Samstag, 25. Oktober 2008

Bildung für alle?

Das Thema "Bildung für alle" beschäftigt uns und es sind immer wieder neue Merkwürdigkeiten und Ungereimtheiten zu finden. Bildung für alle solle nichts kosten und sei ein Gebot der Gerechtigkeit, wie die Tage vollmundig aus Politikermunde zu hören war. Wie läßt sich das bitte hiermit vereinbaren?

"Recht auf Hauptschulabschluss? Davon kann keine Rede sein. Auszubildende ohne Schulabschluss haben lediglich einen Anspruch darauf, auf den nachträglichen Erwerb des Hauptschulabschlusses vorbereitet zu werden (§ 61a SGB III). Ein Recht auf einen Schulabschluss ist damit laut Gesetzesbegründung explizit nicht verbunden. Arbeitnehmer ohne Schulabschluss sollen durch Übernahme der Weiterbildungskosten zum nachträglichen Erwerb des Hauptschulabschlusses gefördert werden (§ 77, Absatz 3 SGB III). Hierfür ist die Erwartung einer erfolgreichen Teilnahme an der Maßnahme Voraussetzung. Ob hiermit Maßnahmen zur direkten Erla ngung des Hauptschulabschlusses gefördert werden oder auch nur vorbereitende Maßnahmen bleibt unklar. In der Gesetzesbegründung wird lediglich klar gestellt, dass kein Recht auf einen Schulabschluss formuliert wird. Dies wird allerdings schon durch die Einschränkung, dass eine erfolgreiche Teilnahme zu erwarten sein muss, deutlich."
Aus: http://www.montagsdemo-dortmund.de/gesetz_zur_neuausrichtung_18_10_2008.html

Das ist mit eine Erklärung, warum jeder fünfte Hartz-IV-Empfänger ohne Hauptschulabschluss ist. Haben sie einen Hauptschulabschluss, sind viele ARGEN arg und versuchen die Jugendlichen davon zu überzeugen, dass sie eine Eingliederungsvereinbarung unterschreiben müssen, sie zu arbeiten hätten und ihnen eine weitere Schulbildung nicht zusteht. Das ist blanker Unsinn und Verunsicherung. Nebenan winkt schon der 'Arbeitgeber Bundeswehr'. Den Jugendlichen raten wir, nichts sofort zu unterschreiben und sich bei den wenigen noch vorhandenen Beratungsstellen zu erkundigen oder im Netz danach zu surfen. Nachfragen kann man z.B. im Erwerbslosenforum.

Frau Schavan, Theologin und Bildungsministern:
"Bildungsministerin Schavan hält eine Studie geheim, die belegt, dass Gebühren fürs Studium viele Interessenten abschrecken. Der taz liegt sie dennoch vor. 22 Prozent der Unentschlossenen wurden durch Studiengebühren abgeschreckt, so das HIS.
Die Ergebnisse passen ihr offenbar nicht, also hält Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) sie weiter geheim. Erst im November soll die von ihrem Ministerium in Auftrag gegebene Studie "Studiengebühren aus Sicht der Studienberechtigten" veröffentlicht werden. Der taz liegt die vieldiskutierte Erhebung jetzt vor."
Genauere Angaben sind in taz-online zu finden:
http://www.taz.de/1/zukunft/wissen/artikel/1/schavan-will-es-nicht-wahrhaben/

Der Bildungsgipfel hat tolle Ergebnisse erzielt: die Erhöhung der Bildungsausgaben von 6,2 auf 7 %.
"Wir wollen perspektivisch zehn Prozent für Bildung und Wissenschaft ausgeben. Einen solchen Beschluss hat es noch nie gegeben", sagte Schavan.

Perspektivisch bedeutet in die Zukunft gerichtet; das kann dauern und ist keine klare Aussage.

Schavan meint: "Es ist ein Gebot der Gerechtigkeit, dafür zu sorgen, dass ein junger Mensch Zugang zu guter Bildung hat. Das Thema Bildung ist jetzt in die Mitte der Politik gerückt. Mit dem Bildungsgipfel hat es die Politik geschafft, dieses Problem gemeinsam anzupacken. Der Bildungsgipfel wird tatsächlich etwas bewirken und nachhaltige Wirkung zeigen." Die Ministerin ist sich sicher: "Die Hauptschulen leisten einen wichtigen Beitrag im dreigliedrigen Schulsystem, eine Abschaffung kommt nicht in Frage."
http://maybritillner.zdf.de/ZDFde/inhalt/26/0,1872,7393306,00.html

Das Thema Bildung rückt in die Mitte, wenn der Politik nichts besseres mehr einfällt und sie vor dem Wahlkampf stehen. Auf einmal erinnern sie sich an das Wohl der Jüngsten im Land. Ist es ein Gebot der Gerechtigkeit, dass viele junge Menschen sich aufgrund der Studiengebühren vom Studium abhalten lassen, weil sie nicht wissen, wie sie das Studium finanzieren sollen? Durch die gestrafften Bachelor- und Masterstudiengänge bleibt kaum Zeit sich nebenher etwas zu verdienen. Mit dem Hauptschulabschluss kann man heute fast gar nichts mehr anfangen. Man muss schon den nächsten Bildungsschritt gehen und ihn sich leisten können.

In der Sendung von Maybritt Illner waren die Aussagen von Henry Maske und dem Philosophen Precht am zutreffendsten, weil sie aus dem Leben gegriffen sind und nicht an der Realität vorbeigehen. Das mag wohl daran liegen, dass sie keine Politiker sind :-o)

© 2008 Copyright Kinder-Alarm Schwalbe 25.10.2008

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