Dienstag, 9. Dezember 2008

Spiele ohne Grenzen

oder wie vermarktet man Software und Medienkonsum für Kinder?
Wir möchten allen Personen, die zu Weihnachten Kindern Geschenke bereiten wollen, zwei sehr kritische Artikel nahelegen. Der Beitrag von Frau Schiffer zeigt uns das gekonnte Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik zum Thema Software für Kinder auf. Lern- und Spielsoftware sollen an das Kind gebracht werden. Die Werbung schreit es uns entgegen. Sprachen und Sprachgefühl lernt das Kind 'am besten' durch die entsprechende Software? Die Zeiten des Vokabelabfragens und des gemeinsamen Gesprächs sollen vorbei sein? In den Schulen sind die Computer längst eingeführt. Man diskutiert über die Anwendung von PCs in Kindergärten.

Die ersten Lebensjahre eines Kindes sind die entscheidenden Jahre für die Entwicklung der Wahrnehmung und der kognitiven Fähigkeiten. Viele Kinder verbringen ihre Freizeit vor dem PC und vor der Glotze, während wir uns am liebsten in Gemeinschaft draußen 'herumgetrieben' haben. Antworten über die Schädlichkeit und die Folgen kann man in dem Artikel von Frau Schiffer und in dem Artikel über den Vortrag von Herrn Pfeiffer bezüglich des übermäßigen und falschen PC- und Medienkonsums von Kindern finden.

Das Maß aller Dinge ist das gesunde Mittelmaß, welches man lernen muss abzuschätzen. Kinder wissen meist nicht, wann sie den Hebel umlegen müssen. Es ist unsere Aufgabe es ihnen zu erklären und ihnen zu zeigen, dass die Welt schönere und angenehmere Dinge zu bieten hat. Ich lobe immer noch Peter Lustig aus 'Löwenzahn', der am Ende der Sendung sagte: "Abschalten, liebe Kinder." 'Löwenzahn' haben meine Kinder regelmäßig verfolgt. Das war eine annehmbare Kindersendung, die auch wir großen 'Kinder' mochten, aber bei dem Thema geht es um die heftigen Sendungen und Spiele.

Lernen kann man ohne Computersoftware. Bücher, die die eigene Fantasie entwickeln und entstehen lassen, gemeinsames Üben und Gespräche, zeigen andere Möglichkeiten auf. Hörspiele, bei denen jeder sich die Personen und die Handlung selber vorstellen kann, werden immer seltener. 'Mensch ärgere dich nicht', 'Monopoly', 'Rummicub', 'Scrabble' sind als gemeinsames Spielerlebnis prickelnder, als isoliert vor dem PC irgendetwas abballern zu sollen und was und wie sie ballern sollen, ist bar jeden gesunden Menschenverstandes. Der Effekt bei einem Gesellschaftsspiel ist, dass man lernt zu verlieren, neidlos einen Gewinner anzuerkennen, im Gespräch bleibt und dabei eine Gemeinschaft bildet. Ein soziales Gefüge entsteht, in dem jeder ein Mitspracherecht hat.

Computerspiele, die grafisch so realitätsnah sind, dass man die virtuelle Welt kaum von der realen Welt unterscheiden kann, können bei Kindern zu Abstumpfung und Nachahmungsversuchen führen. Liebe Eltern und Schenkende achtet bitte darauf, was geschenkt wird und wie Kinder mit Medien umgehen. Der Krieg und die Gewaltverherrlichung am PC und Bildschirm kann sie zu Handlungswilligen machen. Wenn wir es zulassen, ruinieren wir die Gefühlswelt der Kinder. Wir helfen ihnen die positiven Gefühle in die negativen Gefühle umzukehren.

Wir bitten darum, diese beiden warnenden Artikel zu lesen:
"Kindheitskiller auf dem Gabentisch
Politik und Industrie im Taumel der Kriegsspiele.
Von SABINE SCHIFFER, 6. Dezember 2008:
Eltern und Pädagogen müssen heute ganz schön fit sein – auch am PC –, um nicht den Einflüsterungen der (Computer-)Industrie zu erliegen. Wirtschaft und Politik sind eine unheilige Allianz zur Propagierung von virtuellen Spielen eingegangen, die Kindern massiven Schaden zufügen. Die Weihnachtskampagne wirbt mit den üblichen Slogans von „Bildungschancen“ und „gemeinsamem Familienvergnügen“. Bewiesen ist nur das Gegenteil: Bildschirmmedien reduzieren die Erfahrungswelt der Kinder, fördern Vereinzelung und erschweren den Erwerb von Kompetenzen wie Sprechen, Lesen und Schreiben." Mehr....
http://www.hintergrund.de/content/view/319/136/

"Wer »arm« im Leben ist, sucht Zuflucht in der virtuellen Welt
Prof. Christian Pfeiffer beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Medienkonsum bei Kindern und Jugendlichen. Er ist der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen.
Der Referent Prof. Dr. Christian Pfeiffer beschrieb es als ein riskantes Experiment in der Menschheitsgeschichte, von dem niemand weiß, wie es ausgeht: uferloser Medienkonsum ab dem frühen Kindesalter." Mehr...
http://www.grenzecho.net/zeitung/aktuell/artikel_detail.asp?a={E746EC09-01AD-46EC-B174-739495C7434F}


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