Montag, 15. September 2008

Warum Schule krank machen kann

Wenn man den Suchbegriff 'Schule macht krank' eingibt, stößt man bei Yahoo auf 4.340.000 !!! Suchergebnisse. Über das Problem wird seit Jahren von diversen Medien berichtet und da die Berichte nicht enden wollen, geht man das Problem anscheinend nicht genügend an. Schule kann sowohl die Kinder, als auch die Lehrkräfte krank machen.

Die Kultusministerien waren wohl zu sehr mit dem Schreckgespenst PISA-Studie beschäftigt. Anstatt das Problem von Grund auf anzugehen und die jahrelangen Fehler der Bildungspolitik erkennen und sie beseitigen zu wollen, haben sie aus der PISA-Hysterie heraus, -wir wollen schließlich im internationalen Vergleich besser abschneiden- dafür gesorgt, dass mehr Druck auf Schüler und Lehrer erfolgt. G8 wurde eingeführt. Man nennt es auch das Turbo-Abi. Aus 13 Schuljahren wurden 12. Ein Jahr muss aufgeholt und in den anderen Schuljahren untergebracht werden. Den schulischen Überfliegern macht es wenig aus, aber die Kinder mit normalem Lerntempo können in Schwierigkeiten geraten. Mehr Schulstunden, mehr Hausaufgaben, mehr Pauken, wenig Freizeit.

In den Grundschulen ist zu beobachten, dass die Lehrer ab der 4. Klasse das Lerntempo anziehen. Begründung: wir wollen, dass die Schüler an den weiterführenden Schulen bestehen können, weil dort der Leistungsdruck erhöht wird. Eine Grundschullehrern sagte: "Ich will das 'meine' Kinder im Schulsystem nicht untergehen und es so viele wie möglich schaffen, sonst haben sie später wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt." Sicher hat sie recht und ihre Intention ist gut gemeint, aber damit werden schon die Grundschüler nach drei Jahren Schule unter 'Strom' gesetzt. Die Klassenstärken müssen zwingend gesenkt und mehr Lehrer eingestellt werden. Aber das kostet Geld und das wird zu schwindelerregenden Summen u.a. in die maroden Banken gepumpt. Steuergelder und Subventionen für verschwenderische Banken und Firmen, die später Mitarbeiter entlassen und/oder ins Ausland abwandern.

Der aktuellste Beitrag, den ich finden konnte, ist von der Sendung 'Monitor'.
Viele Kinder leiden unter Angst, Schlafstörungen und Stress. Überforderung, Leistungsdruck, Überbeansprachung, Zeitmangel bzgl. Freizeitaktivitäten können sie krank machen, physisch und psychisch. Psychisch kann Schulangst entstehen. Physisch können Kopf- und Bauchschmerzen die Folge sein, meist bedingt durch ihre Angst zu versagen.

Lehrer fühlen sich ausgebrannt und erschöpft. Man bescheinigt ihnen mehr und mehr das Burnout-Syndrom. Viele gehen frühzeitig in Pension. Sie sind täglich einem hohen Lärmpegel ausgesetzt. Man hat auf Schulhöfen 90 Dezibel gemessen. Zusätzlich sind sie konfrontiert mit pöbelnden, aufsässigen und lauten Schülern in den Klassenräumen. Bei ihnen kommen zu den Folgen bei den Schülern, Depressionen, Schuldgefühle, Berufsversagen hinzu.
http://www.wdr.de/tv/monitor/beitrag.phtml?bid=985&sid=186

Zu den Zahlen, die heute vermutlich noch höher liegen, braucht man keinen Kommentar zu schreiben. Der Link ist heute noch so aktuell, wie vor vier Jahren:
http://www.homeschooling.de/schulemachtkrank.htm

Lt. Forsa-Umfrage von Anfang 2008 leidet jedes 5. Schulkind unter körperlichen Beschwerden.
Auch das belastende Mobbing ist nicht zu verachten. Die Schüler mobben sich untereinander, die Schüler die Lehrer, die Lehrer die Schüler und Originalton meines Sohnes: "Und die Lehrer die Lehrer." Es mangelt an gegenseitigem Respekt. Gegenseitige Achtung der Bedürfnisse des anderen könnte ein guter Beginn sein, um das Mobbing und das Verhalten allseitig in den Griff zu bekommen. Dabei spielen die Eltern und alle Erwachsenen eine wichtige Rolle. Wer Kindern vermittelt Lehrer haben alle einen lauen Lenz und verdienen sich ihr Geld im Schlaf, sorgt für Respektlosigkeit. Lehrer, die einem Kind vermitteln, du taugst nichts oder das lernst du nie, haben ihren Beruf verfehlt.

Das Wichtigste ist die Kooperation zwischen Lehrern, Schülern und Eltern. Erzieherinnen in den Kindergärten beklagen, dass von ihnen immer mehr erwartet wird, dass sie den Kindern Werte vermitteln und ihre Erziehung übernehmen sollen. Die Lehrer beklagen es ebenfalls. Erzieherinnen und Pädagogen sind erzieherische Begleitpersonen. Es ist nicht ihre Aufgabe komplett zu übernehmen, was in den Familien versäumt wurde. Wenn man ein 'Problemkind' hat, sind die meisten bereit Tipps, Hilfestellungen, Anregungen zu geben, hilfreiche Institutionen oder Anti-Aggressionsmöglichkeiten zu empfehlen.

