Dienstag, 28. Oktober 2008

Gelungene Integration? Das Wunder von Duisburg?

"Politiker, Kirchenvertreter und der Vorstand der Moscheegemeinde sind sich einig: Die Moschee ist ein positives Beispiel von Integration."
Was eine positive oder gelungene Integration ist, darüber können sich Politiker und Vorstände kein wirkliches Urteil erlauben. Sie leben in ihrer Welt, in Nobelvierteln oder 'besseren' Wohngegenden. Sie glauben sich verbal damit auszukennen, aber für die Praxis fehlt ihnen die Erfahrung. Die Kirchenvertreter vor Ort kennen die Problematik und können sich eher ein Urteil bilden.

Der Integrationsprozess vieler Muslime verläuft in Deutschland seit Jahren schleppend. Viele Bürger von DU-Marxloh erzählen, dass die Kontakte zwischen der deutschen und der türkischstämmigen Bevölkerung eher oberflächlicher Natur seien. Beidseitig bliebe man lieber unter sich. Freundschaften entwickeln sich nur schwer. Vorurteile sind auf beiden Seiten vorhanden. Die Ängste in der Bevölkerung vor Überfremdung und Islamisierung gibt es auch in Duisburg. Auf knapp 500.000 Einwohner kommen ca. 60.000 Muslime.

Ängste wären überflüssig, sähe und setzte man überall beidseitig Zeichen des Integrationswillens. Dazu gehört z.B. die Anerkennung unserer Religion in Deutschland und der Türkei und der Verzicht darauf, Christen als Ungläubige zu bezeichnen. Wir akzeptieren, bis auf Ausnahmen, die Religion und die Moschee der muslimischen Mitbürger. Zur Integration gehört auch die Akzeptanz unseres Grundgesetzes, die Gleichberechtigung der Frauen und die Befürwortung einer freiheitlichen Gesellschaft und dass man eine konstruktive Kritik an jeder Religion ausüben darf. Für eine gelungene Integration muss das gesamte Umfeld stimmen und alle müssen angst- und vorurteilsfrei aufeinander zugehen. Dazu gehört ebenfalls, dass man sich gegenseitig abfällige Bemerkungen über Kultur-, Lebens-, Ess- und Trinkgewohnheiten erspart.

Die türkischstämmige Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin Seyran Ates warnte vor überzogenen Erwartungen an die integrationsfördernde Wirkung der Moschee.
Kritik von Seyran Ates
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/interview/865804/

"Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) fordert auf der Bühne: "Wir brauchen mehr Moscheen in diesem Land, aber nicht in den Hinterhöfen, sondern sichtbar, erkennbar." Und der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland sagt, dass Duisburg diesen Integrationsprozess gut bewältigt habe. Alle Redner loben unisono das, was die Moschee in Duisburg von den vielen anderen Bauvorhaben muslimischer Gemeinden in Deutschland unterscheidet: das Phänomen, dass in Duisburg alles friedlich zugegangen ist."

Den bisherigen Integrationsprozess haben hauptsächlich die Bürger Duisburgs bewältigt und weniger die Politik. Wenn ich das Wort Bürger benutze, ist es unabhängig von der Herkunft gemeint. Führende Politiker lassen sich höchstens mal zu solchen medienwirksamen Events blicken und klopfen sich selber auf die Schulter, für das, was eigentlich andere an Vorarbeit geleistet haben.

Von den 7,5 Millionen Euro, die der Bau gekostet hat, haben die EU und das Land NRW im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“ 3,2 Millionen Euro übernommen. Den Rest übernahm der Moscheeverein der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB). Wie erklärt Herr Rüttgers den Bürgern von NRW, dass wir den Bau von Moscheen subventionieren und an allen anderen Ecken und Kanten gespart wird?! Die Obdachlosenhilfe ist ersatzlos gestrichen worden. Gerüchte gehen um, dass Tafeln geschlossen werden sollen. Die Tafeln sind gemeinnützige Vereine. Nun heißt es, sie würden gewerbsmäßig betrieben. Ein Gewerbebetrieb darf nichts verschenken.

