Sonntag, 19. Dezember 2010

Der Wutbürger

Watt für ein Ding? Aus welchen verstaubten Amtsstuben haben sie das (Un)wort des Jahres geholt? Ich dachte zunächst, es sei eine Erfindung einer Fastfoodkette: aus Cheeseburger oder Wopperburger machen wir halt einen Wutburger. Langsam: es heißt Wutbürger.

Demonstranten und der protestierende "Wutbürger" sind offensichtlich Gefahren für unsere rechtsstaatliche Demokratie, lasen heute meine wunderschönen blauen Augen. Demonstrieren bedeutet sich zeigen. Protestieren bedeutet öffentlich als Zeuge auftreten, laut verkünden. Das ist nichts schlimmes. Allerdings wird es hochstilisiert. Sie sind kritisch? Dann sind Sie ab jetzt ein Wutbürger oder Tellolist.

Wer demonstriert und protestiert ist ein "Wutbürger"? Haben die Damen und Herren nichts besseres zu tun, als sich so einen Unsinn auszudenken? Ich hatte das Wort vorher nicht gehört und gelesen. Ich lese viel.

"Das Wort Wutbürger hatte weder ich noch irgendjemand, den ich kenne je gehört, bevor es zum Wort des Jahres ernannt wurde. Hier wurde ein Wort erfunden um Bürger, die sich wehren, gegen was auch immer , zu diskreditieren".

"Was haben sie gegen "unmittelbaren Zugriff" der Menschen "zur Entscheidung"?
Wenn zunehmend Entscheidungen gegen den Willen der Mehrheit getroffen werden (zB. Umbau der EU zur sozialistischen Transferunion), missachtet die Politik das Prinzip des "demokratischen Rechtsstaates". Als "Willkürherrschaft " können dies nur diejenigen bezeichnen, die den Kontakt zu den Menschen völlig verloren haben."

Die Kommis habe ich bei Welt-Online geklaut. Wg. der Urhebernummer muss ich es erwähnen, bevor wir die Abmahnanwälte im Nacken sitzen haben. "Tolles" Geschäft was? Dafür haben sie Jura studiert?!

Wir lesen stets von Gegnern. Die Gegner sind nicht nur gegen etwas, sie sind auch für etwas, was nicht erwähnt wird. Es gibt immer den Umkehrschluss. Wenn ich gegen etwas bin, bin ich auch für etwas.

In dem Artikel wird Autokratismus erwähnt, ach so. "Selbstherrschertum", von griech. "auto" - selbst, "kratein" - herrschen. Manche Schreiber sollten sich fragen, für wen sie schreiben? Für das Volk? Wer soll denn das ohne Fremdwörterkenntnis verstehen? Ich gehöre zu den Menschen, die die Bedeutung der Wörter verfolgen. Wenn man die Bedeutung kennt, sie in dem Zusammenhang erkennen will, fragt man sich, was man uns eigentlich mitteilen wollte?!
Eier und Integrität? Manche Leute haben beides nicht.

Oh, da sind noch ein paar Wörter erwähnt, die man regelmäßig missbraucht, umdeutet und nach Gutdünken benutzt. Finden Sie sie?

Seit ich (fremd)sprachbegabte Kinder habe, die die Angewohnheit haben Wörter und Sätze zu hinterfragen, bin ich noch skeptischer geworden. Kinder können uns viel beibringen. Das sind "kleine" Lateiner. Diese Sprache ist nicht tot. Auf ihr basieren viele Sprachen. Ich brauche kein Fremdwörterlexikon. Ich habe sie. Mama, warum gibt es Buttermilch und keine Margarinemilch? Sie sind hinterfragende Menschlein, die wir nicht mundtot machen sollten. Es gab manche Fragen, die mich an die Grenzen meiner Kenntnisse und meines Sprachvermögens brachten. Wir haben ein Ergebnis gefunden.

Kennen Sie den Unterschied zwischen Wörter und Worte? Wörter sind Buchstabengebilde wie Käsekuchen, Schneemann, Kind, Frau, Mann, Katze, Maus, Hund. Man nennt es die kleinste grammatikalische Einheit. Worte sind ein Sinnspruch oder ein Satz. Mit Wörtern und Worten wird gezielt gespielt, manipuliert und demagogisch vorgegangen. Wer nicht darauf herein fallen will, sollte den Wortursprung kennenlernen. Im Laufe der Zeit wurden viele Wörter umgedeutet.

In mir ist keine Wut, kein Hass. Ich fühle Enttäuschung, die andere Menschen auch fühlen. Es hat nichts mit Wut zu tun, sondern mit Unmut. Die Volksvertreter haben uns verraten. Es ist egal, welcher Partei sie angehören und wie sie sich nennen. Ansonsten läßt die Pauschalierung oder Pauschalisierung grüßen. Fragen Sie sich, warum "Wutbürger" erschaffen wurde?! Vor Monaten erzählten PolitikerInnen über bevorstehende Unruhen. Zufall oder Kalkül?

