Donnerstag, 20. November 2008

Das PISA-Monster

Studien und Umfragen sind wegen der begrenzten Anzahl der getesteten und befragten Personen nicht repräsentativ. Manche Schulen haben ein hohes Leistungs- oder Lernniveau, andere ein niegriges. Innerhalb der Schulen haben die Klassen ein unterschiedliches Niveau. Man titelte, dass der Westen neidisch auf den Osten blicke. Nein, wir sind im Westen nicht neidisch auf den Osten. Man muss och jönne könne. Warum unterstellt man dem Westen Neid und nicht zusätzlich dem Norden und Süden? Mal wieder das klassische Ossi-Wessi-Hetzen?

Die Klassenstärken belaufen sich im Westen auf 30 SchülerInnen und mehr. Eine individuelle Förderung ist meist nicht möglich. In den Grundschulen gibt es die Förderprogramme für lernschwache Kinder (LRS). An den weiterführenden Schulen ist das begrenzt der Fall. Es mangelt an Förderprogrammen für lernstarke Kinder. Wären andere SchülerInnen getestet worden, wäre das Ergebnis anders ausgefallen. Von 57 Staaten sollen 400.000 Schüler getestet worden sein. Wie viele Schüler gibt es wirklich? Bei Umfragen werden meist 1.000 oder 2.000 Personen befragt. Wer an einer Meinungsumfrage teilnimmt, weiß, dass stigmatisiert wird. Entweder werden Einkommens- oder Berufsgruppen ausgesucht oder nach Schichtzugehörigkeiten unterteilt, nach Geschlechtern, nach sozialer Herkunft oder alles zusammen. Das sollte nicht im Vordergrund stehen, weil es einen üblen Beigeschmack verursachen kann. In jeder Test- und Prüfungssituation ist man von der Tagesverfassung abhängig.

In 'unserer' Grundschule gab es eine Idötzchen-Klasse, die den Vogel abgeschossen hatte. Fast alle konnten bei der Einschulung schon lesen, schreiben und rechnen. Die Hälfte davon waren Migrantenkinder. Das passt überhaupt nicht in die Untersuchungsergebnisse. Die SchülerInnen haben das Lerntempo bestimmt. Die Lehrerin musste sich komplett umstellen. So eine Klasse hatte sie nach ihren eigenen Aussagen in ihrer langjährigen Lehrertätigkeit noch nicht erlebt. Die Schüler puschten sich in ihrem freiwilligen Lernwillen gegenseitig hoch. Die Parallelklassen konnten mit ihnen nicht mithalten. Nach der zweiten Klasse war die Lehrerin der Ansicht, dass man sie eigentlich alle auf eine weiterführende Schule schicken könne. Das ermöglicht man aber nicht so ohne weiteres, weil es nicht regel-, bürokratie- und systemkonform ist.

In der weiterführenden Schule haben sie sich getrennt unterschiedlich entwickelt. Für einen Teil ist der Stoff eine Lachpille, für andere ist der Leistungsdruck zu hoch, die nächsten laufen mit, manche versagen. Sie wären am liebsten zusammen geblieben in ihrer Gruppendynamik und hätte man ihnen die Chance gegeben, wären sie als Gemeinschaft weiter stark geblieben. Sie wurden Opfer des Verteilungsverfahrens. Auch in den weiterführenden Schulen sind unterschiedliche Lern- und Leistungsbereitschaft zu beobachten.

Warum werden überhaupt diese Bundesländervergleiche und internationalen Vergleiche angestrebt? Der Weg in die Leistungsgesellschaft auf dem Prüfstand? Kann man x mit y vergleichen? X ist x und nicht y. Das Lernen darf und sollte kein Wettbewerb sein. Das muss Spaß machen und aus innerer Überzeugung geschehen. Intelligenz macht sich nicht an Wissen aus. Um Intelligenz zu bemessen, soll es laut Wissenschaft sieben Intelligenz-Komponenten geben. Es gibt nicht nur die gemessene Temperatur, sondern auch die gefühlte.
Pink Floyd. Manche meinen, dass sei das ewrig Gestrige. Was aber gestrig nicht geklärt und geändert wurde, bleibt künftig erhalten :
http://de.youtube.com/watch?v=M_bvT-DGcWw
Ich bin nicht für Zerstörung, ich fürchte das zerstört wird und sich keiner mehr fragt, wo die Ursache liegt. Haltet zusammen (positiv) und lasst euch nicht gehen. Mit Gewalt errreicht man nichts, außer Blut zu vergießen.

