Dienstag, 12. Januar 2010

Die Kostenschleudern der Verwaltung und die Vorteile der Arbeitgeberseite

Seit langem wüten die Medien gegen Transferleistungsempfänger. Ganz wichtige Details werden dabei "zufällig" unterschlagen, z.B. dass fast zwei Drittel der Bearbeitungskosten für einen Hartz-Empfänger der Verwaltungsapparat verschlingt. Zudem ist jeder dritte Bescheid falsch. Die Überprüfungen bei den ARGEN und durch Sozialgerichte wegen fehlender Qualifikation vieler SBs verursachen hohe Kosten. Das sind zusätzliche Bearbeitungs- und Justizkosten. Dazu kommt die fehlende Fähigkeit von SBs/ARGEN Fehler eingestehen zu wollen. Täten sie es rechtzeitig, würden diese Kosten verhindert.

Die neusten Schlagzeilen der meist gekauften Zeitung beziehen sich auf "wohlmeinende" Tipps, was der Bürger sich vom Staat holen kann. Was sich im ersten Moment als gut gemeinte Artikelserie liest, ist m.E. nichts anderes, als die Arbeitnehmer wütend oder noch wütender auf die "Schmarotzer", wie Rentner und Arbeitslose, zu machen.

Die meisten Arbeitnehmer, die diese Zeilen lesen, reagieren entsprechend: "Wozu gehe ich eigentlich den ganzen Tag arbeiten"? "Diese Schmarotzer, die uns auf der Tasche liegen". "Ab ins Arbeitslager". "Sie leben von meinen Steuern" = gewollte Wirkung erzielt und die Leute bemerken es nicht.

Diesen Menschen kann man nur antworten: sie haben das System und die Methode nicht durchschaut, die dahinter stecken. Die NachDenkSeiten haben einen Artikel geschrieben, den man den unwissenden Sprücheklopfern an die Stirn pappen sollte: Über die vergessenen „Neben“wirkungen von Hartz IV und Agenda 2010: Die Zerstörung der sozialen Sicherheit.

Es wird mMn nicht nur an der Zerstörung der sozialen Sicherheit gearbeitet, sondern auch an der Schwächung der Gewerkschaften, der Stärkung des Niedriglohnsektors und der Arbeitgeberseite zzgl. ausnutzende caritative, soziale und kirchliche Einrichtungen und der Vermeidung jeglicher Solidarität unter der Bevölkerung. Wer sich dauernd Sorgen um seine Zukunft und die seiner Kinder machen muss, wer nicht mehr weiß, wie er seine Rechnungen bezahlen, seine Lebenshaltungskosten bestreiten soll, ist das Paradeopfer dafür, jeden schlecht bezahlten Job annehmen zu wollen/müssen. Durch die Stigmatisierung der Transferleistungsempfänger will keiner in diese Position geraten.

By the way: die Hartz-IV-Empfänger, die wir kennen, sind keine Säufer. Wer quarzt, dreht sich eine hauchdünne Zigarette, um möglichst lange mit dem Tabak auszukommen. Sie können sich gerade das Nötigste leisten nach Abzug aller Kosten. Seit Januar sind die Strompreise erhöht. Trocken Brot macht Wangen rot. Viele haben hunderte Bewerbungen hinter sich. Von den Jobcentern bekommen sie kaum Angebote. Das bedeutet Frust, Ärger, Resignation.

Wenn man Politiker und Co. reden hört, weiß man, wo es hingeht. Wer nicht arbeitet, aus welchen Gründen auch immer, wer den Staat belastet, muss bestraft oder gezwungen werden. Die Amtsärzte schreiben teilweise Menschen mit schweren Krankheiten und Behinderungen arbeitsfähig. Darüber schütteln manche SBs verständnislos den Kopf. Das Motto der Leistungsgesellschaft: keine Leistung ohne Gegenleistung. Ob Leistung und Gegenleistung in einem ausgeglichenen Verhältnis stehen, steht auf einem anderen Blatt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Parteiendemokratie also die gesunde Paranoia

"Die Amtsärzte schreiben teilweise Menschen mit schweren Krankheiten und Behinderungen arbeitsfähig."
und umgekehrt, die Gesunde machen zu Paranoiker.

Sind sie alle "Psychopathen? nein, die Organisation, die man als "The Corporation" (ab Min 0:40) (Konzern) nennt ist es.

Wenn unser "ganzes soziales gesellschaftliches System einfach schicksalhaft schlecht ist", dann ist auch deswegen, weil es psychopathisches Ursprungs ist.