Freitag, 17. Oktober 2008

Das Kinderförderungsgesetz; staatliche Indoktrination?

Das Kinderförderungsgesetz ist Ende September beschlossen worden. Die Krippenplätze für Kinder von null bis drei Jahren sollen bis 2013 verdreifacht werden. Private Träger werden nicht mit den gemeinnützigen Trägern gleichgestellt, weil die SPD sich dagegen aussprach. Familien und Alleinerziehende erhalten einen Rechtsanspruch auf Krippenplätze. Wer einen Krippenplatz nicht beanspruchen will, für den ist ein Betreuungsgeld für die häusliche Betreuung vorgesehen. Davon betroffen sind auch private Tagesmütter, die nicht den Kommunen angehören.

Es ginge um einen 'Meilenstein' für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Liest sich gut, nicht wahr? Für Alleinerziehende, die arbeiten müssen und für Mütter/Väter die mitverdienen müssen oder wollen, ist es eine Hilfestellung. Was mich allerdings stört ist, dass nur staatliche Einrichtungen gefördert werden. Ist es die Zurechtbiegung des Kindes nach staatlichem Geschmack?

Ich habe zu den Krippenplänen der Regierung schon im Juli meine Bedenken beschrieben. Ich zitiere mich selbst 'Die Zeit zwischen 0 und 3 Jahren ist eine sehr wichtige Zeit, in der sich das gesamte Denken, Handeln, Fühlen, die Wahrnehmung, die Bewegungsfähigkeit ausprägt. In dieser Zeit sind Kinder besonders leicht beeinfluss- und lenkbar.' Mehr dazu hier:
http://kinder-alarm.blogspot.com/2008/07/das-bertelsmannland.html

Die SPD hat die Gleichstellung der privaten Träger abgelehnt, weil sie die Bevorzugung reicher Kinder befürchtet und das die Qualitätsstandards leiden würden. Bildung solle nichts kosten. Wie schön! Die meisten privaten Träger basieren auf Elterninitiativen. Die Eltern suchen sich die Räumlichkeiten und die ErzieherInnen selber aus. Die Miet-, Strom-, Verpflegungs- und Personalkosten teilen sie untereinander auf. Dazu muss man nicht reich sein. Man kann es mit einem Normalverdienst finanzieren und wenn man die Werbetrommel schlägt, erhält man auch Spenden.

In einigen Privat-Kitas ist es üblich, dass eine Erzieherin eingestellt wird und die Eltern, je nach Job oder Studienplatz, mitbetreuen. Sie bestimmen das Erziehungs- und Beschäftigungskonzept mit, d.h. die Qualität und die Quantität. Sie entscheiden über die Anzahl der zu betreuenden Kinder. I.d.R. ist die Gruppenstärke in den Privateinrichtungen gering, so dass man individuell auf die Kinder eingehen kann, im Gegensatz zu staatlichen Kitas. Jede gute Erzieherin erkennt Entwicklungsdefizite bei Kindern und macht darauf aufmerksam. Kein Einkommensschwacher kann sich eine private Kita leisten. Das ist richtig, aber man muss dafür nicht reich sein. Reiche leisten sich ihre eigene 'Super-Nanni' und geben sich nicht mit dem 'Kroppzeug' aus dem 'gemeinen' Volk ab.

Liebe SPD, Kitas sind nicht für die Bildung von Kindern zwischen null und drei Jahren gedacht, sondern für eine liebe- und sinnvolle Betreuung, die auf ihre Individualität eingehen soll, während die Eltern die Brötchen verdienen. Oder sollen sie schon lesen, schreiben und rechnen lernen, damit sie auf die Leistungsgesellschaft programmiert werden?! Am besten direkt an die Lern-PC-Programme mit rotem Hintergrundbild? Wie hoch werden die Betreuungsgebühren sein? Gibt es eine Einkommenstaffelung?

Kinderbildung ist nicht gratis. Sie kostet reichlich und wer sich das nicht leisten kann, steht im Regen oder muss auf die Fördervereine hoffen. Weder für die Eltern, noch für die Kinder, die mit Hänseleien rechnen müssen, wenn sich herumspricht, dass ihre Eltern einkommensschwach sind, ist es ein Vergnügen. Ich bin gerne bereit aufzulisten, was uns bisher die Kindergartenplätze, die Hortbetreuung in der Grundschule und jedes Schuljahr pro Kind gekostet haben. Wir haben den fünfstelligen Bereich erreicht.

Förderung in Kitas und Kindergärten sollte nicht mit Bildung verwechselt werden. Hier geht es eher um Wahrnehmungsförderung und eine kleinkindgerechte liebevolle Betreuung, die solche Stätten bieten können und sollen.

Private Tagesmütter scheinen nicht beliebt zu sein bei der Regierung. "Die Betreuung bei Tagesmüttern müsse raus aus dem Schwarzmarkt", sagte Frau von der Leyen. Wo steht, dass sie alle schwarz arbeiten? Bei dem allseits beliebten Denunziantentum werden schon neugierige und 'besorgte' Nachbarn dafür sorgen, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Nur noch die Kommunen sollen die Tagesmütter stellen. Dazu muss man einen Tagesmutterschein vom Jugendamt, verbunden mit einer Pflegeerlaubnis, bekommen und eine ca. drei Monate dauernde Schulung absolvieren, die kostenlos sein soll. Die Jugendämter vermitteln die Tagesmütter, d.h. es geht in der Kinderbetreuung künftig fast nichts mehr ohne den Staat. Wer ein Tagesmutter braucht, möchte sie sich selber aussuchen können. Die Chemie zwischen Kind, Eltern und Tagesmutter muss stimmen.
Infos zu Tagesmüttern:
http://wiki25.parsimony.net/cgi-bin/wiki/program/db-view.cgi?wiki62382;SoSteuTaMu
Sollen nun den freiberuflichen selbständigen Tagesmüttern Steine in den Weg gelegt werden?

Vier Mrd. sollen dafür zur Verfügung gestellt werden. Das deckt die Kosten der Länder und Kommunen nicht, die sich auf 12 Mrd. Aufbaukosten belaufen sollen. Letzten Endes baden es Eltern, Kitas, die Kommunen und die einzelnen Bundesländer aus. Mütter/Väter ran an die Arbeit. Wir steigern das Bruttosozialprodukt. Der Staat erzieht eure Kinder.

Einzelheiten zum Kinderförderungsgesetz:
http://bildungsklick.de/pm/60022/bundesregierung-beschliesst-das-kinderfoerderungsgesetz-kifoeg-und-bericht-ueber-tag-ausbaufortschritte/

© 2008 Copyright Kinder-Alarm Schwalbe 17.10.2008

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