Dienstag, 9. September 2008

Von der Nachkriegszeit zur Globalisierung

Ich gehöre einer Generation an, die Krieg und Nachkriegszeit noch hautnah miterlebt haben. Vielleicht gibt es andere, die am Wiederaufbau Deutschlands noch mehr beteiligt waren, weil sie u. a. noch älter sind als ich. Wir hatten alle damals feste und gute Vorsätze. Unser Nachwuchs, unsere Kinder, sie sollten "es einmal besser haben als wir". Wir haben einen Sozialstaat geschaffen, von dem wir glaubten, dass er genügend Möglichkeiten bot, unserer Familie und unseren Nachkommen ein auskömmliches Leben zu gewähren.

Begünstigt wurde diese Entwicklung in (West)Deutschland durch das Bestehen des "Eisernen Vorhangs". Er garantierte eine soziale Ordnung, weil im Hintergrund oder über uns, wie man möchte, der Kommunismus und die bis vor unsere Tür allgegenwärtige Sowjet-Union wie ein Damoklesschwert schwebte. Daraus ergaben sich für unseren Sozialstaat Möglichkeiten, die es mit Sicherheit sonst nicht gegeben hätte. Und in der Tat, es zeigte sich doch nach der Wiedervereinigung und ein wenig später beim Zusammenbruch des Systems der SU, dass diejenigen Kräfte, denen der Sozialstaat, die nationalen Auffangsysteme für die weniger Glücklichen im Lande, immer schon ein Dorn im Auge waren, nun mehr die Situation nutzten, um ihre Ziele der Globalisierung weiterzuführen und durchzusetzen. Damit wurde wahr, was H.-D. Genscher bei der "Wende" prophezeite: "Nichts wird mehr sein, wie es einmal war.." Recht hatte er.

Der vorübergehende "Aufbau Ost" hat eine Zeitlang noch die Probleme in Deutschland überdecken können. Es wurde ja viel benötigt im Osten, aber im Grunde war es eine Galgenfrist. Die einsetzende "Globalisierung" traf das Land nicht wie ein Keulenschlag, nein, es waren immer heftigere Watschen von allen Seiten. Denn mit der "Globalisierung" einher ging die "Osterweiterung", und in der Folge war abzusehen, wann unser schönes Kartenhaus der Sozialsysteme zusammenbrechen würde. Man zog mit den Hartz-4-Gesetzen und der Agenda 2010 praktisch die Notbremse. Bleibt die Frage, ob das alles wirklich nötig war? Sind nicht politische Fehler gemacht worden? Erhebliche Fehler? Wollten WIR, das Volk, DIESE Entwicklung? Ich meine, NEIN.

Man hat uns schlicht überfahren, schwadronierte von einer Export-Weltmeisterschaft, die niemand bemerkte, von einer gar notwendigen Migration, die auch keiner einsehen konnte bei 5 Mio. Arbeitslosen, von einem "Umbau der Sozialsysteme" und meinte damit schlicht mehr Abgaben des Einzelnen an die Kassen. Man faselte von einer allseligmachenden "Privatisierung ehemaliger Staatsbetriebe" wie Post, Bahn, kommunale Einrichtungen, Energieversorger usw. und versprach "mehr Wettbewerb und damit niedrigere Preise und Tarife". Fast alles wurde ein Flop. Und jetzt wundert sich unsere - teilweise selbsternannte - Elite, dass es mit traditionellen Parteien auf der Linken, wie z. B. der SPD, immer weiter bergab geht, während alte kommunistische Kaderkräfte bei den LINKEN scheinbar immer mehr Zulauf erhalten. MICH wundert das alles nicht. MICH wundert eher, dass bisher noch alles recht gut funktioniert im Lande. Aber gemach... wie lange noch, weiß auch niemand.

Gerade diese angebliche "Studie"* - wer hat die eigentlich bezahlt? - zeigt, dass der "Umbau der Republik" immer noch nicht im Sinne unserer "elitären Kräfte" gelungen ist. Ihnen sind die 10% der Bevölkerung, die nur durch Mittel wie Harzt-4 u. ä. monatlich über die Runden kommen und damit über 40 Milliarden im Jahr in Anspruch nehmen, ein Obstacle im Auge und die "rausgeworfenen Milliarden" sowieso zu viel. Wenn es nach ihnen geht, können diese Menschen ruhig verrecken.

Schließlich gibt es auch genug Studien, die von einer "Überbevölkerung" reden und keine Hemmungen seitens der "Autoren dieser Studien" erkennen lassen, nach dem Prinzip des "Verreckenlassens" auch zu handeln. Nur, das Merkwürdige bei der Sache ist, dass gerade diejenigen, die Hartz-4-Bezieher kritisieren und als faul und womöglich als zu ungebildet - also doof - einordnen, auch gleichzeitig diejenigen sind, die durch Personalabbau oder durch Nichteinstellung von Personal diese Situation für die 10% der Gesellschaft erst geschaffen haben, sie noch immer schaffen. Mehr muss man wohl nicht dazu schreiben... obwohl ich es könnte.

* Der Schreiber meint die Studie der TU Chemnitz

Dieser Beitrag ist ein Gastbeitrag von Sperling, der uns im Juni 2008 seine Kindheitserfahrungen im Krieg geschildert hatte.
http://kinder-alarm.blogspot.com/2008/06/kindheit-im-krieg.html

Zu 'obwohl ich es könnte': wir bitten darum!!!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das die Nachkriegsgeneration versagt hat zeigen die derzeitigen Vorgänge in dieser "Republik".
Wie wenig Moral in dieser Gesellschaft steckt zeigt die ruhe in der diese Vernichtungslogik abläuft. Zeigt dieses übelste deutsche Traditionen. Vieleicht hätte die Generation wenig Müll Bauen sollen und sich mehr mit ihren Kindern beschäftigen sollen und ihren Mitmenschen. Vieleicht hätte das die Zustände die heute herrschen verhindern können. So läuft alles auf einen Bürgerkrieg hinaus.