Sie werden zuschauen, wenn sich die Leute die Köpfe einschlagen und wie Phönix aus der Asche aufstehen. Sie schicken ihre Kampftruppen. Diese Truppen sollten sich überlegen, wem oder was sie dienen. Das hat doch stets geklappt. Und warum? Wir sitzen im warmen Bunker. Ihr haut euch auf die Knochen. Mit Betroffenheitsmienen bedauern wir die Opfer. Möglicherweise errichten wir ein Denkmal, aber nicht für alle. Das wägen wir gut ab. Wer ist eines Denkmales wert?

Kennen Sie "Le Train"? Der Film ist nach einer wahren Begebenheit gedreht worden. Ein Flüchlingszug in Frankreich. Ohne Rüchsicht auf Verluste -es heißt heute Kollateralschaden- wurde der Flüchtlingszug beschossen. Viele Tote. Gibt es für sie ein Denkmal?

Kennen Sie "Die Nacht von Ferrara"? Andersdenkende Menschen wurden von den Erfüllungsgehilfen an einer Brückenmauer hingerichtet. Bumm, bumm. Heil Duce. Für sie gibt es ein Denkmal genau an der Stelle des Attentates.

Es gibt so viele Dinge, die vertuscht wurden und die schlimmste Vertuschung ist der Machtmissbrauch der Sprache.



Anarchie ist nicht die Gesetzlosigkeit, sondern Selbstbestimmung, die Herrschaftslosigkeit. Die Macht der Wörter.



Die Originalversion. Wer ist der Führer? Es spielt keine Rolle wie er heißt. Ein Rolle spielt, dass die Menschen offensichtlich einen "Führer" wollen, sonst müssten sie ihr Leben eigentverantwortlich selbst in die Hand nehmen:


Hitler ist ein Beispiel. Dem vorangegangen sind viele andere, die man verschweigt.
Wir grüßen alle "Wutbürger" zum vierten Advent

3 Kommentare:

jamal hat gesagt…

ja echt lächerlich die geschichte mit dem "wort des jahres". die konstruieren sich mal wieder ihre schlagzeilen. weder ich, noch irgendjemand den ich gefragt habe hat das wort vorher gehört. selbst gestern in der ubahn unterhielten sich welche und sagten das gleiche. in dem gespräch fiel ein viel besserer vorschlag: "alternativlos"

Wanderer hat gesagt…

Danke und Grüße zurrück an euch. :)

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank zum 4.Sonntag in der Besinnungszeit.Der schöne Winter trägt das seine dazu bei.
Um zu sehen bedarf es nur wenig.
Verraten kann nur werden was geheim war und das ist auch ein Geheimnis
wieso 'Wählt mich'Geschwätz zur Hängematte des Vertrauens führt.Es steht und fällt alles mit der Bildung.Da lohnt es sich schon, einmal speziell die Bildung der Jahre 1933-1945 zu betrachten.Das war seitens der "NS" geschickt gemacht, den Weg über die Jugend zu gehen und eine Grundlage zu bilden die bis ins heute hineinreicht.Die deutsche Sprache
ist eine wunderbare Sprache und scheint der Feinheit der Seele genug Akzentuierung geben zu können.Doch im alltäglichen Gebrauch befindet sich die "Keule" überall.
Im letzten Jahrhundert gab es Lekkerli für das Volk-- der Mündige Bürger-- so wurde das Opfer des Bildungssystems genannt hatte das Schema des Systems gelernt und vertraute mehrheitlich. Warum auch immer?
Nun sind "bildungsferne Schichten" aufgetaucht und die hatten doch auch Zugang zur Systembildung.Wäre es denn möglich,das immer Ruderer für die Galeere gebraucht werden.Die Bildung zu Humankapital ist doch wohl eher das Negativ der Freiheit.
Und nun wird der Bürger wütend und der liebe Presseonkel scheint sich ja darüber lustig zu machen.Der liebe Presseonkel möchte letztendlich von den vermeintlich "starken" Gewinnern seinen Sold beziehen und für Pressefreiheit schreiben."Galeere fertig zum auslaufen"."Wutwürger in Sicht!"

Ranking ist auch so ein Sieger(Herren)modell fernab jeglichen Geschmacks.Nun, alles bekannt seit anno tuck.
Die Duck-Hierarchie des Walt Disney.
Mein Wort der Jahre ist "vulva", da es in sich stimmig,schön,fein und ewig ist.Ausserdem sehe ich es als ständige Erinnerung an globale Frauen- und Menschenverachtung.
Sobald, wie ick den Laden hier kenne, jemand "vulva" googelt---
erscheit "vulva" kaufen bei...

Mit Geld lässt sich fast alles kaufen---doch kein Geld der Welt reicht aus,etwas ungeschehen zu machen.
oder wie ,oder wat,oder wo oder wer gegen wen.
humwaoh
der bunt