Freitag, 23. April 2010

"Ossifizierung"?

Wir haben eine neue Wortschöpfung: Ossifizierung. Das sehe ich als Klassifizierung. Man begründet es damit, dass sich immer mehr SoldatInnen aus Ostdeutschland bei der Bundeswehr melden. Nach dem Ausverkauf des Ostens durch den Westen leidet der Osten verstärkt unter Arbeits- und Perspektivenlosigkeit. Die versprochenen blühenden Landschaften sind ausgeblieben.

Lebensgefährliche tödliche "Dienstleistungen" seien den Unterschichten vorbehalten, meint ein Historiker. Da hat er recht.

"Unterschicht" ist auch eine Klassifizierung. Man braucht kein Historiker zu sein, um zu wissen, dass man bevorzugt einkommensschwache Menschen in Kriege geschickt, sie beeinflusst und sie (zwangs)rekrutiert hat. Früher wurden Bauern- und Arbeiterkinder gegen ihren Willen zum Militär gezerrt und als Infanterie verheizt. Wenn man sich aus materieller Not gezwungen sieht, freiwillig zum Militär zu gehen, könnte das ein Ergebnis der Hartz-Hatz sein. Lieber BW-Soldat im Auslandseinsatz, statt verachteter Hartz-Empfänger?

Ca. 20 % der Bevölkerung sind Ostdeutsche. Wie ist das im Verhältnis zu sehen? Wenn sich nun verstärkt West-, Süd- oder Norddeutsche melden würden, würde man dann von Wessi-, Südi- oder Nordifizierung sprechen? Das ist zu bezweifeln. Es riecht eher nach der alten Keiltreibung zwischen Osten und Westen.

Ausgerechnet ein FDP-Abgeordneter sieht es als "Zeichen für die Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr". Die Bundeswehr wirbt immer mehr an vielen Orten: Schulen, Universitäten, bei der ARGE und ist mit ihrem Werbetruck unterwegs. Was sagt uns das? Der Einsatz soll verstärkt werden. Es wird mehr Kanonenfutter benötigt. In USA gehen die Anheurer gezielt in die Slums, um die chancenlosen jungen Menschen anzuwerben.

Ein Artikel zur Regierungserklärung der Kanzlerin zum Afghanistan-Einsatz. Es ist gleichgültig, welchen Artikel man dazu liest. Es stehen überall die gleichen unsinnigen Begründungen. Die wahren Gründe werden nicht benannt. Liebe Politiker, Experten und Historiker, schicken Sie Ihre eigenen Kinder hin. Sie sind aber meistens ordengekrönte Helden an der Heimatfront.

Eltern kann man nur nahe legen ihre Kinder über den ganzen Wahnsinn aufzuklären. Sie riskieren ihre Gesundheit und ihr Leben nicht für Freiheit, Sicherheit, Frieden, Werte, das Vaterland oder dem Kampf gegen den Terror, sondern mMn für durchtriebende wirtschaftliche Interessen. Achten Sie auf Mimik und Gestik, wenn Politiker ihre Betroffenheit und "tiefe" Trauer bekunden. Bei jedem Krieg ging und geht es um Bevormundung, eine geostrategisch günstige Lage, Macht, Geld, Gebiets- und Ressourceneroberung. An den Motiven wird gebastelt und nachgeholfen. Religionen wurden und werden vorgeschoben.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Tja - wenn wir jetzt die Bundeswehr schon durch eine Berufaarmee ersetzt hätten, könnten wir mit der in Aussicht gestellten Vermittlung von Ausbildung für Unter-25-jährige...