Nach einem langem Winter schien im Frühling die Sonne. Meine Brut wachte auf. "Guck mal die Sonne scheint und es ist so warm". Sie zogen sich T-Shirts und kurze Hosen an. "Mama, für dich gibt es Zeit für ein Sommerkleid". Sie suchten mir ein schmales kurzes Kleid aus. "Das steht dir so gut". Ich schlüpfte rein. Wir frühstückten.
Zu der Zeit brachten mir Eltern, die berufstätig, im Studium waren, früh los mussten, ihre Kleinkinder vorbei, damit ich sie in die Kita oder in den KiGa bringen konnte. Das lag ganz nah beieinander. Ich war freier in meiner Zeiteinteilung. Meine Bedingung: sie müssen ein Dreirad oder ein Kleinkindfahrrad beherrschen können und vor mir herfahren, damit ich sehen kann, was sie machen. Meine Kinder saßen vorne und hinten auf meinem Fahrrad.
Als ich wie immer die ganze Kinder"bande" zusammen hatte, fuhren wir los auf den ausgelutschten Fahrradwegen. Von der Stadt vernachlässigt. Ich habe alle Verkehrsregeln eingehalten. Die Kinder haben vorbildlich gehört. Ich hörte Bremsen kreischen und es knallte mehrfach. Die Kinder riefen: "Da ist ein Unfall". Ich drehte mich kurz um, hörte, dass Hilfskräfte gerufen wurden. Mein Aufgabe war auf die Kinder aufzupassen und sie nicht dem Gaffertum auszusetzen.
Als ich die Kinder untergebracht hatte, standen vier Polizisten vor mir. Autofahrer beschuldigten mich die Ursache des Unfalles zu sein. Watt? Ich war nicht auf der Straße. Die Unfall- und Auffahrverursacher pöbelten mich an. Sie ist schuld. Wie kann sie mit so einem Kleid auf dem Fahrrad sitzen? Das war ein ganz harmloses Kleid. Leicht figurbetont mit Blumen und frühlingshaft. Die Polizisten grinsten. Ein Polizist pfiff die Autofahrer an: "Ihre Aufgabe ist, sich auf den Verkehr zu konzentrieren und nicht auf eine hübsche Frau, die verkehrsgerecht mehrere Kinder angeleitet hat. Wenn sie häßlich gewesen wäre, was hätten Sie getan? Hätten Sie hingesehen? Da oben ist eine Überwachungskamera. Die Kollegen werten das Material gerade aus. Sie hat sich nicht ablenken lassen, aber Sie."
Proforma "musste" ich meine Personalien angeben. Ein Polizist meinte, dass sei nur zur Gemüterberuhigung. Und das war es auch. Ich fuhr mit meinem Fahrrad weiter. Ich wurde von einem Autofahrer vom Rad gerissen und geschlagen, denn ich war ja seiner Meinung "schuld". Polizisten griffen ein. Dieses Verhalten ist schon schlimm genug, aber so dämlich sein und das zu tun, wenn die Polizei ein paar Meter weiter steht, ist schon eine "Glanzleistung". Ich habe keine Anzeige erstattet. Wozu? Ich schätze, es war Strafe genug, dass er in Handschellen abgeführt wurde.
Einige Polizisten haben seit Jahren ihr wachsames Auge auf den Verkehr gelenkt. Das ist wichtig. Sie achten besonders auf Kitas, Kindergärten und Grundschulen, so weit sie das können. Wer die Zone 30 nicht einhält, wird angehalten. Erwachsene, die Kinder aus dem Auto nicht zur Bürgersteigseite, sondern zur Straßenseite aussteigen lassen, bekommen ein Bußgeld aufgebrummt. Das finde ich richtig. Diese Gedankenlosigkeit dürfte nicht sein.
Eine männliche Dünnbacke sagte: "Sie hat so schöne schlanke Beine". Die habe ich immer noch.Und, das ist ein Grund mir eine Unfallursache anzuhängen? Muss ich jetzt im Kartoffelsack verschwinden? Die ewige Sünde ist das "Weib"?
Wer war nun "schuld"? Die Sonne, das Wetter, meine Kinder, die mich zu einem Kleid ermutigten, meine "Porreepiepen" (sagt mein Kerl zu meinen Beinen), ich, die das Kleid anzog? Der vorbei gehende Winter? Oder die, die ihr Augenmerk vom Straßenverkehr lenkten? Im Straßenverkehr habe ich die Verantwortung für mich und alle Beteiligten. Danke für den Einsatz und das Verständnis von den Polizisten.*Schmacko*
Und "schuld" sind "immer" die anderen und nie man selber? Verabschiedenen wir uns bitte vom einseitigen Schuldprinzip."Schuld" sitzt in uns selbst. Ein Freund von mir hat zwei Unfälle gebaut, weil er hübschen Frauen hinterher gesehen hat. Er gab es zu, nahm die Schuld auf sich und kam ziemlich glimpflich davon. Die Staatsanwälte und Richter waren Männer, die Verständis hatten...
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