Montag, 16. November 2009

Die Ehre des Kindes ist unauffindbar?

Frau Kloepfer plädiert für mehr Zwang und Disziplinleistungen gegenüber Kindern und Eltern. Irgendwie höre und lese ich es gerade aus vielen Ecken: Unterschicht, Bildungsferne, Tradition, Ehre, Diziplin, Leistung? Sie und andere plädieren für bessere Bildungsarbeit an Schulen und Vorschulen. Vorschule: nein. Kind soll Kind bleiben und sich frei im kindlichen Spiel entfalten dürfen. Frühkindliche Förderung bei Defiziten, Wahrnehmungsproblemen und Anzeichen, wenn das Kind freiwillig lernen will: ja. Individuelle Förderung an Schulen: ja. Nur welche Bildungsarbeit? Warum ist Bildung überhaupt Arbeit? Lernen sollte Freude bereiten und freiwillig sein. Sollen ihnen weiter vorgefertigte Dinge beigebracht werden oder dürfen sie frei und quer denken?



Das Betreuungsgeld hält sie für teuren Unfug. Mir ist das zu pauschal. Sie und andere möchten eine gute Kindertagesstätte, eine anständige Schule, eine Campusschule mit Ganztagsbetrieb. Was ist (teurer) Unfug, was ist gut, was ist anständig? Beitreuung also möglichst durch den Staat?

Anscheinend sind die Eltern alles schuld? Das liegt nicht auch am Versagen anderer? Die Politik, die Gesellschaft hat auf keinen Fall versagt? Die Schulen sind nicht auf dem neusten Stand und Bildungsweg. Bildung ist vom Geld abhängig. Die Regierung streicht denen das Geld, die es am dringensten bräuchten. Es ist auch das gestrichene Geld auf dem Gym bei Kindern von Bedürftigen nach der mittleren Reife. Mit dem Abschluss bekommt man keine Ausbildungsstelle.

Von den ARGEN, obwohl es fördern und fordern heißt, werden Realschulabschlüsse und Abitur nicht gefördert. Das waren alles die Eltern alleine schuld? Überall fehlen, trotz hoher Arbeitslosigkeit, Fachlehrkräfte. Das ist besonders stark bei den Naturwissenschaften ausgeprägt, weil die StudentInnen frisch von Uni von der Industrie abgeworben werden. Werden die Lehrkräfte krank fehlen Ersatzlehrkräfte. Die Stunden fallen aus. Die Kinder müssen aber trotzdem den Stoff beherrschen. Die Studiengebühren wurden erhoben. Wir haben europaweite Bachelor- und Masterstudiengänge, die kein freies Denken mehr zulassen.

Die Politik richtet sich immer mehr darauf aus die Kinder frühzeitig aus den Familien zu entfernen. Das ist ein langer gärender jahrzehntelanger Prozess. So kann man die Kinder am leichtesten systemkonform prägen oder? Die Schuld schieben viele auf die "Unterschicht" und deren angebliche "Bildungsferne". Was machen wir denn mit den ganzen gestrauchelten Kindern und Jugendlichen aus "gehobenen" Familien? Bekommen sie Vitamin B (Beziehung)? Aus Beobachtungen und Erzählungen weiß ich, dass sie es bekommen.

"Die Autorin Inge Kloepfer klagt in "Aufstand der Unterschicht" an: Ein sozialer Aufstieg sei kaum mehr möglich. 20 Prozent der jungen Generation gebe die Gesellschaft von vornherein verloren – und die Politik schaue tatenlos zu "

Man sollte sich Mühe geben die Gesamtzusammenhänge zu sehen. Ein Arzt sagte: "Ich kann eine Krankheit heilen, aber nicht den Patienten". Ich schreibe: "Bei einer Krankheit sind nicht die Symptome entscheidend, sondern die Ursache". Es kommt auf dasselbe heraus. Werte müssen wir den Kindern beibringen und ihnen vorleben. Unsere Führungs"elite" ist nicht gerade das beste Vorbild. Wir aber auch nicht alle.

Wir haben die Bildungsstreiks. Die Schüler- und StudentInnen haben allen Grund dazu. Sie haben die Gesetze nicht verabschiedet. Wenn ich in die Schulbücher meiner Kinder schaue, habe ich das Gefühl wir sind an einer Stelle stehen geblieben. Damals, anno tobac. Ich habe mir meine alten Schulbücher aufgehoben. In den "neuen" Schulbüchern steht zum größten Teil das Gleiche, obwohl es neue Erkenntnisse gibt. Es gibt Zeit, dass wir die junge Generation unterstützen. Die Erwachsenen scheinen mir allgemein ein Volk der Trittbrettfahrer und Nachplapperer geworden zu sein. Nebenher am Rande als Anregung: wie oberflächlich, überheblich, arrogant und vorverurteilend sind diese Menschen, die meinen über andere und ihre Lebenssituation urteilen zu können?

Sie schieben die Schuld für jahrzehntelanges bildungspolitisches, soziales und gesellschaftliches Versagen auf die Schwächsten der Gesellschaft. Das nenne ich ein Armutszeugnis.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es wurde umgegestzt

"Frau Kloepfer plädiert ..." und knüpft an die lange Tradition. Vor 200 Jahren hat Thomas Malthus so plädiert: "Education should aim at destroying free will so that after pupils have left school they shall be incapable throughout the rest of their lives of thinking or acting otherwise then as their schoolmasters should have wished. Diet, injections and injunctions will combine from a very early age to produce the sort of character and the sort of beliefs that the authorities consider desirable. And, any serious criticism of the powers that be will become psychologically impossible."

Der Pöbel braucht nach dieser Lehre "mehr Zwang und Disziplinleistungen".

Und so wurde das schon mehrfach umgesetzt, siehe die Photos.

thom hat gesagt…

Ich hab mir die Frau Inge Kloepfer, bzw. deren Werke mal angesehen, nun, ich weiß eigentlich nicht, was Sie sagen möchte. Möglicherweise Artikel verfassen. Ansonsten fehlt da an vielen Ecken die Beleuchtung. Ich hab auch mal die Schulbücher meiner Kinder mit den meinigen verglichen. Trauriges Ergebniss: Im Westen nichts neues. Das Wissen verdoppelt sich wohl ca. alle 7 Jahre, der konkrete Inhalt dieser Bücher hat sich in den letzten 20 Jahren nicht wesentlich geändert. Gut, die Bilder sind jetzt besser.

Am Ende, trauriges Zeugniss für dieses Land, welches mal Land der Dichter und Denker war.