Für die Schüler habe ich einen kleinen Tipp. Warum helft ihr euch nicht gegenseitig? Oder hat man euch das Einzelkämpfertum mit Ellenbogentaktik gelehrt? Für mich waren naturwissenschaftliche Fächer ein Graus, aber ich glänzte in Deutsch, Fremdsprachen, Politik, Geschichte, Philosophie und Soziologie. Einer meiner Klassenkameraden war der Shooting-Star in Naturwissenschaften und der 'Versager' in meinen bevorzugten Fächern. Wir haben uns gegenseitig Nachhilfe gegeben. Wir haben erfahren, wie wir am besten lernen und verstehen können und haben uns Eselsbrücken gebaut. Daraus entstand eine größere Hilfs-, Lern- und Nachhilfegruppe auf freiwilliger unentgeltlicher Basis. Wir gingen durch das Abitur mit guten Noten. Vorbei waren die Sätze: "Ich bin Mathe-doof" oder "ich bin Sprach-doof". Wir waren nicht zu doof. Die Lehrmethode war für uns nicht passend. Wir haben erkannt, dass wir es uns selber eingeredet hatten, bzw. es uns eingeredet wurde. Was Hänschen nicht lernt, kann es doch lernen. Im Studium haben wir uns ebenfalls gegenseitig geholfen. Jeder hatte Stärken und Schwächen und wir konnten voneinander lernen.

Wer kennt nicht Aussagen wie: "Das kannst du nicht, das kriegst du nicht hin, dazu bist du zu doof. Hauptschüler sind Unterschicht." Solche Aussagen können vernichtend sein. Dazu passend eine Umfrage unter betroffenen Schülern und keine Allgemeinumfrage:

"Dumm, unsozial und faul"
Pisa bringt es an den Tag: Welches Bundesland hat die schlausten Schüler und welches die dümmsten? Dass Letzere vor allem den Hauptschulen entstammen, das muss die aktuelle Pisa-Erweiterungsstudie, die am Dienstag offiziell in Berlin vorgestellt wird, nicht mehr verraten. Hauptschüler gleich Bildungsverlierer. Schon klar. Was die Pisa-Studie aber auch diesmal auslassen wird: Was denken Hauptschüler selbst über ihr mieses Ansehen? Und wie wirkt sich diese Wahrnehmung auf ihre schulischen Leistungen aus?
Untersucht hat dies nun der Psychologe Michel Knigge, Mitarbeiter am Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen ( IQB ). Mit seiner Promotion an der FU Berlin schaffte er es unter die besten zehn Anwärter für den Deutschen Studienpreis 2008. Der 34-Jährige stieß in eine Forschungslücke: Zwar erscheint es logisch, dass sich das Wissen eines Hauptschülers um seinen Status als Besucher einer vermeintlichen "Restschule" nicht gerade positiv auf dessen Selbstbewusstsein auswirkt. Aber wissenschaftlich bestätigt wurde diese Annahme bislang nicht.
Vielmehr haben Studien eher gezeigt, dass sich Hauptschüler im direkten Vergleich mit ihren Mitschülern für talentiert und leistungsbereit halten. Das ist nicht unbedingt überraschend, denn sie vergleichen sich ja hier in der Regel eher mit einer schwächeren Schülerklientel.
Knigge befragte nun rund 900 Hauptschüler in Berlin, wie die Gesellschaft sie wahrnimmt. Ihre Antwort lässt kräftig schlucken: Dumm, faul, unsozial. So, glauben sie selbst, urteilen andere über sie. "Hirnamputiert und nicht in der Lage, irgendwas zustande zu bringen." So bringt es einer der befragten Schüler auf den Punkt. "Eigentlich reicht die Skala negativer Beurteilungen, wie sie in meiner Befragung vorgegeben waren, gar nicht aus", hat Knigge beobachtet. "Sie hätte nach Einschätzung der Hauptschüler noch viel weiter gehen können." Aus:
http://meinemeinung.blog.de/2008/11/18/schaedigt-pisa-studie-schueler-5057936#comments
PISA-Ländervergleich: Folgt den Daten endlich mehr Geld für Bildung?
http://bildungsklick.de/pm/64481/pisa-laendervergleich-folgt-den-daten-endlich-mehr-geld-fuer-bildung/

Gute Frage, nächste Frage. Auf die Antwort können wir lange warten. Bayern liegt vermutlich jetzt auf dem zweiten Platz, weil man 'König Edi' entthront hatte. Einer 'muss' schuld sein ;-)



© 2008 Copyright Kinder-Alarm Schwalbe 20.11.2008

Keine Kommentare: