer = Nettopreis + MWST= Bruttopreis. Das nennt man die Steuer auf die Steuer.
"Du bist Deutschland" und "Kinder sind die Zukunft". Die Werbekampagnen im TV. Da sich viele Obdachlose nicht melden, weil die Behörden es ihnen schwer machen und/oder sie sich schämen, dürfte die Dunkelziffer allgemein hoch sein. Lt. Straßenkinder e.v. leben in D 2,5 Mio. Kinder in Armut und sie tippen auf 9.000 Straßenkinder. Auch sie schätzen, dass die Dunkelziffer hoch ist.
1 Kommentar:
Für die, die beim Namen "Freezone" an die Scientology-Splittergruppe dachte: Hat damit nichts zu tun, das Projekt tragen Caritas, AWO und Diakonie.
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