Mal sind es Migranten, wobei es sich in den Fällen fast ausschließlich um Muslime handelt; mal sind es Rentner, die den Jungen auf der Tasche liegen, ungeachtet der Tatsache, dass sie jahrelang eingezahlt haben; mal sind es die Ex-DDR-Bürger, die angeblich schuld am Soli sind; mal sind es die protestierenden Studenten und jetzt sind es mal wieder die Hartz-IV-Empfänger. Hat die Presse nichts Sinnvolleres zu tun?
"Die Zahl der Missbrauchs-Fälle von Hartz IV ist nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit im ersten Halbjahr 2009 um sechs Prozent gestiegen. Betrügereien sowie die Weigerung zumutbare Arbeit oder 1-Euro-Jobs anzunehmen, wurden im letzten Jahr insgesamt in 765.000 Fällen mit Sanktionen bestraft."
Betrug und Schwarzarbeit sind anders zu bewerten, als Arbeitsverweigerungen wg. "zumutbarer" Arbeit oder 1-Euro-Jobs. Es ist Unsinn, das in einen Topf werfen zu wollen. 1-Euro- und Minijobber finanzieren ihren Regelsatz fast selbst.
Manche Leute scheinen es nicht begreifen zu wollen: die Menschen wollen von ihrer Arbeit leben können, fair bezahlt und behandelt werden. 82.000 Fälle sind nur 2,35% von 3,5 Mio. Arbeitslosen. 87.000 sind 2,5% von 3,5 Mio. Arbeitslosen. Da die Statistik geschönt wird, können wir bei Hartz-IV-Empfängern und Aufstockern von wenigstens 7 Mio. ausgehen. Schon relativiert sich die Zahl in verschwindende Geringfügigkeit. Der Verwaltungsaufwand für jeden Erwerbslosen ist fast das Zweifache dessen, was ein Erwerbsloser erhält. Deutschland, deine Ver(ge)walt(ig)ungsdiktatur.
Wow, das ergibt eine Riesenbetrugszahl, die akribiesch verfolgt werden muss. Bei den Zumwinkels der Nation, die Millionen an Steuergeldern am deutschen Fiskus vorbei ins Ausland schleusen, ist man wesentlich großzügiger. Sie bekommen sogar eine fette Pension und für ihre Verhältnisse ein Peanutsstrafe. Banker, die die Menschen um ihr Erspartes betrogen haben, genießen fast alle Straffreiheit, bekommen Boni und satte Abfindungen. Ackermann grinste kommentarlos in die Kamera, als man ihn wg. seiner Verantwortung für sein Handeln ansprach. Sein nächstes Essen bei der Kanzlerin dürfte gewiss sein. Missbrauchsfälle bei der Kurzarbeit durch Arbeitgeber werden kaum verfolgt. Politiker leben auf unsere Kosten. Wir zahlen ihre Diäten und Pensionen, für die sie nichts einzahlen.
Das "Unschuldslamm" Jung tritt als Arbeitsminister zurück und alle anderen haben sowieso nichts gewusst. Werden sie zur Verantwortung gezogen werden? Darauf können wir lange warten. Unsere Justiz scheint sich lieber auf die kleinen Fische zu konzentrieren. Er braucht sich um seine Zukunft keine Sorgen zu machen. Er wird, wie Peer Steinbrück, ein hübsches Pöstchen bekommen. Das hatte Frau Merkel ihm ja versprochen.
Jeder von uns, der seinen Job verliert, ist in den Hintern gekniffen und muss seine Vermögens- und Lebensverhältnisse offenbaren. Der Gang zur Behörde ist unausweichlich, verbunden mit Gängeleien, Druck, Unverschämtheiten, Sanktionen. Ausnahmen bestätigen bei den Argen die Regel. "Kleine" Selbständige, Kleinunternehmer und mittlere Betriebe, die unter der Finanzkrise leiden und in Zahlungsschwierigkeiten geraten, genießen selten Gnade beim Finanzamt, obwohl Steinbrück die Finanzbehörden um Kulanz und Ermessensspieleräume ersucht hatte. Auf "Rettungspakete" braucht von uns keiner zu hoffen. Die Banken gewähren keinen Kredit, obwohl sie von unseren Steuergeldern gerettet wurden.
Immer weder lese und höre ich:
1. "Wer arbeiten will, findet auch Arbeit." Für Millionen von Arbeitslosen gibt es wenige Stellenangebote.
2. "Dann muss man halt kleine Brötchen backen und für wenig Geld arbeiten, Hauptsache man hat Arbeit." Mit dieser Einstellung sind Türen und Tore geöffnet für Zeit- und Leiharbeit. Viele Firmen gründen längst eigene Zeit- und Leiharbeitsfirmen, um sich vor regulären Löhnen und Gehältern zu drücken.
3. "Die 1-Euro-Jobber nehmen uns die Arbeitsplätze weg." Sie werden von den Argen unter Druck gesetzt, damit wohltätige, caritative, kirchliche, soziale Einrichtungen und Firmen Kosten sparen können und die Argen zahlen drauf.
4. "Die leben von meinen Steuergeldern." Auch Erwerbslose zahlen Steuern mit allem, was sie konsumieren und verbrauchen.
Wer hat die größere kriminelle Energie und was kostet den Steuerzahler mehr? Es ist so leicht zur Ablenkung auf die einzudreschen, die eigentlich die wenigsten Kosten verursachen, anstatt den Blick auf die Machenschaften oben zu richten.
Ich denke immer wieder gerne an mein Unwort des Jahres 2008: wir brauchen mehr Vertrauen. Vertrauen sollte auf Gegenseitigkeit beruhen.
Es gibt genug Leute, die auf die Hetzkampagnen hereinfallen und anscheinend nicht begreifen wollen, wo das Problem liegt. Der Stigmatisierung fallen die Hartz-Kinder zum Opfer: "Ihr seid die Kinder von Schmarotzern, ihr seid die Unterschicht"ler", nänänänänä..." Die Kinder, die sie verteidigen, sind die "Unterschichtsfreunde". "Sauber" gemacht, liebe Erwachsene. Wie heißt es so treffend: wer nach unten tritt, buckelt nach oben.
2 Kommentare:
Das schlimmste hieran ist allerdings, daß ein großer Teil des Volkes sich dies mangels Horizonthöhe selbst gewünscht hat. Aber ich bin zuversichtlich, das sich demnächst mindestens 25% der Bevölkerung in diesem Bereich wiederfinden werden. Auf Besserung braucht niemand zu hoffen, solange man sich verdummen und ängstigen lässt. Erst wenn die Menschen merken, daß es nichts zu verlieren sondern nur zu gewinnen gibt, dann können Sie selbst etwas ändern. Bis dahin, Danke für die beleuchtenden Artikel.
Gerne geschehen, ist allerdings die Schwalbe größtenteils für zuständig. Ich gebe manchmal Denkanregungen :-)
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