Hartz-IV-Empfänger sollen zukünftig mehr Schonvermögen haben dürfen. Welch eine Ehre von Staates Gnaden, dass sie mehr Vermögen, falls vorhanden, behalten dürfen. Was ist denn mit dem Vermögen von bekannten hochrangigen Steuerhinterziehern? Was ist mit dem Vermögen von Vermögenden bei denen man sich gegen eine Vermögensteuer wehrt? Sie zahlen größtenteils weniger Steuern, als ein regulärer Arbeitnehmer.
Mich stört dieses Wort "dürfen". Sie haben wie jeder andere ein grundgesetzlich verbrieftes Eigentumsrecht, Art. 14 GG. Das kann man allerdings auslegen, wie man möchte. Wer ein Vermögen hat als normaler Arbeitnehmer, hat jahrelang dafür gearbeitet und gespart, um es sich anlegen zu können. Sei es, dass es Sparguthaben sind, Lebensversicherungen, eine zusätzliche Rentenversicherung. Das ändert nichts daran, dass man mit dem Geld, was man bekommt, auskommen muss, ungeachtet der Tatsache wie lange man gearbeitet und eingezahlt hat. Falls man vorher an das Geld kommen möchte, ist das mit enormen Verlusten verbunden. Der Rückkaufswert einer Lebensversicherung ist i.d.R. nur ein Drittel der eingezahlten Summe. Wer ein festgelegtes Sparguthaben auflösen muss, zahlt eine Menge Zinsen und Gebühren. Wer das vorher aufbrauchen muss, hat viel Geld verloren und den Versicherungen und Banken hat man zugearbeitet. Das sind ja auch die Ärmsten der Armen. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
Es betrifft derzeit Leute, die neu in Hartz-IV geraten und nicht die, die schon längst bei Hartz-IV sind. Die Kurzarbeiter dürften bald im "Club" zu begrüßen sein.
Worum geht es hier eigentlich wirklich? Es geht um dem weiteren Ausbau des Niedriglohnsektors mit vom Staat unterstützten Arbeitnehmern und vor allem Arbeitgebern, die auf Kosten aller Steuerzahler sparen können.
Hundt hat vor den Wahlen gefordert, dass die deutschen Arbeitnehmer auf einen Teil ihres Lohnes oder Gehaltes verzichten müssten, damit die deutschen Firmen die Krise besser überstehen könnten. Herr Hundt, worauf wollen Sie verzichten? Das ist Bereicherung auf Kosten von anderen. Es wundert nicht, dass er die Maßnahme als Lohndrücker begrüßt. Wer hat die Krise produziert? Das waren nicht die Arbeitnehmer. Das waren nicht die Erwerbslosen oder die, die noch hinzu kommen werden. Ihnen kann man höchstens vorwerfen, dass sie die Geschehnisse nicht durchschaut haben. Es gibt eine Menge Menschen, die sich die Skrupellosigkeit anderer nicht vorstellen können.
Die Verdreifachung des Schonvermögens könnte den weitsichtigen Hintergrund haben, dass der Staat vorsorgen will, damit die vorprogrammierte Altersarmut bei Hartz-IV-Empfängern und die zu erwartenden Sozialleistungen im Alter für den Staat verringert werden. Ohne Grund und Überlegung "schonen" sie die Erwerbslosen nicht.
Mich nerven Leute, die behaupten, dass "Ausländer", "Migranten" oder "Gastarbeiter" ihnen die Arbeitsplätze weggenommen haben. Sie sind ins Land geholt worden, damit der Niedriglohnsektor erhalten bleibt. Es gab keinen anderen Grund dafür. Die Firmen konnten auf Kosten der "Gastarbeiter" Gewinne machen. Einheimische Arbeitslose und ihre Sorgen haben die Brandstifter nicht interessiert. Die "Fremdarbeiter" (mir fällt kein anderes Wort ein), das wähle ich als "Oberbegriff", trifft keine Schuld. Darauf baut man gezielte Hetze gegen sie auf. Weiß eigentlich jemand, wie viele "Gastarbeiter", die in ihre Heimat zurückgekehrt sind, darum kämpfen müssen, damit sie ihre verdiente Rente von der LVA bekommen? Ihnen hat man Milch und Honig versprochen. Das ist Politik.
Ich finde es besonders angenehm beim hiesigen "Teutonengrill". Der Begriff ist eigentlich falsch gewählt. An einem See treffen sich Menschen aller Herkünfte. Es wird gegrillt, was das Zeugs hält. Jeder probiert bei jedem. Die Gerüche sind teilweise abstrus. Meine Nase und mein Geruchssinn bekommen manchmal die Krise. Ich habe alles probiert und weiß, wo ich finde, was mir schmeckt. Wer sich sprachlich nicht verständigen kann, redet mit Händen und Füßen.
Jetzt komme mir bloß keiner mit "Gutmensch" und "Mulitikultitum". Ich mag die Verständigung zwischen den Menschen. Das, worüber geredet und von den Rednern nicht praktiziert wird, leben wir. Aufeinander zugehen. Reden ist eine Sache. Handeln und danach leben eine andere. Wo sind denn die Redner, die sich in ihre bewachten Häuser verkriechen? Sie sind nicht vor Ort. Sie wollen mit denen, worüber sie reden, nichts zu tun haben.
Mein Ältester sagte neulich: "Die meisten Menschen denken nur so weit, wie eine dicke Sau springt." Ich entgegnete: "Es gibt dicke Säue, die sehr weit springen können. Tue den Säuen nicht Unrecht. Die dicksten Säue sitzen genau da, wo du sie nicht vermutest." Die Freunde meiner Kinder haben alle einen Migrationshintergrund und die verstehen sich prächtig.
Die größte Geisel der Menschheit ist der Egoismus. Vor den Wahlen ist mir aufgefallen, dass viele Menschen sagten: "Ich wähle die Partei x, weil sie MEINE Interessen vertritt." Auf meine Frage, was mit den Interessen der anderen sei, konnte ich lange auf Antworten warten. Es geht um unser aller Interessen und nicht das Interesse jedes Einzelnen. Die meisten Menschen wissen, wie sich Solidarität schreibt. Sie wissen nicht,wie man sie lebt.
Zu dem Thema gibt es im Netz viele Kommentare und immer wieder lese ich den Sozialneid heraus. Die bekommen... und ich nicht.... Ich muss für die "Schmarotzer" arbeiten. Wer hat denn da zu viel TV geguckt, zu viel Boulevardpresse gelesen und sich kein differenziertes Bild gemacht? In Arbeit bringen kann man nur Menschen, wenn Arbeit vorhanden ist für alle. Das ist aber nicht der Fall. Ab Ü40 wird man schon abgeschrieben. Die Verweigerung des Mindestlohnes bedeutet, dass diese "Konsorten" ihn nicht wollen, weil man den Leuten eine Milchmädchenrechnung präsentieren will: guckt mal, trotz Arbeit habt ihr kaum mehr als ein Hartz-IV-Empfänger. Und jetzt druff auf die "Schmarotzer", die an allem "schuld" sind. Einzelschicksale mit ihren Besonderheiten, wen interessieren sie? Wer fragt sich, wie viele Kinder von diesen Schicksalen betroffen sind?
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