Mittwoch, 21. April 2010

24-Stunden-Kitas?

Es ist eine Begleiterscheinung unserer Gesellschaft geworden, dass beide Elternteile außerhäusig arbeiten (müssen). Alleinerziehende haben eh keine Wahl, falls sie Arbeit haben oder welche finden. Mit einem Alleinerziehendenstatus ist das nicht so einfach. Der Ruf nach 24-Stunden-Kitas wird lauter. Eine 24-Stunden-Kita heißt nicht, dass die Kinder 24 Stunden rund um die Uhr betreut werden, sondern es ist die Anpassung an die Arbeitszeiten der Eltern. Es könnte eine große Hilfe sein für Menschen, die in Schichtberufen arbeiten oder un"christliche" Arbeitszeiten haben.

"Bürgermeister Frank Meyer (SPD) schlägt vor, in Krefeld eine 24-Stunden-Kita einzurichten. Das Modell, in dem berufstätige Eltern ihre Kinder zu Tages- und Nachtzeiten abgeben können, wird in anderen Bundesländern bereits praktiziert. Frank Meyer sagt: "Der Arbeitsmarkt und die Arbeitszeiten haben sich verändert, starre Öffnungszeiten in den Kindergärten sind für viele Eltern ein unüberwindbares Hindernis, wieder in den Beruf einzusteigen."

Es ist auch von Wochenendarbeit die Rede. Jetzt frage ich mich allerdings, ob diese Eltern keine helfende Familie, Freunde, Nachbarn, Paten oder andere Eltern haben, die zur Kinderbetreuung einspringen können? Es gibt Leihomas und -opas.

Frau v.d. Leyen hatte in 2008 einen Gesetzesentwurf vorgelegt. Sie plädierte für die staatliche Förderung von Privatkitas. Ab und zu hat sie auch mal eine gute Idee, allerdings neigen Geldgeber zur Beeinflussung. Meines Wissens blieb es bei dem Entwurf. Man begründete die Gegenwehr mit Kommerz und Gewinnorientierung. Private Kitas sind meist Elterninitiativen. Sie erarbeiten gemeinsam mit dem Erziehungspersonal das Erziehungskonzept, welches frei von staatlicher Beeinflussung ist. Das scheint vielen Politikern ein Dorn im Auge zu sein. Man will ja auch privaten Tagesmüttern die Arbeit erschweren. Sie sollen den Tagesmütter-Führerschein der Jugendämter machen.

Bei mir läuten alle Alarmglocken, wenn ich das lese: McKinsey engagiert sich in der Frühpädagogik!
"Vor vier Jahren begann McKinsey & Company Deutschland (1) ihr Engagement im Bildungsbereich. Im Jahr 2005 hat sie sich ganz auf den Bereich der frühkindlichen Bildung konzentriert, weil Versäumnisse in der frühen Entwicklung von Talenten später kaum kompensiert werden können (2)."

Rein zufälligerweise hat anscheinend die Bertelsmann-Stiftung die Finger im Spiel. Es ist erwiesen, dass sich die Wahrnehmung von Kindern besonders in den ersten drei Lebensjahren ausprägt. Besser kann man sie staatlich nicht indoktrinieren?!

Meine Kids waren vor dem Kiga vormittags für ein Jahr in einer privaten Kita. Wir Eltern haben das selbst finanziert. Ab und zu bekamen wir Spenden. Das war ein Zusammenspiel der Eltern und der Erzieherin. Wer Zeitprobleme hatte, bekam Unterstützung von den anderen. Dazu hing extra eine wer-kann-helfen-Liste aus. Das Bringen, Holen und gegenseitige Betreuen außerhalb der Kita-Zeiten hat wunderbar geklappt. Im Kiga haben wir das genauso gemacht. Sprechenden Menschen kann geholfen werden. Die Erzieherinnen waren bereit über Erziehungskonzepte mit sich reden zu lassen.

Es ist wichtig, dass Kinder den Kontakt zu anderen Kindern haben und sie zu den betreuenden Personen ein Vertrauensverhältnis aufbauen können. Wir sollten uns ein Beispiel an der Tierwelt nehmen. Die meisten Tierarten halten zusammen. Die meisten Menschen scheinen es verlernt oder nie gelernt zu haben.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hierin zeigt sich was Kinder für einen Wert in der Gesellschaft haben.
Für die arbeitenden Eltern macht man alles.
Für das Wohl der Kinder denken alle reicht eine Unterbringung wie ein Auto in eine Garage.
Wie sich ein Mensch psychisch entwickeln muß um gesund heranzuwachsen ist allen egal.
Hauptsache das Einkommen stimmt.

Anonym hat gesagt…

Die Mehrzahl der Eltern rächt sich
(ohne sich dessen bewusst zu sein)an ihren Kindern.Es müssen schliesslich
mal "Erwachsene" werden und bei "ihren" Kindern dürfen die dann auch mal die Bestimmer sein.
und wie es hinter deutschen Türen aussieht hat Tucholsky schon ausreichend beleuchtet.Da bekommt
family-life einen schon mehr als faden Beigeschmack.
Von einem der auszog, das Gruseln zu verlernen
humwaoh Rainer
v