Montag, 14. Juli 2008

Kinder und Entwicklungshilfe

Das Thema Entwicklungshilfe ist ein heikles Thema, wenn man beginnt sich intensiver damit zu beschäftigen. Ist sie wirklich eine Hilfe für die Entwicklungsländer und deren Kinder, macht sie sie abhängig von den Industriestaaten, verdienen die Industrienstaaten daran, dient sie der Selbsthilfe der Entwicklungsländer, damit sie unabhängig werden, füllen damit korrupte skrupellose Politiker ihre Taschen? Haben wir lieber hilflose Entwicklungsländer, die auf uns angewiesen sind? Glauben wir, dass sie nicht in der Lage sind ihre Angelegenheiten selber zu regeln? Wie sieht diese Hilfe wirklich aus?

Zweck der Entwicklungshilfe sollen Strukturreformen in Entwicklungsländern sein, um ihre Benachteiligung zu verändern und ihnen eine Chancengleichheit zu geben.
Ziele der Entwicklungshilfe sollten sein:
- Die Hilfe zur Selbsthilfe, also der Aufbau eines Wirtschaftssystems
- Der Aufbau eines politischen demokratischen Systems
- Die Verwirklichung der Menschenrechte
- Bekämpfung von Armut und Korruption
- Einführung sozialer Gerechtigkeit

Wenn man diesem Artikel glauben schenken mag, ist das nicht der Fall.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,551508,00.htm

Dass die Gelder nicht unbedingt für das eingesetzt werden, wofür sie gedacht sind, glaube ich ungesehen. Man weiß ja auch, dass die Hilfsgelder vieler Hilfsorganisationen teilweise in dubiosen Kanälen verschwinden bzw. vom Verwaltungsapparat verschlungen werden. Hier sollte die Kritik an die politischen Entscheidungsträger gehen, die die Entwicklungshilfe vergeben. Sie sollten überprüfen, wofür die Entwicklungshilfe benutzt wird. Wird sie zu politischen Zwecken verbraucht oder zur Korruption, sollte man ihnen den Geldhahn zudrehen und einen anderen Weg gehen (das Geld darf nur dafür und dafür ausgegeben werden) und auf keinen Fall wahllos aufstocken. Das Bedarf natürlich einer Kontrolle.

Man hat den Eindruck, dass man die Entwicklungsländer immer noch kolonialisieren will. Dass man sie als billige Rohstofflieferanten ausnutzt, dürfte klar sein. Dafür bekommen sie das 'Zückerchen' Entwicklungshilfe, dass nicht wirklich den Bedürftigen hilft, sondern ihren meist korrupten und skrupellosen Diktatoren.
Die Industriestaaten schicken ihnen ihre eigenen subventionierten Agrarprodukte. Das sieht so aus: Indien z.B. wird mit EU-Milchpulver beliefert. Das ist preiswerter als die Milch der heimischen Milchbauern. Afrika wird mit EU-Obst und Gemüse beliefert, dass auf den Märkten günstiger verkauft werden kann. Dadurch, dass die Bevölkerung notgedrungen zu billiger Ware
greift, macht man die Einnahmen der heimischen Bauern und die Märkte kaputt.
Man schafft Anbauflächen für Monokulturen, was meist dazu führt, dass der Boden über kurz oder lang um bestimmte Nährstoffe ausgelaugt wird. Die Bauern arbeiten für Billiglöhne auf Großplantagen, denn auf Dauer kann der Kleinbauer dem Konkurrenzdruck nicht stand halten. Es darf nicht sein, dass westliche Konzerne sich nur um Absatzmärkte und Rohstoffe bemühen, um sich zu bereichern und die einheimische Produktion stören. Desweiteren bemühen sich die Industriestaaten in Richtung Aufkauf des Ackerlandes.
So macht man sie noch abhängiger.

