Dienstag, 15. September 2009

Hat Deutschland ein Gewaltproblem?

Deutschland hat ein Gewaltproblem, titelte die Basler Zeitung. Um die Objektivität zu wahren sollte es heißen: hat Deutschland ein Gewaltproblem?
"Was für ein Wochenende: In München wird ein Mann erschlagen, in Hamburg greifen Chaoten eine Wache an, in Berlin gehen Teenager aufeinander los. Die Politik reagiert ratlos."

Gibt es ein Land, welches kein Gewaltproblem hat? Kann die Schweiz sich ausschließen oder wovon wird abgelenkt oder sich wofür eventuell gerächt? Steinbrück hat die unglückliche Steueroasenattacke auf die Schweiz gestartet. Es gibt Leute, die sich vor Steuerzahlungen drücken und es gibt Länder, die sich zur Verfügung stellen, um die Gelder zu "verwalten". Herr Steinbrück hat dabei die Steueroasen von GB und USA außenvor gelassen. Das war bestimmt ein Zufall. Die Schweizer hätten Steinbrück zur Strafe die Eiger-Nordwand erklimmen lassen sollen.

Den Vergleich mit den Indianern sollten die Schweizer als Kompliment sehen, auch wenn Herr Steinbrück das vermutlich nicht so gemeint hat. Wer aufgepasst hat, der weiß, dass Steinbrücks Geschichtskenntnisse bezüglich Indianern und der Kavallerie fehlerhaft sind. Umgekehrt war zu erkennen, dass schweizerische Politiker ebenfalls Geschichtsdaten durcheinander warfen.

Was ist nach dem Steinbrück-Angriff in der Schweiz passiert? Die in der Schweiz arbeitenden Deutschen wurden häufig entlassen. Geschäfte und Lokale, die von Deutschen betrieben werden/ihnen gehören, wurden gemieden. War das fair? Hat man da nicht den Unmut über Steinbrücks Äußerungen an den Falschen ausgelassen? Was sollen wir jetzt daraus machen? Schweizer kauft nicht mehr bei Deutschen? Kündigt sie? Entzieht ihnen die Lebensgrundlage? Antideutschtum oder so? Andere Frage: warum wurde die Schweiz kritisiert und wo sitzt das wahre Motiv? Warum titelt die "Basler Zeitung" ungeschickt? Interessant zu lesen sind die User-Kommentare.

Bevor man andere - damit ist jede Seite gemeint- unpassend angreift, sollte man vor der eigenen Haustüre kehren und das würde mächtig Staub erzeugen. Für die schweizerischen "Indianer" als eine der letzten halbwegs demokratischen "Bastionen" außerhalb der EU habe ich ein Lied.

Die grausame Wahrheit ist: die Menschheit hat seit ihrem Bestehen ein Gewaltproblem. Die Regierungen, die Hinter- und Strohmänner treiben die Bevölkerungen in Kriege, Revolutionen, Putsche und durch Ausbeutung in verzweifelte Situationen. Die Bevölkerung läßt sich hineintreiben. Ausgeübte Gewalt wird mit überzogener Gewalt beantwortet. Die Extrembeipiele im 21. Jahrhundert sind 9/11 und Gaza. Es wäre passender gewesen das Gewaltproblem weltweit zu beschreiben und sich nicht an Einzelbeispielen aufzuhängen.

2 Kommentare:

Lux hat gesagt…

(Soziale) Objektivität bedeutet nicht, eine(subjektive) Feststellung in eine Frage umzuformulieren!!! Sicherlich ist diese subjektive Feststellung relativ, da z.B. Kapstadt statistisch mehr Gewalttaten aufzubieten hat. Doch ändert dies nichts an der Anzahl der Gewalttaten in der BRD. Diese sind nicht subjektiv, sondern objektive Tatsache, wenn sie an der vorherrschenden allgemeingültigen Moral und den Wertvorstellungen gemessen werden. Folgerichtig stellt dann die Gewalt ein Problem dar. Subjektiv ist es allerdings, dies anders interpretieren zu wollen, in dem man eine Feststellung relativiert und dabei nur seine eigene Sichtweise und nicht die der Gesamtheit berücksichtigt.

Schwalbe hat gesagt…

Ich glaube lieber Lux, sie oder du, haben mich missverstanden. Zum seriösen Journalismus gehört es, den Titel mit einem Fragezeichen zu versehen, gerade wenn es um ein Problem geht, von dem sich kein Land ausschließen kann. Die Seitenhiebe auf andere Länder bringen uns nicht weiter (damit ist nicht ihr Kommentar gemeint). GB hat ebenfalls ein großes Gewaltproblem. Deswegen zeige ich nicht mit Fingern auf sie. Wenn wir vergleichen wollten (ergibt es einen Sinne?)bräuchten wir Zahlen aus allen Ländern. USA hat die Gefängnisse wg. Gewaltdelikten voll. Das Gewaltproblem muss jedes Land für sich selber lösen.
Gewalt ergibt sich oft auch aus Frust und der Perspektivenlosigkeit. Falls die Krise noch weiter ausufert, was ich befürchte, sehe ich weltweit ein großes Problem auf uns alle zukommen.