Montag, 15. Juni 2009

15. Bundestafeltreffen in Göttingen

"Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen hat den zahlreichen Aktiven und Förderern der gemeinnützigen Tafeln für ihren täglichen ehrenamtlichen Einsatz gedankt. Auf dem 15. Bundestafeltreffen am 12. Juni in Göttingen rief die Bundesministerin und Schirmherrin die Tafeln auf, in ihrem Engagement für die Bedürftigen nicht nachzulassen: "Den Tafeln ist es gelungen, in vielen deutschen Städten eine Brücke herzustellen zwischen Überfluss und Mangel. Ich wünsche mir, dass diese Brücke weiter trägt, und danke den überwiegend ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für ihren unschätzbaren Einsatz", sagte Ursula von der Leyen."

Frau von der Leyen, als Schirmherrin der Tafeln, findet aufmunternde Worte für die Helfer. Auch Bundespräsident Köhler hatte dafür vormals schon unterstützende Worte.

Die Idee der Tafeln kommt aus USA und entstand in den 60er Jahren. Qualitativ mehr oder weniger einwandfreie Lebensmittel, die marktwirtschaftlich nicht mehr zu verwerten sind, kurz vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums stehen, beschädigte Verpackungen aufweisen, werden an Bedürftige verteilt. McKinsey hilft "uneigennützig" den Armen. Dass die Tafeln von einer Unternehmensberatung gesponsert und unterstützt werden, sollte nachdenklich stimmen.

»Die Tafeln helfen diesen Menschen, eine schwierige Zeit zu überbrücken, und geben ihnen dadurch Motivation für die Zukunft«, heißt es in den Grundsätzen des Bundesverbandes Die Tafeln e.V. Aus den Tafeln ziehen alle Beteiligten Gewinn. Supermärkte und Discounter können die Waren, die nicht mehr verkauft werden können, abschreiben, ihre Entsorgungskosten reduzieren und sich den Anstrich der sozialen Verantwortung geben. Initiatoren und ehrenamtliche Helfer, den man ihren sozialen Hilfswillen sicher glauben kann, genießen gesellschaftliches Ansehen. Wer mit seinem Geld nicht auskommt, kann sich ja an die Tafeln wenden. Das ist eine Einstellung, die schon längst Einzug in die Denkweise vieler Menschen genommen hat. Es dürfte nicht verwundern, wenn die Menschen, die bei den Tafeln einholen und dort Essen, demnächst registriert und leistungsgekürzt werden, denn wir müssen alle den Gürtel enger schnallen.

Die von Brüssel angebotenen EU-Hilfen für die Tafeln werden seit Jahren von der Bundesregierung abgelehnt. Es ist preiswerter, wenn die Menschen gratis helfen und man die Transporte von den Geschäften zu den Tafeln auf Sponsorenbasis finanzieren kann.
"Dennoch hält die Bundesregierung auch künftig nichts von den Brüsseler Hilfen. Eine Sprecherin des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verweist auf das funktionierende Sozialsystem. Die Verteilung von Nahrungsmitteln lehnt das Haus von Horst Seehofer (CSU) ab. Außerdem sei nicht einzusehen, warum der Brüsseler Agrarhaushalt bemüht werden solle, um Geld für soziale Zwecke bereitzustellen. Dafür gäbe es andere Töpfe." Es ist damit vor allem den Lebensmittel"spendern" und der Politik bei der Kostenersparnis geholfen.

Lutz (Gastschreiber) hat sich dazu seine eigenen Gedanken gemacht und wir kommen seiner Bitte zur Veröffentlichung nach:

Ein satter Bauch ist Nährboden für eine gesunde Zukunft! Die Konjunktur ist das Messinstrument guter Leistung. Die Lenker und Denker an den gesellschaftlichen Steuerrädern sorgen dafür, dass Konjunktur uns alle am Leben hält. Die Konjunktur zieht im Land an, sie zeigt steil nach oben!

Der 1-millionste Gast wurde bei den Tafeln begrüßt. Das ist ein gutes Zeichen für ein anbietendes Unternehmen im Land. Es sind die Tafeln, die den Hunger derer stillen, die von jeder wahren Konjunktur abgehangen wurden. Die, die nachweisen können mit Scheinen von der ARGE, mit den Belegen der Optionskommunen, mit dem Nachweis aus Grundsicherung, dass sie befähigt und berechtigt sind, die Konjunktur der Tafeln anzukurbeln, sorgen da für Aufschwung.

In Göttingen traf sich die Gesellschaft vom 11.06 bis 13.06. schon zur 15. Bundestagung. Die einen, die da geben können und die anderen, die nehmen müssen. Da wird nicht nach Auswahl Ausschau gehalten. Es ist keine Frage, was kommt, das geht. Es hält am Leben. Es ist ein satter Bauch, der Mühe wert und die Scham überwunden. Eine symbolisch gegebene Münze, die die Menschen symbolisch nicht zum Bettler macht, soll Zulauf sicher stellen. Wer hätte das gedacht, dass Menschen zur Speisung angelockt noch Stolz besitzen wollen?

Kluge Vorschläge gibt es da: die Regelsatzerhöhung, Hauptsache für die Familien im Land. Die Einzelkunden wollen wir uns ja erhalten zur Sicherheit und als Berechtigung, als Zeichen der Nächstenliebe in unserem zivilisierten Land.

