Montag, 14. Juli 2008

Kinder, Ernährung, Gesundheit

Man hat sich was besonderes ausgedacht: den aid-Ernährungsführerschein. Die 3.Kläßler sollen lernen, wie Lebensmittel aussehen von innen und außen. Ups, wissen sie das nicht von zu Hause? Betreten sie nie die häusliche Küche?
Sie sollen lernen kleine Mahlzeiten zuzubereiten. Das machen sie bei uns auf freiwilliger Basis mit den hoffnungsfrohen Erstklässlern in spe im Kindergarten. Früher hatten wir in der Schule Kochunterricht, aber das war nicht mit einer schriftlichen und mündlichen Prüfung verbunden. Kochen kann ich den Kindern auch spielerisch zu Hause beibringen. In den weiterführenden Schulen bieten sie bei uns ein freiwilliges zusätzliches 'Programm' an: gesunde Ernährung auf theoretischer Basis plus Zusatzsportangebot. Wohlgemerkt: freiwillig.

Der Vordergrund ist, den Kindern ein vernünftige Ernährung beizubringen und sie zur Selbständigkeit zu erziehen. Dagegen ist nichts zu sagen, außer dass ich finde, dass es Aufgabe der Eltern ist und nicht des Staates. Nun, man möchte etwas für die Gesundheit tun und gegen die Übergewichtigkeit. Ein probates Ziel, aber auch das ist Aufgabe der Eltern. Wo ein Mangel oder Probleme bestehen, sollte man die Familien direkt informieren. Wofür gibt es die U-Untersuchungen, die Einschulungsuntersuchung und die J-Untersuchung. Zu Hause muss sich etwas an den Essgewohnheiten ändern.

Eine Stundenanzahl von sechs bis sieben Stunden soll dafür benötigt werden. Ich habe nicht herausfinden können, ob es sich um zusätzliche Stunden handelt, was ich mir bei Grundschülern nicht vorstellen kann oder ob dafür andere wichtigere Schulfächer gestrafft/vorübergehend gestrichen werden sollen. Für die Übungen für die Fahrradprüfung, die ich wegen der Verkehrssicherheit als sinnvoll betrachte und das Seepferdchen, dass ich ebenfalls als sinnvoll ansehe, weil es wichtig ist, dass Kinder sicher schwimmen können, fallen Unterrichtsstunden aus. Es heißt, dass man es zur Benotung in den Sachunterricht aufgenehmen kann. Wenn es ums Messen und Wiegen geht, kann man es im Mathematikunterricht einbauen. Aha. Das nennt man learning by doing, aber kann ich das meinen Kinder nicht selbst beibringen? Eine Küchenwaage oder einen Messbecher zu bedienen, dafür muss man keinen Mathematikunterricht verplempern.

Nach den sechs bis sieben Stunden müssen sie ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen in Form einer Prüfung und bekommen einen Ernährungsführerschein mit Foto. Zufälligerweise ein biometrisches Foto? Wahrscheinlich bin ich zu misstrauisch und höre das Gras wachsen.

Betrachten wir, wer dahinter steckt:
Das Sonderprojekt des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv). Der Deutsche LandFrauenverband soll Fördergelder des BMELV und von Sponsoren aus der Wirtschaft voraussichtlich erhalten. Das Paket kostet für die Schulen, die das Sonderprojekt nicht bekommen, 40 €. Kosten für Lebensmittel, Kopien, die Führerscheindokumente, Fotos und Prüfungsbögen entstehen. Wer übernimmt sie?

Das nennt sich: Ernährungs- und Verbraucherbildung. Auf was für einen Verbrauch sollen sie nun vorbereitet werden?
Es handelt sich nicht zufälligerweise um Gewinne machen und das gezielte Heranführen von Kindern an bestimmte Produkte?
Nachtigall ick hör dir trapsen. Ich bin sicher zu misstraurisch. Das ist alles nur gut gemeint.

www.aid.de

www.aid-medienshop.de


Hier habe ich noch zwei so misstrauische Menschen wie mich gefunden:

http://ef-magazin.de/2008/07/12/404-schule-kein-essen-ohne-fuehrerschein

http://www.radio-utopie.de/2008/07/12/schueler-muessen-ernaehrungsfuehrerschein-machen/

Oder will man sie auf den Kellner- oder Köcheberuf oder für den Catering-Service vorbereiten? Auch ich stelle die Frage: wie viel staatliche Einmischung ist gesund?

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