"Von den Mitschülern verspottet und gedemütigt: Für Mobbing-Opfer wird der Schulbesuch zum Alptraum. Doch kaum ein Jugendlicher traut sich, offen über das Problem zu reden. Die FDP fordert ein Aktionsprogramm gegen Mobbing.
Sie wurde krankenhausreif geschlagen, gedemütigt und beschimpft. Anderthalb Jahre ging Sylvia Hamacher in ihrer alten Schule durch die Hölle. Die heute 18-Jährige ist ein ehemaliges Mobbing-Opfer."
Sylvia Hamacher hat ein Buch über ihre Mobbingerlebnisse geschrieben. Es stimmt, was in dem Artikel steht. Es gibt in jeder Stadt im Ruhrgebiet einen schulpsychologischen Dienst. Es gibt schon längst Aktionsprogramme, z.B. Mobbingtraining. Geschulte Trainer zeigen den Kindern und Jugendlichen die Problematik auf. Sie versetzen die Täter in die Opferposition. Sie versuchen sie zu sensibilisieren. Dafür ist an vielen Schulen meist kein Geld da. Was hat ein Mobbingexperte dazu zu sagen?
"Er gilt als einer der wichtigsten Mobbing-Experten im Ruhrgebiet. DerWesten sprach mit Wolfgang Kindler über Tätertypen, Cybermobbing und Kinder, denen es an Empathie fehlt....Allen gemein ist die fehlende Fähigkeit oder Bereitschaft, sich in die Lage ihrer Opfer zu versetzen. Früher mobbten vor allem die Kinder, wenn andere gegen anerkannte Normen verstießen. Heute gibt es mehr Jugendliche, die andere ohne Grund mobben. Das sind die gefährlichsten Täter, denn ihnen fehlt es an Empathie"
Er rät zu einer Anti-Mobbing-AG. Ja, das wird an vielen Schulen betrieben, auch an unserer. Das hilft aber alles nichts, wenn nicht alle Beteiligten dahinter stehen, nicht konsequent durchgegriffen wird und nicht sinnvolle außerschulische Maßnahmen erfolgen.
Das habe ich aus zwei Kommentaren bei derWesten geklaut:
"Ja, was ist mit unseren Kindern und Jugendlichen denn los? Nichts, sie lernen von uns!
Wir erwarten Zivilcourage von den jungen Menschen dieser Gesellschaft und wir Erwachsene kriegen das Problem selbst nicht in den Griff....
Wie sollen Kinder den Respekt und Moral lernen,wenn sie diese nicht vorgelebt bekommen.Gerade im Moment sehen sie das Schummeln erlaubt ist."
Diese beiden User sprechen die Vorbildfunktion der Erwachsenen an. Ihnen kann man nur zustimmen. Das Problem ist, das Mobbing nicht ernst genug genommen wird.
Ein Beispiel aus unserer Schule
Eine seit Jahren bekannte Mobbingtruppe sperrt wochenlang Klassenkameraden aus der Turnhalle aus. Erst nach 10 oder 15 Minuten Unterrichtsbeginn wird die Tür geöffnet. Der Lehrer bestraft die ausgesperrten Kinder. Die Täter kommen ungestraft davon. Die Erwachsenen verschließen die Ohren. Schon mehrere Kinder haben gegen die Tür getreten. Entsprechend sieht sie aus. Jetzt hat ein Kind so fest zugetreten, dass ein Loch in der Tür ist. Der Ausgesperrte sollte den Schaden übernehmen. Zwei junge engagierte Lehrerinnen haben dafür gesorgt, dass alle Beteiligten zu gleichen Teilen die Kosten zu tragen haben. Sehr schön!
In dem Fall sollte folgende außerschulische Maßnahme erfolgen. Die Kinder müssen die Kosten selber bezahlen. Entweder vom Taschengeld abziehen, bis die Kosten gedeckt sind oder die Spardose plündern. Auf keinen Fall sollten die Eltern die Kosten übernehmen. Wenn es ans Geld geht, tut es den meisten weh. Tja, dann kann man sich mal eben keinen Besuch ins Kino, ins Schwimmbad, in die Disco, ins Fußballstadion usw. leisten. Das ist unangenehm und dürfte Wirkung erzielen. Bei meiner "Brut" praktiziere ich das, wenn sie einen Schaden verursacht haben.
Mein Jüngster hat mal aus Wut seine Zimmertür so fest zugeschlagen, dass die Sichtscheibe zerbarst.
Konsequenz: gnadenlose Spardosenplünderung durch mich "grausame" Mutter zwecks Kostenerstattung. Seinem Vater musste er beim Einsetzen der neuen Scheibe helfen und am nächsten schulfreien Tag musste er mit ihm zur Arbeit. Er hat den Jungen tüchtig schleppen lassen. Das Kind knallt keine Tür mehr. Verstehen Sie, was ich meine?