Wie erklären die Politiker, dass Schulen, insbesondere an den sozialen Brennpunkten, erfolglos versuchen eine Förderung des Mittagessens zu erwirken? Die Gelder für Schulmilch und -kakao sind längst gestrichen. Die Bürger allgemein, insbesondere die Erwerbslosen, versucht man immer mehr in ihren Rechten zu beschneiden oder bei Bearbeitungsfehlern oder Rechtsverstößen der Behörden, sie einzuschränken oder an Gegenwehr zu hindern (Erschwerung des Widerspruchsrecht und der Prozesskostenbeihilfe). Das sind nur einige Beispiele. Führte ich alle auf, gliche es einem Roman. Die Bürger von Duisburg versuchen ein Sozialticket für die öffentlichen Verkehrsbetriebe durchzusetzen, damit die Einkommensschwachen der Stadt sich Bus und Bahn leisten können. Ein Monatsticket kostet 57 €. Für viele unerschwinglich. Der erste Versuch des Antrags für den DU-Pass wurde abgelehnt wegen eines vermeintlichen Formfehlers. Nun ist ein Gutachten erstellt worden:

Aus: http://khsteinert.blog.de/
"Sie stellen in dem o.g. Artikel dar, daß es ein Gutachten im VRR gäbe, welches besage, daß eine Finanzierung eines Sozialtickets für den VRR rechtlich nicht zulässig sei.
Sie drohen unverhohlen in einer Art Erpressung bei der Einführung eines Sozialtickets in Duisburg mit dem Abbau von Arbeitsplätzen bei der DVG und versuchen damit das sowieso unvermeidliche (wegen der verfehlten Politik der Gewinnmaximierung Ihrer Partei in Duisburg) den Menschen in die Schuhe zu schieben, die nichts anderes wollen, als endlich für sich das Recht in Anspruch nehmen auf gesellschaftliche Teilhabe und Mobilität bei der Arbeitssuche, wie Sie von Ihrer Partei seit langem gefordert wird."

Die "Soziale Stadt" Duisburg sieht keine Möglichkeit die Duisburger Verkehrsgesellschaft oder seine Bevölkerung in der Hinsicht zu unterstützen? Ist den Politikern nicht bewusst, wie viel Brisanz in einer Forderung nach weiteren Moscheen und deren Subventionierung stecken kann, wie viel Unmut es in der Bevölkerung schüren kann, weil andere Mittel gestrichen werden? In Krisenzeiten ist es die Angewohnheit vieler Menschen nach einem Sündenbock zu suchen. Je mehr die Menschen von den etablierten Parteien enttäuscht werden, desto mehr sind sie offen für extremere politische Richtungen, die sehr geschickt und subtil vorgehen. Sie verstehen es, die Schuld bei den Falschen zu suchen, die Bevölkerungsgruppen aufzuhetzen, um selber an die Macht zu kommen. Wer dabei auf der Strecke bleibt, interessiert sie nicht. Unzufriedenheit und Frust sind der Nährboden für vieles und meist nichts Gutes. Das sollte uns die gesamte Geschichte gelehrt haben. Es zeigt sich gerade vermehrt in NRW und anderen Bundesländern, wohin der Trend geht. Darum muss man sich Sorgen machen. Oder wird auf die Wählerstimmen der Muslime gehofft?

Alle Muslime haben nicht von vorne herein auf den Ruf des Muezzin verzichtet, wie fälschlicherweise berichtet wurde. Im Gegenteil, es wurde von einer zur DITIB gehörenden Moschee und vom Türkischen Kulturverein ein Antrag an die Stadtverwaltung gestellt.
Der Ruf des Muezzin wurde gerichtlich verboten. Gegen den Ruf haben die Bürger sich gewehrt. Ganz protestlos lief es nicht ab. Vielleicht hat man das 'vergessen' (wollen).
Zu den Protesten der NPD: ist ihnen bewusst, welcher politischen Richtung der Chef der Baufirma angehören soll? Dreimal darf man raten!
Die Zitate, bis auf den Steinert-Blog, stammen aus:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,586613,00.html

„Nicht jeder, der ein Fundament hat, ist ein Fundamentalist“, so der Ministerpräsident in seiner Rede.
Fundamentalisten jeder Religion sind ein Problem, wenn sie versuchen ihre Ansichten anderen aufzuzwängen und sie als allgemeingültig zu betrachten, sie als die unumstößliche Wahrheit schlechthin verkaufen wollen, Kritik nicht vertragen können und anderen Religionen gegenüber keine Toleranz zeigen. Damit sind alle Religionen gemeint.