http://www.ftd.de/politik/international/:China%20Ackerland%20Ausland/353682.html

Ganz zu schweigen von bewaffneten Auseinandersetzungen um Geld, Macht und Rohstoffen mit entsprechenden Waffenlieferungen der Industriestaaten. Manche sagen, hohen Lebensmittelpreise wären dienlich, weil es dann auch den Hilfsorganisationen zu teuer wird Lebensmittel zu verschenken. Das leuchtet ein, wenn man dann hilft die Bauern zu unterstützen, dass sie ihre Felder selbständig bestellen können. Ihnen Saatgut, Dünger, Kredite zur Verfügung stellt. Das ist Hilfe zur Selbsthilfe und sie über kurz oder lang vor ausländischen Agrarprodukten zu schützen, bzw. nur noch das zu importieren, was nicht selbst produziert werden kann. Die Korruption versuchen zu beseitigen, anstatt das Geld den Diktatoren, Militärs und Eliten in die wohl genährten Bäuche zu pumpen bzw. zu helfen, dass korrupte Diktatoren an die Macht kommen.
Die Entwicklungshelfer bauen Brunnen, die entweder zusätzlich von Viehirten genutzt werden bzw. dafür sorgen, dass der Grundwasserspielgel sinkt.
Auf einer Kinderseite habe ich das gefunden: wie macht man aus Salzwasser Trinkwasser:

http://www.labbe.de/zzzebra/index.asp?themaid=240&titelid=3469

Oder so:

http://www.innovations-report.de/html/berichte/innovative_produkte/bericht-34210.htmll

Wie wäre es, wenn man in Dürregebiete Pipelines legt vom Meer aus oder Salzwasser anliefert, damit es aufbereitet werden kann, bzw. die Vorkommen an Süßwasser nutzt und Rohre verlegt? Irgendwo habe ich mal diesen schönen Satz gelesen: 'Entwicklungshilfe - das ist das Verteilen der Gelder der Armen aus den reichen Ländern an die Reichen in den armen Ländern.'
Das Entwicklungshelfer nur helfen wollen, damit sie selber nicht arbeitslos werden, ist mir zu pauschal. Es gibt genug, die befristet arbeiten bzw. deren Engagement ehrenamtlich ist. Gerade die Entwicklungshelfer können beobachten, wie sich die Entwicklungshilfe wirklich entwickelt und wo sie ankommt.
Ich halte es auch für wichtig in Entwicklungsländern die Infrastruktur auszubauen, damit Hilfslieferungen schneller und kostengünstiger ankommen und die einheimischen Bauern ihre Produkte leichter zu den Märkten transportieren können. Bei den Lebenmittelhilfslieferungen sollten wir unbedingt einen Unterschied ziehen zwischen Katastrophenhilfe bzw. wahre Hungerhilfe oder die Abhängigmachung bzw. Erziehung zur Bequemlichkeit. Er wird Zeit, dass man diesen Ländern hilft beim Selbstheilungsprozess damit sie sich von innen selber stabilisieren können.
Auch auf den Ausbau des Bildungssystems sollte gesteigerter Wert gelegt werden. Geschätzte Zahl des Analphabetentums weltweit ca. 18 % der Weltbevölkerung lt. UNESCO : In Südasien ca. 42%, in Afrika (südlich der Sahara) ca. 40%, in den arabischen Staaten ca. 38%, in Lateinamerika ca. 10%, im ostasiatischen und pazifischen Raum ca. 8%. Das sind erscheckend hohe Zahlen, die es zu ändern gilt. 77 Mio. Kinder wachsen ohne Schulbildung auf.
Die Afrikaner selber wollten die Lieferungen der subventionierten Lebensmittel stoppen, bis ihnen die Weltbank drohte, die Finanzhilfen einzustellen und sämtlichen Zinsen aus Krediten zahlen zu müssen.
Dazu interessant und aufrüttelnd:
Jean Ziegler, Das Imperium der Schande
Mein Fazit: Bei der Entwicklungshilfe geht es um Schaffung von Abhängigkeiten und Absatzmärkten. Einen anderen Eindruck kann ich daraus nicht gewinnen. Lasse mich aber gerne belehren.
Wer sind die Hauptleidtragenden wie immer bei allem? Die Kinder dieser Länder.

2 Kommentare:

Uwe Kerkow hat gesagt…

wenn man vernünftig mithelfen will, ist terre des hommes die erste und die kindernothilfe die zweite Wahl.
http://www.mediawatchblog.org/

Brigitte hat gesagt…

Uwe Kerkow hat einen neuen Kommentar zu Ihrem Post "Kinderarmut und Entwicklungshilfe" hinterlassen:

Achtung, Bitte genau lesen! (64 und 750 MILLIONEN!!! Euro)
Entwicklungshilfegelder sind in aller Regel Peanuts.
http://www.mediawatchblog.org/

Sorry Herr Kerkow, der Kommentar wäre fast verschütt gegangen.