Die Bekämpfung von Hunger sei nicht das vorrangige Ziel der Tafeln“, sagte Häuser, Chef der ganzen Unternehmung fast entschuldigend? „Bedürftige sollten vielmehr bei den Ausgaben für Lebensmittel entlastet werden, um ihnen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben weiter zu ermöglich.“ Teilhabe an der Gesellschaft? Ist das erwünscht?

Den Druck erhöhen war gewünscht. Den Druck zur Arbeit, auch wenn sie nicht entlohnt wird, den Druck darauf gerichtet, sich erniedrigen zu lassen, den Druck zum Umzugszwang, den Druck zu allem ja zu sagen und mit einer Unterschrift die Aufgabe der Bürgerrechte abzupressen! Das ist doch Ziel, nicht Teilhabe. Wie soll da Druck entstehen, wenn Teilhabe Bestand hat? Und richtig, es ist die Nächstenliebe, Erbarmen mit dem fremden hungernden Bauch!

Bei der Tagung finden wir zur Beratung: Schirmherrin von der Leyen, die "christliche" Werte im Herzen trägt. Verstärkung aus ihrem Lager kommt gleich mit durch Christian Wulff. Es melden sich aber auch andere, die der SPD. Da war doch was, ganz zu Anfang? Ach ja, "sozial" steht da geschrieben. Wer sind die, die da kommen und mitreden müssen? SPD-Chef Franz Müntefering, der meint, wer nicht arbeitet im Land, soll auch nicht essen! Auch Jürgen Trittin von den Grünen, einer der Macher und auch einer, der für den Druck steht. Wie ein Mann mit Franz Schulter an Schulter, die Zustimmung zum Druck, der Bäuche hungern läßt! Rita Süssmuth wird auch nicht fehlen. Bei großen Unternehmen geht es auch um große Politik. Heidi Merk,die Chefin vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, kam. Großer Bahnhof für eine zielführende Veranstaltung.

Was wird beraten? Na klar, ein Verein, da geht es um Vereinsrecht! Wurde eins überschritten, muss man Rechte ausweiten? Erfolgsunternehmen Tafeln, zukunftsweisend für alle, aber nicht für die, die noch ihr Essen selbst kaufen können! Sozialrecht, die nächste Frage. Was ist mit dem Druck der bestehen soll? Wird der ausgehöhlt und untergraben? Sparen heimlich die, die Tafeln nutzen? Oder ist es eine Möglichkeit für sie, sich das Leben etwas angenehmer gestalten zu können?

Das Unternehmen Logistik, das zu jedem Unternehmen gehört, muss gestärkt werden, denn noch mehr Gäste sollen kommen. Nein, von Kunden wird ganz stolz berichtet. Die Zukunft ist schon gestaltet und Ressourcen werden organisiert. Der 500ste Mercedes-Transporter ist schon längst übergeben. Ca. 3.000 Fahrzeuge und ca. 40.000 Mitarbeiter sind im Einsatz. Darf man nicht sagen ein Verein, also Helfer in der Not?! Von Kunden spricht die Tafel schon, denn Kundschaft muss jedes Unternehmen sehr wohl pflegen. Dabei ist doch alles gut geregelt. 10 Fragen an die Tafeln stehen dort geschrieben, wie 10 Gebote, nur moderner im Netz angeschlagen.

Da gibt es im Netz noch einen Aushang mit 9 Geboten nur. Freiheit wollen dort die Menschen. Selbstbestimmt ihr Leben in die Hand nehmen, ohne Druck zur Arbeit wollen sie und auch mal Pause machen, wenn der eigene Wille es so will. Die Zukunft wollen viele unternehmen und viele kommen täglich noch dazu. Ob auch zur Woche des Grundeinkommens Frau Süssmuth erscheint, Frau von der Leyen oder gar Franz Müntefering? Wer weiß das schon?

Nur was wird dann aus dem Unternehmen Tafel? Wo sollen dann die Kunden herkommen? Wer soll die über 130.000 Tonnen Lebensmittel jährlich noch essen? Wer geht in die über 800 Filialen, wer kauft billig dann in 2.000 Läden? Da stehen Fragen offen, die Zweifel an die Freiheit stellen, die keine Zukunft zulassen wollen.

Die Schamlosen dagegen im Land, die nehmen und für sich behalten, die überwinden keine Scheu und Scham. Sie belächeln dieses Treiben, sie rümpfen die Nase, spenden manches Mal ganz gönnerhaft. Gewissen beruhigen, Konjunktur anheizen?
Da treffen sich also die Macher, die diese Scheinwelt lenken. Sie tagen und haben Beziehungen und eine Schirmherrin. Sie beraten und gegenseitiges Schulterklopfen wird ihre Stühle sichern. Ja, auch sicher sind die Bäuche derer, die gespeist werden, bedacht mit mancher guter Gabe! Fast scheint es, wir bauen schon eine neue Gesellschaft mit denen, die dann alles besitzen und steuern und die Anderen, die dann bedacht werden, gönnerhaft, mit Druck in ein neues Unternehmen.

Nein, nicht Deutschland, Tafel wird es weiter heißen.

Von Lutz und Schwalbe

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