Ansichten zu Duisburg-Marxloh:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,499612,00.html
http://www.isoplan.de/aid/2006-2/heimat.htm
http://1blick-duisburg.druckdichaus.de/index.php?go=marxloh
Wie man den Stadtteil sieht, hängt von den Erfahrungen ab, die man gemacht hat und von der Einstellung, die man hat. Leute, die nur mal durchgefahren sind, können sich kein Urteil erlauben, aber man hört und liest, dass sie es tun. Falls die Moschee samt Begegnungsstätte die Menschen zusammenführen sollte und es zu einem besseren Verständnis und Miteinander führt, ist es zu begrüßen. Falls man zusätzlich mehr auf die Bedürfnisse der schwächsten Bürger der Stadt eingeht -Kinder, Einkommensschwache, Rentner- erlebt Duisburg ein weiteres Wunder.

http://www.welt.de/welt_print/article2607729/Wie-viel-Moschee-vertraegt-das-Land.html



© 2008 Copyright Kinder-Alarm Schwalbe 28.10.2008

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Mochee contra Börse

Zitaten:
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) fordert auf der Bühne: "Wir brauchen mehr Moscheen in diesem Land, aber nicht in den Hinterhöfen, sondern sichtbar, erkennbar."
http://kinder-alarm.blogspot.com/2008/10/gelungene-integration-das-wunder-von.html

"Im Iran lachte man sich ins Fäustchen vor Schadenfreude. "Seht nur, diejenigen, die uns wegen der Atomenergie in die Krise stürzen wollten, werden nun von Gott mit einer Rezession bestraft", [extern] sagte Ayatollah Ahmed Khatami beim Freitagsgebet in Teheran."
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29016/1.html

Im Iran, wie auch im Sudan oder in Pakistan, sind Geldinstitute verpflichtet, nach islamischen Prinzipien zu arbeiten. Dieses auf der Scharia basierende System [extern] bewahrte auch alle anderen islamischen Banken im Mittleren Osten und auch in Europa vor großen Verlusten. Kreditgeschäfte, Hypotheken, Optionen, Futures, Derivate oder Zertifikate – all diese Bankgeschäfte, die die Krise in den USA auslösten und wie eine Flutwelle nach Europa überschwappen ließ, sind beim Islamic Banking verboten.

Ein Zinsverbot besteht heute vor allem im Islam. Da der Islam sich als göttliches Regelwerk sieht, dessen wichtigstes Heilsmittel in der Erfüllung der göttlichen Vorschriften besteht, ist die Einhaltung des Zinsverbots zentraler Bestandteil der Religion. Im Koran, dessen Autorität bei Scharia-Bestimmungen unanfechtbar ist, steht in Sure 3, Vers 130 „Ihr Gläubigen! Nehmt nicht Zins, in dem ihr in mehrfachen Beträgen wiedernehmt, was ihr ausgeliehen habt!“ Somit ausgeschlossen sind sowohl festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen und Renten, als auch die Einnahme von Zinsen aus Girokonten und ähnlichen Bankprodukten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Zinsverbot

Die Katholische Kirche hatte noch in ihrem Gesetzbuch (Codex Juris Canonici, Kanon 1543) von 1917/18 die Regelung, dass ein Darlehensvertrag keinen Gewinn rechtfertige, allerdings verbunden mit dem Zusatz, dass weltliches Gesetz eine abweichende Vereinbarung erlauben könne. Beides wurde im Zuge der Neufassung 1983 ersatzlos gestrichen.
http://www.cgw.de/christlich.htm

Da haben wir noch einen Grund den Islam zu bekämpfen, vielleicht der Wichtigste. Schliesslich soll die Finanzkrise in der Globalisierung ausnahmslos alle treffen.