Dazu Satire von Hagen Rether; ab 0:58 Sek. fängt er an über Schule, Bildung, System, Versagen, Folgen zu reden:
http://de.youtube.com/watch?v=fBEPjfxeYuE

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schule macht krank !!!

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht in irgendeiner Zeitung oder einer Radio- oder Fernsehsendung über das Thema Bildungsmisere, Pisaschock, Bildungsnotstand etc. zu lesen oder zu hören ist.

Diese Berichte werden zunehmend von Reportagen begleitet, welche über Selbstmorde und Amokläufe frustrierter und am Bildungssystem gescheiterter Jugendlicher berichten, oder über ausgebrannte Lehrer, die ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Ebenso häufen sich Berichte über Eltern, die völlig verzweifelt, stundenlang mit ihren Kindern an Hausaufgaben sitzen, zudem oft hunderte von Euro in die aus dem Boden schießenden Lerninstitute tragen und oft keinen anderen Rat mehr wissen, als Psychologen und Kinder und Jugendpsychiater aufzusuchen. Die Vielzahl dieser privaten Dramen, macht schon lange deutlich, dass es sich hier nicht um Einzelschicksale sondern um ein ernst zunehmendes gesamtgesellschaftliches Problem handelt. - Das zeigt wie krank Schule wirklich macht

Immer wieder heißt es, dass es an zu wenig Personal (Planstellen), zu wenig Schulpsychologen und an zu wenig Geld liegt, dass das Bildungssystem in einer Sackgasse angelangt sei. Dass es allerdings weniger an Geld und Personal, als an verkrusteten, undemokratischen und kinder- und familienfeindlichen Strukturen liegen könnte, dass das System „Schule“ in Deutschland versagt hat, wird nur ungern diskutiert.

Das hieße nämlich, dass eine grundlegende Diskussion zum Thema „Lernen und Bildung in Freiheit“ überhaupt geführt werden müsste: Eine Diskussion, in der die lernenden Kinder, Jugendlichen und die, sie begleitenden, Erwachsenen, im Mittelpunkt stünden. Eine Diskussion um Respekt und Gleichberechtigung in der Schule.

Diese Diskussion führt zwangsweise zur Infragestellung der gängigen Schulpraxis. Eine Praxis, in der ein 45 Minuten Takt, eng gefasste Lehrpläne, zu große und nach Altersstufen getrennte Klassen, entwürdigende Leistungsbeurteilungen, Hausaufgaben, Klassenarbeiten, Strafarbeiten, Nachsitzen, Sitzenbleiben u.s.w. zum Alltag gehören. Eine Praxis die, wenn man genau hinschaut - nicht wirklich mit motiviertem Lernen und gewollter Wissensaneignung / Wissensvermittlung zu tun hat. Vor allem eine Praxis, die dem Grundsatz „die Würde das Menschen ist unantastbar“ zuwider läuft und auch weitere grundlegende Menschenrechte missachtet. (http://www.anderslautern.de/index.php?id=566)

Eine wie auch immer gerichtete emanzipatorische Antwort auf das Bestehende Schulsystem kann und darf sich nicht an Reparaturarbeiten am Gegenwärtigen erschöpfen. Dieses krankmachende, hierarchisch strukturierte Zwangssystem, das auf Domestizierung und Unterordnung/Unterdrückung menschlicher Bedürfnisse und Fähigkeiten aufgebaut ist (http://www.anderslautern.de/index.php?id=561), muss grundlegend umgewälzt werden.
Dazu ist es notwendig Erziehung als ganzes in Frage zu stellen und auf Dauer zu überwinden.

dazu folgende Lesetipps:
... unser Beitrag zur Abschaffung der Schulpflicht - http://www.anderslautern.de/index.php?id=1310
... es gibt Alternativen - http://www.anderslautern.de/index.php?id=558
und auch Publikationen zum Thema - http://www.unerzogen-magazin.de

und als Bestätigung für den Autoren des Artikels:
Schule als pathogener Ort -
Sehr gute Studie des Sigmund Freud Instituts über krankmachende Faktoren in der Schule (Broschüre als PDF) : http://www.sfi-frankfurt.de/fileadmin/redakteure/pdf/03_Mitarbeiter_PDFs/03_Haubl_Manuskripte/Haubl_Schule_als_pathogener_Ort.pdf

Mehr unter http://http://www.anderslautern.de/index.php?id=anders-schule0

Brigitte hat gesagt…

Hallo Elias,
mich hat Schule nicht krank gemacht, aber wer weiß, wie ich geworden wäre ohne Schule :-) Ich bin gegen eine Abschaffung der Schulpflicht. Das könnte ein Rückschritt ins Mittelalter werden. Wer kann sich Bildung leisten? Ich muss in Ruhe schauen, was du mir an Links geschickt hast. Vielleicht habt ihr einen Verbesserungsvorschlag? Viele plädieren für das Homeschooling, aber wer bezahlt es?

Berlin-Papa hat gesagt…

Liebe Leute,

prima Beitrag und prima Blog! Ich habe auf diesen Beitrag in meinem eigenen (gerade gestarteten ...) Blog Bezug genommen und das Theam noch ein wenig ergänzt.

Hier der link:

http://familienkanal.blogspot.com/2009/11/warum-schule-krank-machen-kann.html

Würde mich freuen, wenn Ihr mal einen Blick dort hinein werfen würdet.

Viele Grüße

Ein Papa aus Berlin