Mittwoch, 3. November 2010

Humoriges über Polizeieinsätze

Durch die, auch in unseren Augen, unangemessene Vorgehensweise von Polizisten gegen die S21-"Gegner" ist mal wieder ein negatives Licht auf Polizisten gefallen. Der Befehl zu solchen Einsatzmitteln kann eigentlich nur von ganz oben gekommen sein. Schwarze Schafe gibt es in jedem Beruf.

Passend vor dem Protest gegen den Castor-Transport sollen vermeintlich linksextreme Atomkraftgegner einen Anschlag auf die Berliner S-Bahn verübt haben. Damit kann man im Vorfeld beidseitig die Stimmung aufheizen, eine harte Vorgehensweise rechtfertigen und die Demonstranten pauschal kriminalisieren.

Im Zuge der ausgleichenden Gerechtigkeit senden wir Humoriges von Polizeieinsätzen, geschrieben von hauptsächlich PolizistInnen. Man kann es auch den ganz normalen Wahnsinn nennen. Wozu manche Leute die Polizei rufen ist schon erstaunlich. Manche Mitmenschen sind sprichwörtlich dümmer als die Polizei erlaubt. Amüsieren Sie sich gut, liebe LeserInnen. Ich habe Tränen gelacht. Der Objektschutzkoller und Slapstick im Polizeidienst

Positive Erlebnisse mit Polizisten von mir:
Nr. 1
Ich war nach einer Feier angeschwipst, fuhr mit dem Fahrrad los und merkte nach wenigen Metern, dass ich das Lenkrad nicht unter Kontrolle hatte. Aus Vernunftsgründen stieg ich ab und begab mich auf den Bürgersteig, um zu schieben. In dem Moment hielt ein Streifenwagen neben mir.
Polizist: "Halten sie bitte an." Ich begrüßte sie.
Polizist: "Sie sind gerade ziemlich eirig gefahren. Haben sie was getrunken?"
Ich: "Im Laufe des Tages zwei Tassen Kaffee, ca. 1 Liter Mineralwasser und heute Abend drei Gläser Sekt. Wegen des Sektes schiebe ich jetzt."
Polizist: "Eine vernünftige Entscheidung. Sie wissen aber, dass wir das ahnden können?"
Ich nickte und legte meinen unschuldigsten Dackelbetörungsblick auf. Beide Polizisten grinsten.
Sein Kollege: "Das ist eine ziemlich dunkle Gegend hier für eine Frau alleine. Wo wohnen sie denn?" Ich sagte ihnen, dass ich es nicht mehr weit habe. Sie sprachen kurz leise miteinander. Ein Polizist stieg aus und meinte, dass sie mich begleiten würden. Der Kollege bräuchte den Straßennamen, damit er weiss, wo er eventuell den Blinker setzen muss. Sie haben mich tatsächlich nach Hause gebracht. Der ausgestiegene Polizist schob mein Fahrrad, der andere fuhr im Schneckentempo nebenher. Ich habe ihn nach dem Bußgeld gefragt. Er sagte, in meinem Fall sähen sie davon ab, weil ich ehrlich war, nichts abgestritten habe und mich nicht in Ausreden gewunden habe. Angekommen bedankte ich mich für den Polizeibegleitservice und ihr Entgegenkommen. Der Polizist hat mir sogar mein Fahrrad in den Keller getragen. Natürlich wurde ich noch von ihnen ermahnt, dass das ich ja nicht nochmal tun sollte.

Nr.2
Mein Sohn hatte im Babyalter eine starke Erkältung und ist medikamentös behandelt worden. Nach drei Tagen wurde er auf dem Wickeltisch liegend leichenblass, die Lippen liefen blau an, die Atmung stockte. Ich schrie in Panik nach meinem Mann, der ihm einen Klaps auf den Po gab. Er atmete wieder, aber sehr flach. So wie er war haben wir ihn in den Maxi Cosy gelegt mit einer Decke umhüllt, um in die naheliegende Kinderklinik zu düsen. Als wir ins Auto eingestiegen waren, sagte ich meinem Mann, dass er jetzt keine roten Ampeln und keine Verkehrsregel kennen sollte. Er gab mächtig Gas.