Meine Erfahrung mit Eltern von Mobbern ist größenteils folgende. Sie sind entweder ignorant oder sie behaupten ihr Kind täte sowas nicht oder man hört sie zu ihrem Kind sagen: "Warum tust du denn sowas. Entschuldige dich bitte." Bei solchen luschenhaften realitätsfremden Reaktionen geht mir die Hutschnur hoch.
Ich behaupte, wer gezielt mobbt, muss mit sich selbst und seinem Leben (sehr) unzufrieden sein. Dafür kann es viele Gründe geben. Es kann auch am heutigen Druck liegen. Druck erzeugt Gegendruck. Wenn man kein Ventil hat, wo man Druck oder Aggressionen ausleben kann, sucht man sich häufig Schwächere oder ein Opfer. Dann gibt es noch das Problem der Gruppendymanik, dazu gehören wollen, Hackordnung in der Klasse, Neid und sicher vieles mehr.
Zum Leistungsdruck möchte ich Ihnen nochmal die von uns eingestellte Dokumentation nahelegen.
Sie erklärt vieles. Kinder, die keine Zeit mehr für Freunde, Freizeit und Hobbys haben. Kinder, die von ihren Eltern und der Gesellschaft zur Leistung genötigt werden. Sie werden Beispiele finden, da kann man nur die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Wenn ein Kind unter sechs Jahren freiwillig lernen will, von Natur aus wissbegierig ist, ist das was anderes. Schauen Sie sich den 5jährigen Noah an, der nicht Englisch üben will, aber seine Mutter sieht es anders.
Die Kinder brauchen ein Ventil. Am Sinnvollsten dürfte Sport sein, wie der Junge, der boxt. Man setzt heute häufig Kickboxen ein. Wer sich sowas nicht leisten kann, der kann sich einen Sandsack oder Punchingball besorgen. Zur Not legen halt Freunde oder Verwandte zusammen. Alles, was aufgestaut wird, muss ja irgendwie raus.
Jetzt habe ich noch ein Abschlussbeispiel aus der Grundschule. Dieser Junge verprügelte jeden, der ihm in die Finger kam. Nennen wir es Prügelmobbing. Es gab reichlich Elternbeschwerden. Nichts geschah. Die Rektorin drückte sich seine Eltern zu kontakten. Bei allen anderen hatte sie keine Schwierigkeiten. Sie meinte, der Ruf der Schule würde leiden, weil er einen Migrationshintergrund habe. Ich setzte ihr entgegen, dass den auch viele andere haben. Der Junge machte es sich zur Aufgabe die Tournister der Kinder zu malträtieren und im Sportunterricht die Kleidung der anderen Kinder in der Toilette zu versenken. Nennen wir es Sachbeschädigungsmobbing.
Ich habe dem Vater einen Besuch abgestattet. Ja, Jungens sind so. Er meint das nicht böse. Zu seinem Sohn: "Entschuldige dich bitte." Datt iss wie bei Hundebesitzern. Nee, er beißt nicht. Er will nur spielen, während der Hund schon an der Hose nagt. Ich hatte ihm die beschädigten Tournister meiner Kinder und die patschnassen Sachen aus der Toilette mitgebracht. Klare Ansage: Entweder er sorgt dafür, dass sein Sohn diese Aktionen unterläßt oder er muss für die Kosten aufkommen. Im Zweifelsfall kann ich auch über eine Anzeige wegen Sachbeschädigung nachdenken. Siehe da, es hörte auf.
Das Prügelproblem haben die Kinder gelöst. In der Schule war ein chinesischer Junge, der seine ersten Lebensjahre in China von Shaolinmönchen unterrichtet worden ist. Er hat anderen Kindern (die meisten von ihnen waren, so wie meine, in der fortgeschrittenen Judo-AG) einiges an zusätzlicher Kampftechnik beigebracht. Der Prügeljunge wurde in einen Baum befördert und danach überlegt man sich das. Die kleinen Verteidigungskämpfer sind ebenso mit anderen Stänkerern und Angreifern verfahren. Wer angegriffen wird, darf sich verteidigen.
Wer durfte im Rektorat erscheinen? Wir Eltern der Verteidigungstruppe. Den Kritikerzahn haben wir der Rektorin schnell gezogen. Zudem hatten wir die Unterstützung der Lehrerschaft, die bestätigten, dass seit dem ziemlich Frieden auf dem Schulhof herrscht :-o)
Kinder brauchen eine positive Vorbildfunktion und die Rückendeckung der Erwachsenen. Im Mobbingfall: Eltern, Lehrer, Rektorat und Mitschüler, die sie unterstützen, sie ernst nehmen und ihnen nicht die Schuld zuschieben. Bei den Tätern ist die Ursachenforschung angesagt, statt sinnlos am Symtom zu werkeln.
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