U.a. angeregt von der ZDF-Sendung WISO, möchte ich auf das Thema Kinderbildung eingehen. Es handelt sich um die Sendung vom 23.6.2008. Thema: Keine Bildung wegen ARGE
http://wiso.zdf.de/ZDFde/inhalt/25/0,1872,1001625,00.html?dr=1
Ein begabter 15jähriger Gymnasiast, dessen Mutter ALG 2-Empfängerin ist, wurde als Erwerbsfähiger angesehen. Er sollte eine Eingliederungsvereinbarung unterschreiben (ihr Kinder und Jugendlichen das müsst ihr nicht!!!) und sich alle halbe Jahre beim Aamt melden. Falls ein Job für ihn gefunden würde, hätte er zu arbeiten. Schule und Studium Ade. Verstößt er dagegen und unterschreibt er nicht, drohte man der Familie mit Leistungskürzung. In dem Beitrag werden auch andere Fälle von Behördenwillkür geschildert. Ich dachte, nur die Römer spinnen, sagen die Gallier.
Im Grundgesetz wird das Recht auf Bildung gewährleistet und angeblich sind alle Menschen gleich. Ich finde es unfair, dass Kinder aus sozialschwachen Familien offensichtlich benachteiligt werden. Was nützt ein Recht, wenn Theorie und Praxis auseinander klaffen?
http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/0344e199920873c01.php
Ich meine nicht nur die Arbeitslosen, sondern auch die Familien, die Arbeit haben und Schwierigkeiten haben sich über Wasser zu halten. Wegen niedriger Löhne/Gehälter sind viele Familien auf Zuschüsse des Staates angewiesen. Die Kosten für das tägliche Leben steigen mehr und mehr. Das Einkommen bleibt gleich. Kein Wunder, dass viele Probleme haben die Bildung ihrer Kinder zu finanzieren. Da ich selber Kinder habe, kenne ich den Kostenwust aus eigener Erfahrung. Kosten für Schulbücher- und materialien, Fahrkosten, Zusatzbücher, Pausen-
verköstigung, Schulausflüge, Sportkleidung, Turnschuhe. Kinder wachsen und brauchen regelmäßig neue Kleidung und Schuhe. Immer wieder geht etwas verloren oder ist defekt. Wie schaffen das Sozialschwache? Es gibt die ein oder andere Vergünstigung. Schulfördervereine, die versuchen zu helfen und zu unterstützen. Ohne Spenden können sie es nicht bewerkstelligen.
Viele Menschen behaupten, Arbeitslose seien selbst schuld. Seien Sozialschmarotzer. Sind sie schuld, dass Firmen Millionengewinne machen und ihre Arbeiter und Angestellten entlassen? Firmenstandorte ins Ausland verlegt werden, weil die Kosten dort niedriger sind? Sie würden das Kindergeld versaufen und verquarzen. Ist das wirklich so? Sicher, solche krassen Fälle, die sich der Hoffnungslosigkeit hingegeben haben, gibt es. Sie übertragen ihre
Hoffnungs- und Perspektivenlosigkeit auf ihre Kinder. Das ist schade, bedauerlich und bedenklich. Die ersten Schulen für Hartz 4 Kinder entstehen. Was bringt man ihnen bei? Sich auf ein Leben mit Hartz 4 einzustellen.
Das Gros der Sozialschwachen würde lieber etwas an der Situation ändern.
Jahrelang krankte unser Bildungssystem bis die PISA-Studien kamen. Wir haben im internationalen Vergleich schlecht abgeschnitten. Der Ruf muss gewahrt werden. Unseren PolitikerInnen fiel nichts besseres ein, als G8. Das Turbo-Abi. Sinnvoller wäre es gewesen die Klassenstärken zu senken, mehr Lehrkräfte einzustellen, der Industrie auf die Finger zu klopfen, die die Hochschulabsolventen abwirbt, an Hochschulabsolventen zu apellieren. Den
Lehrerjob attraktiver zu gestalten, in dem man niemandem einen starren Lehrplan auferlegt, sondern auf die individuellen Fähigkeiten der SchülerInnen eingehen kann. Davon ist nichts passiert. Die GymnasiastInnen müssen nun ein gestrichenes Schuljahr aufholen. Das bedeutet: mehr Schulstunden, mehr Hausaufgaben, mehr lernen. Das ist für die meisten Kinder ein kompletter Arbeitstag. Je nach Lernfähigkeit differiert es. Der Eine lernt schnell,
der Andere braucht länger.
Welch ein Aufschrei ging durch die Republik, als man erwägte bei Kindern die Sprachfähigkeiten vor der Einschulung zu testen. Ich fand es eine sinnvolle Idee. Nicht nur Migrantenkinder haben Sprachprobleme, auch viele deutsche Kinder sind ihrer Muttersprache nicht mehr richtig mächtig. ErzieherInnen in Kitas und Kindergärten beschweren sich
darüber. Wird mit den Kindern nicht mehr gesprochen? Kinder lernen durch Nachahmung bei Gesprächen.
Die Studiengebühren sind eingeführt. Wer kann sich das leisten? Leute, die Geld haben, StudentInnen die nebenher arbeiten können und müssen:
http://www.didf-jugend.de/?p=7
In vielen Berichten habe ich gelesen, dass die Studiengebühren nicht für das Studium eingesetzt werden, wie es angedacht war. Das Geld wird meistens nicht für Lehrmittel verwendet oder eine bessere Lehrqualität.
Mit dem nebenher Arbeiten, dass wird aber schwierig bei der Umstrukturierung der Uni-Abschlüsse in Bachelor und Master. Das Turbo-Studium:
http://www.studieren.de/bachelor-master-faq.0.html
http://www.wege-ins-studium.de/neue_studienwege0.html
http://www.ikbaunrw.de/index.php?id=375
Auf jeden Fall ist es sinnvoll etwas gegen LangzeitstudentInnen zu unternehmen. Für mich stellt sich aber die Frage, ob es nur darum geht? Ist eine angemessene Bildung nur noch für die zu haben und zu schaffen, die es sich leisten können?
Ich erlebe immer wieder, dass lernschwache Kinder gefördert werden. Das ist gut so. Die Mittleren laufen mit. Aber was ist mit den lernstarken, den begabten Kindern? Welche Bildungsangebote gibt es für sie an Schulen, außer Elite-Schulen, die der Normalbürger nicht bezahlen kann? Große gähnende Leere. Die einen Kids werden zu Verweigerern, die anderen zu Pausenclowns oder Klassenkaspern vor Langeweile, die nächsten reagieren über und
dann haben sie angeblich ADHS (Attention Defizit and Hyperactivity Disorder). Darüber freut sich die Pharmaindustrie, weil durch die vorschnelle Diagnostik Ritalin verschrieben wird.
Ich habe den Eindruck unser Bildungssystem ist jetzt noch kranker.
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