Donnerstag, 31. März 2011

Ein Buch über die Loveparade

Johannes Heckmann, Love Parade, Tote eiskalt kalkuliert? ISBN: 978-3-89706-424-9

Der Autor nennt schon zu Beginn alle infrage kommenden Verantwortlichen. Diverse Medien haben sich als politisch Verantwortlichen einzig und alleine auf OB Sauerland gestürzt, der offensichtlich das Bauernopfer für Ex-Innenminister Jäger und Ex-Ministerpräsident Rüttgers gespielt hat. Es darf nicht unterlassen werden die Mitverantwortung von Landespolitikern einzubeziehen. Ein Innenminister delegiert Amtsträger und die Polizei.

Das Buch beschäftigt sich mit den Ereignissen vor, während und nach der Loveparade. Besonders interessant ist der Genehmigungstrick mit der "Entfluchtungsanalyse". "Der Westen" hatte vier Tage vor der Loveparade gewarnt.  Als eins der führenden Online- und Printregionalmedien (WAZ) in NRW haben sie im Vorfeld viel Reklame gemacht. Das haben unkritische andere Medien auch getan. "Der Westen" bleibt aber bisher wegen der Loveparade am Ball.

Wir möchten das Buch besonders den "selbst schuld, wenn man dahin geht" Sagern empfehlen. Vielleicht verstehen sie eher, wie es dazu kommen konnte, wenn sie die Augenzeugenberichte und die Recherchen verfolgen.

In einem Land wie Deutschland, das für seine Gründlichkeit und seinen Ordnungssinn bekannt ist, das Politiker hat, die das Sicherheitsargument bei etlichen Gelegenheiten in den Vordergrund stellen, setze ich in Sicherheitsfragen die viel zitierte deutsche Gründlichkeit voraus.

Wer die Loveparade emotional noch nicht verkraftet hat, sollte sich die Lektüre überlegen. Die Erinnerungen werden wiederbelebt. Ich sah erneut die verzweifelten Menschen vor und neben mir. Die Treppe, den Lichtmast und den Container, wo die Menschen in Panik kletterten. Am schlimmsten war es an der Treppe. Die leblos wirkenden Menschen, die hoch gezogen, getragen und gehievt wurden. Wir ahnten nicht, dass es Tote geben wird. Wer weiß, vielleicht hilft es manchem beim Verarbeiten. Es kommt darauf an, wie der Einzelne gestrickt ist.

Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt gegen 16 Personen. Gegen die Hauptverantwortlichen in den höchsten Positionen gehen sie offensichtlich nicht vor. 

Zitat aus dem Nachwort des Buches: "...Es hat sich gezeigt, dass dem gesunden Menschenverstand zu jeder Zeit mehr Vertrauen geschenkt werden muss, als irgendwelchen abstrakten Paniktheorien oder Entfluchtungsanalysen. ....Vielleicht haben sich die Entscheidungsträger genauso an ihr Sicherheitskonzept geklammert, wie hinterher an ihre Rechtsgutachten und Untersuchungsberichte..."

Einer der größten Fehler beim Chaosausbruch war, dass es keine Durchsagen und Ansagen gab. Keine Beruhigung der Teilnehmer, keine Situationsbeschreibung, keine Angaben von Auswegen. Wer dafür zuständig war, darüber streiten sich m.W. der Veranstalter und Polizisten.

1 Kommentar:

Andreas hat gesagt…

Buchvorstellung ist am 6. Mai um 20 Uhr im Forum 3, Raum 4, 2. Stock (Gymnasiumstr. 21, 70173 Stuttgart)