Samstag, 19. März 2011

37 °: Ist mein Kind noch normal?

Es stellt sich die Frage: Was ist "normal"? Wer definiert es? Ist ein Kind "normal", welches sich den gesellschaftlichen Regeln, Normen und dem Lehrstoff anpasst? So hätte man es natürlich am liebsten, weil es bequemer und einfacher ist.

Es gibt Kinder, die sind "anders". Im Rheinland sagt man: Jede Jeck iss angers. Ist es fair diese Kinder als "anomal" zu bezeichnen und sie gleich therapieren zu wollen? Diese Therapierwut nimmt immer mehr überhand. Das Wort verhaltensauffällig fällt heutzutage sehr schnell. Aus einem lebhaften Kind wird voreilig ein ADHS-Kind gemacht. Das Stigma "anomal" schwebt über ihnen. Die meisten dieser "anomalen" Kinder sind besonders begabt, auch wenn sie Teilschwächen wie LRS haben. Schauen Sie sich bitte den Bericht an:

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1274904/Ist-mein-Kind-noch-normal%253F#/beitrag/video/1274904/Ist-mein-Kind-noch-normal%3F

Einige der gezeigten Verhaltensweisen kenne ich von meinen Kindern. Muss ich meinen Ältesten jetzt auf Asperger untersuchen lassen, weil er sich, wie der 13jährige Junge, in sein Zimmer verkrümelt und Bücher verschlingt? Oder ist er eher erblich vorbelastet, weil seine Eltern Leseratten sind und wir ihm das viele Lesen vorgelebt haben?

Wer von uns begibt sich nicht in Tagträume? Tagträume sind zum Abschalten wichtig. Kein Mensch kann sich auf Dauer konzentrieren. Zum Thema Konzentration habe ich einen Artikel bei Zeit.de gefunden.

"Dieser erfolgreiche Forscher besänftigt nämlich die Angst, Unkonzentriertheit müsse krankhaft sein. Man wäre also als Mängelwesen ziemlich normal. Man braucht nicht zum Arzt zu rennen oder aber mit der Not zu kämpfen, sich zum Arzt gar nicht zu trauen. Erstens, sagt Klingberg, weil die Unterschiede der Konzentrationsfähigkeit quer durch die Bevölkerung nur graduell verschieden seien, zweitens weil der Diagnose Willkür und Beliebigkeit anhaften, drittens, weil Biologie veränderlich sei, was nicht zuletzt seine Erforschung des Arbeitsgedächtnisses ja erweise."

Liebe Eltern, Verwandte und Freunde von "anomalen" Kindern, glauben Sie nicht alles, was Ihnen die "Experten" erzählen. Wahrscheinlich ist Ihr Kind ganz "normal". Es passt den anderen mit seiner Art nicht in den Kram.

Ich habe heute meine Kids gefragt, warum das Wort normal mit "r" in der Mitte geschrieben wird und das Wort anomal auf "r" verzichtet?  Das eine Wort stammt aus dem Lateinischen, das andere aus dem Griechischen. Die Wörterursprünge haben sie mir genau erklärt. Dafür brauchte ich kein Lexikon zu bemühen. Eine bessere Erklärung hätte ich nicht bekommen können. Wahrscheinlich sind sie "anomal", weil sie das wissen. Sie sind mein Fremdwörterlexikon. Wenn keiner von uns eine Antwort weiß, schauen wir ins Fremdwörterlexikon. Die Wörter sind darin nicht immer korrekt erklärt.

Mein Jüngster wollte wissen, was eine Petition und was Utopie ist? Das war meine Erklärungsstunde. Lernen wir voneinander. Kinder sind kritisch. Lassen wir sie so sein.

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