Auf der Hälfte der Strecke kam die Polizeikelle. Wir hielten, kurbelten das Fenster runter. Der Polizist: "Sagen sie mal..." Weiter kam er nicht. Ich verwies sofort auf das kranke Kind, dass wir Angst um ihn haben und auf dem Weg in die Kinderklinik seien. Er leuchtete mit einer Taschenlampe ins Auto, sah das Kind und sagte: "Ach Gott, das arme Würmchen. Wir fahren vor." Mit Blaulicht und Tatütata unter Missachtung aller Verkehrsregeln waren wir schnell am Klinikeingang.

Ich schnappte mir das Kind und rannte los. Ärzte und Pflegepersonal kamen uns schon entgegen. Einer der Polizisten hatte einen Notfall angekündigt. Ich hatte in meiner Sorge vergessen mich bei den Polizisten zu bedanken. Den Part hat mein Mann übernommen. Er fragte nach der zu erwartenden Strafe. Der Polizist winkte ab und meinte zunächst gar keine. Er wollte nur die Personalien und gab ihm seine Visitenkarte. Er solle sich um das Kind kümmern. Er sei selber Vater und hätte es nicht anders gemacht. Wir sollten uns melden, was mit dem Kind sei. Das Kind hatte eine lebensbedrohliche Lungenentzündung, musste beatmet werden. Es war höchste Eisenbahn. Das kann bei Säuglingen schnell aus einer Erkältung werden, meinten die Ärzte. Natürlich haben wir uns bei dem Polizisten gemeldet, uns erneut bedankt und es gab keine Strafe. Der Kleine war vier Wochen später wieder gesund und wir haben die Beamten auf der Wache besucht. Ich sagte: "Schau mal, da sind zwei deiner Lebensretter." Unser Baby-Sohn strahlte die Polizisten an, als ob er es verstanden hätte. Die Polizeihelfer wollten ihn tragen. Ja, gerne. Tja, die machten duddiduddi mit ihm. Sie wirkten ein wenig verlegen. Sie sagten, sie seien es nicht gewohnt, dass man sich bei ihnen bedankt. Schade.

Nr.3
Ich fuhr mit meinem Rädchen im Schritttempo durch eine überdachte Fußgängerzone. Am Ende standen einige Polizisten. Ich dachte mir nichts dabei. Ein junger sehr attraktiver Polizist bat mich anzuhalten. Ich: "Wenn sie mich so freundlich darum bitten. Was ist los?" Ich sei unerlaubt durch die Fußgängerzone geradelt und habe Fußgänger gefährdet. Ich erklärte ihm, dass es noch nie verboten war durch die Zone zu radeln und ich aus Rücksicht auf die Fußgänger sehr langsam und vorsichtig gefahren bin. Er sagte, das habe er gesehen. Seit dem 1. des Monats sei es verboten. Es war der 5. des Monats. Man habe ein Verbotsschild angebracht. Ich betonte, dass ich kein Schild gesehen habe.

Er meinte: "Das sagen die anderen Radfahrer auch."
Ich: "Dann wird das wohl einen Grund haben, wenn wir das Schild nicht gesehen haben."
Er gab zu, dass das Schild unglücklich angebracht worden sei. Die Polizei habe aber Anweisung rigoros gegen Radfahrer vorzugehen. Ich hegte ihm gegenüber den Verdacht, dass die Pleitestadt wohl Geld bräuchte. Er lachte. Wir diskutierten noch eine Weile, flirteten ein wenig. Er meinte, ich hätte recht. Er überlege sich gerade ein Auge zuzudrücken. Ich jubelte schon innerlich. Von hinten tippte mir jemand auf die Schulter. Vor mir stand ein grantiger John-Wayne-Verschnitt in Polizeiuniform und sagte barsch -den Satz werde ich nie vergessen-:
"Und wenn sie sich noch so Mühe geben meinen jungen Kollegen zu beflirten, bei mir kostet sie der Spaß 15 €." Den Fluch, der mir auf den Lippen lag, habe ich unterdrücken können. Es blieb mir nichts übrig. Ich musste zahlen.

