Freitag, 10. Oktober 2008

Familientragödie wegen Finanzproblemen

"Die Finanzkrise hat in den USA ein Familiendrama ausgelöst, bei dem sechs Menschen starben. Weil die Börsenkurse in den Keller fielen und sein einst stattliches Vermögen vernichteten, hat ein arbeitsloser Finanzberater (45) nahe Los Angeles seine Ehefrau (39), seine drei Söhne (7, 12, 19) sowie seine Schwiegermutter erschossen - alle Opfer wurden im Schlaf durch Kopfschüsse getötet." Das ehemalige Jahreseinkommen soll 1,2 Mio. Dollar betragen haben. Herr Rajaram hatte überlegt, ob er sich oder zusätzlich seine Familien töten solle. Das Töten der gesamten Familie erschien ihm ehrenvoller.
http://www.abendblatt.de/daten/2008/10/08/949123.html

Was ist eine Frage der Ehre? Seine Familie zu eliminieren, wenn man den bisherigen Lebensstandard nicht mehr halten kann? Es gibt viele Menschen, die in den letzten Jahren durch Arbeitsplatz- und Vermögensverlust das Schicksal erlitten haben, sich einschränken zu müssen und es werden vermutlich noch mehr werden, da die Auswirkungen der Finanzkrise in ihrer ganzen Tragweite schwer abzusehen sind.

Wir können nur darüber mutmaßen, was sich im Kopf und Herz eines Menschen abspielte, der sich und seine Familie richtete.
Es ist anzunehmen, dass ein erfolgs- und leistungsorientierter Mensch mit Ausweglosigkeit reagiert. Ein Mensch, der glaubt nichts mehr wert zu sein ohne sein Geld und seinen bisherigen Ruf. Ein Mensch, der es gewohnt war, im Wohlstand zu leben. Ein Mensch, der seine Karriere aufgebaut hatte und dem anscheinend Ruhm, Geld und Macht sehr wichtig waren. Wenn er den Freitod als einzigen Ausweg wählt, ist es seine Sache. Wenn das die Gründe sein sollten, er seine Familie mitnimmt und sich als Herrscher über Leben und Tod von fünf ihm nahe stehenden Menschen sieht, muss er in seinem Leben die falschen Werte gewählt haben.

Seine Familie dürfte keine Chance gehabt haben, über das eigene Leben zu entscheiden. Eine Familie, die zusammenhält, übersteht auch die schlimmsten Zeiten. Jeder kann seinen Beitrag dazu leisten. Natürlich wäre ein Weiterleben verbunden gewesen mit der Veräußerung des bisherigen Eigentums, um ein neues anderes Leben mit Verzicht, mit Ansehensverlust, mit anderen Lebensverhältnissen und -bedingungen führen zu müssen. Ist es so schlimm, mit weniger auskommen zu müssen? Muss man über das Gefühl des eigenen Versagens -ich vermute, dass er es hatte- fünf Leben zerstören? Jeder hat ein Selbstbestimmungsrecht über sein Leben.

Psychologen nennen es den erweiterten Suizid und behaupten, dass solche Menschen oft aus einer Art Schutzdenken handeln. Sie wollen ihre Familie vor Unheil, Scham und Schmach bewahren. Vielleicht wäre es für sie nicht so dramatisch gewesen, wie für ihn. Die meisten Menschen kennen Höhen und Tiefen. Wenn man sich in einem Tief befindet, weiß man zu schätzen, was man vorher hatte. Wenn man sich in einem Hoch befindet, sollte man das Tief nicht vergessen und zu würdigen wissen, wo man sich gerade befindet.

Jedes Jahr um die Novemberzeit hört man von den Selbstmördern (ein eigentlich falsch gewähltes Wort), die sich vor Züge werfen. Die DB hat, weil die betroffenen Lokführer meist ein Trauma dadurch erleiden, Psychologen zur Verfügung gestellt. Auch diese Menschen können nicht aus dem Leben scheiden, ohne anderen zu schaden. In der Advents- und Weihnachtszeit geschehen die familiären Amokläufe. Überlastung, Überreizung, Reizüberflutung, ein Fehlen des Mitteilens, des Verständnisses, des Nichterkennens der Signale oder es wurden keine ausgesendet.

Wir müssen mit einem kollektiven Tief rechnen, aber sich bitte deswegen nicht das Leben nehmen. Wenn wir solidarisch untereinander sind, werden wir es schaffen.

Ich zitiere aus dem Buch 'Ich liebe dich noch immer' von Vera Simon:
"Es gab Momente in der Zeit mir dir,
da hätte ich am liebsten die Flinte ins Korn geworfen,
meinen Kopf in den Sand gesteckt,
mich im hintersten Winkel verkrochen.

Nicht unserer Beziehung wegen.
Nein, es gab Widrigkeiten im Alltag,
kleinere und größere Enttäuschungen.

Die ganze Zeit bist du nicht
von meiner Seite gewichen,
hast mich gehalten und getröstet,
mir neuen Lebensmut gegeben
und große Ziele gewiesen.

Dafür danke ich dir und frage dich:
Was kann ich dir Gutes tun?"

Under Pressure
http://de.youtube.com/watch?v=xtrEN-YKLBM
© 2008 Copyright Kinder-Alarm Schwalbe 10.10.2008

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