Als ich fuhr warf ich dem Schnuckelpolizisten einen leicht beleidigten Blick zu. Er: "Halt."
Er erzählte mir, wo in den nächsten Tagen die Radfahrerkontrollen sein werden. Es ging dabei nicht nur um vermeintliche Verkehrsvergehen, sondern auch um die vorgeschriebene Fahrradausrüstung. Er riet mir, für die fehlende Katze an meinem Hinterrad zu sorgen. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sie fehlte. Er täte jetzt so als ob der es nicht gesehen hätte. Sie hätten Anweisung auf jede Kleinigkeit zu achten. Ich sagte: "Hört sich an nach Jagd auf Radfahrer." Er: "Das ist es auch. Wir täten lieber sinnvollere Dinge." Das hat mich mit ihm versöhnt. Dankend und grinsend fuhr ich von dannen.

Nr.4
Ich fuhr vorschriftmäßig bei Tagesbeginn auf dem Fahrradweg. Ein Stückchen weiter stand auf der Straße neben dem Radweg ein Polizeibus. Ich fuhr fröhlich grinsend und nickend an ihnen
vorbei. Es ertönte eine keifende Polizeistimme: "Bleiben sie bitte stehen". Ich dachte nee, was ist denn jetzt schon wieder? Er warf mir vor ohne Rücklicht zu fahren. Ich sagte: "a)Habe ich ein Rücklicht, also ohne stimmt ja nicht. b)Ist gerade Tagesbeginn, c) Ist das Rücklicht kaputt, d) Habe ich meinen Mann schon dreimal gebeten nachzusehen. e)Ich kenne mich damit nicht aus.f) Ist es ein Unterschied, ob man ein Rücklicht hat oder es nicht funktioniert." Der Kollege am Steuer fing an zu lachen und meinte, das ganze Alphabet wolle sein Kollege nicht hören.

Kennt noch jemand das Wort "Schutzmann" oder "Wachmeister"?

Der Keifer schüttelte den Kopf, stieg aus, beschäftigte sich mit meinem Rücklicht. Er hob das Hinterrad hoch: "Drehen sie mal die Pedale." Ich drehte. Er: "Geht doch." Nach seiner Aussage stimmte der Kabelkontakt nicht, den er hergestellt hatte. Ich solle zusehen, dass ich weiter komme. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Nach einem Danke fuhr ich weiter.

Das nenne ich entgegenkommende Freunde und Helfer. Diese "normalen" Einsätze sprechen für viele PolizistInnen, die sich ihren Pöppes aufreissen wegen teilweise Nichtigkeiten. Sie sind kein LKA, kein BKA, kein SEK. Sie sind die, die wir brauchen im täglichen Leben. Sie sind die, die u.a. von der Politik benutzt werden. Lesen Sie sich durch Polizeiforen. Sie gehen "am Stock". Überstunden, schlechte Bezahlung, verschlankte Polizeibehörden. Sie wissen, wo der Hase lang läuft.

Sie sollen oder müssen eingreifend neben ihrem üblichen Dienst zu Demos und sind oft der Meinung der Demonstranten. Sie unterdrücken ihre Meinung. Das könnte ein Gewissenskonflikt sein. Sie müssen die "Bonzen" oder "Eliten" bewachen und würden doch lieber die BürgerInnen schützen. Viele von ihnen stecken in einer Art Zwangsjacke. PolizistInnen sind auch BürgerInnen, "nur" in Uniform, es sei denn, sie sind Zivilpolizisten. Dann erkennt man sie nicht sofort und das ist ja auch Sinn der Aktion.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

danke, das hilft, alles etwas differenzierter zu sehen.