Der SPON berichtete heute über den Welthunger, den es eigentlich seit Menschengedenken gibt. Es gibt seit tausenden von Jahren die herrschende Klasse, die die Untertanen für ihre Zwecke ausgenutzt und klein gehalten hatte mit Argumenten, die man dem leichtgläubigem, gottesfürchtigem, unwissendem und unterdrücktem Volk zugängig machte. Bei dem weltweiten Bevölkerungswachstum lesen sich die Zahlen heute anders. In dem Lied von R. Mey 'Sei wachsam', sagt der Minister zum Bischof: "Halt du sie dumm, ich halt sie arm."
In 33 Ländern stiegen die Zahlen der hungernden Menschen in 2002 bis 2006 weltweit von 848 auf 923 Millionen. Aus den Zahlen ist nicht zu erkennen, wie viele Kinder die Leidtragenden sind, noch sein werden und wie der aktuelle Stand ist. "Steigende Lebensmittelpreise haben die Krise verschärft", schreibt SPON. Das ist nichts Neues.
Was hat zu dieser Lebensmittelkrise geführt?
Beliebt ist seit längerem die Schuld dafür China, Indien und anderen 'Schwellenländern' in die Schuhe zu schieben. Die Chinesen wollen auf einmal? mehr Milch trinken und Fleisch essen, die Inder zweimal am Tag essen, die Mittelschicht in diesen Ländern ernährt sich anders. Wie viele sind z.B. auf die Meldung, dass China an unseren erhöhten Milchpreisen schuld sei, herein gefallen?! Es wird das Beispiel aufgeführt, dass für ein Kalorie Rindfleisch sieben Kalorien Pflanzennahrung verfüttert werden müssen. Die Chinesen sollen den Milch- und Fleischmarkt aber nicht leer gekauft haben. Eine Überproduktion an Reis und Grundnahrungsmitteln soll geblieben sein und Fleisch soll ausgeführt worden sein.
Die Weltbank ist der Meinung, dass es am verstärkten Anbau von 'Energiepflanzen' läge, wie Mais, Raps, Futterrüben und Zuckerrohr, um sie für Biokraftstoffe verwenden zu können. Vorher dienten diese Energiepflanzen als Nahrungs- und Futtermittel. Haupttäter: USA und Europa. Das Ziel ist die Verminderung der Abhängigkeit von Rohstoffen. "Experten schätzen, dass die Biospritherstellung derzeit weltweit mit jährlich sechs Milliarden US-Dollar subventioniert wird, allein in der EU fließen jedes Jahr 90 Millionen Euro an Subventionen."
Anbauflächen werden von den Industrienationen aufgekauft. Das Hauptziel ist Afrika.
Die Börsen handeln mit Lebensmitteln. Ein Viertel des Preisanstiegs bei Lebensmitteln sollen auf ihre Spekulationsgeschäfte zurückgehen. "Welchen Einfluss diese Handelsströme haben, hat sich etwa am Beispiel der Ukraine gezeigt: Als das Land beschloss, mehr Raps für die EU anzubauen, stieg der langfristige Weizenpreis um ein Drittel. Als US-Präsident George Bush ankündigte, Bio-Ethanol zu fördern, verdoppelte sich der Zuckerpreis."
Durch Dürre oder heftige Regenfälle fielen die Ernten nicht so aus, wie angestrebt und gewünscht. Das unkalkulierbare Risiko Wetter.
"So hat etwa Australien, immerhin einer der größten Weizenexporteure der Welt, 2006 und 2007 massiv unter Trockenheit gelitten, die Ernte sank von 25 Millionen Tonnen Weizen auf 13 Millionen Tonnen. Auch in der EU ernteten die Bauern zehn Millionen Tonnen weniger Getreide als erwartet - gleichzeitig sind die Lager der EU so leer wie noch nie. Denn in den vergangenen Jahren war es das erklärte Ziel, Butterberge und Milchseen abzubauen."
Die Schuldfaktoren sind in vielen Kritierien, Ländern, widrigen Umständen, Fehleinschätzungen, Gier, Macht, Ruhm, einseitiger Berichterstattung, Verharmlosung, Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber ärmeren Ländern zu suchen und zu finden. Über alle diese Themen haben wir in den letzten Wochen berichtet und versucht zum Nachdenken anzuregen.
"Die Welt braucht ein Rettungspaket gegen den Welthunger", verlangte die Ehefrau von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU).
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,583990,00.html
Das Rettungspaket für die Finanzkrise, von der es bis vor kurzem von offizieller Seite hieß, sie sei ein US-Problem, haben wir schon, verfasst in Form von 20 Seiten; ob es dauerhaft den gewünschten Erfolg erzielen wird, bleibt zweifelhaft und abzuwarten.
Vielleicht braucht die Menschheit zusätzlich ein Rettungspaket vor den Medien? Oder vor verschweigenden beschönigenden beschwichtigenden Politikern, die immer nur unser bestes wollen?
In der Einleitung des FMStG steht: "Die seit einem Jahr bestehenden Spannungen auf den Finanzmärkten haben sich in den letzten Wochen dramatisch verschärft und zu weltweiten Turbulenzen geführt."
Haben weltweit die Medien und Politiker das Volk seit einem Jahr davor gewarnt? Wenn sie es getan haben sollten, muss uns es entgangen sein. Die Warnungen kamen übers Internet durch Blogger, freie Medien und Artikel-Kommentatoren. Nicht selten wurden diesen 'Schreiberlingen' unterstellt, unter Paranoia zu leiden, Verschwörungstheoretiker oder -spinner, Pessimisten, Hysterieauslöser zu sein. Sie wurden verlacht und verspottet. Dafür, dass sie sich nicht beirren ließen und weiter gewarnt haben, haben sie eigentlich die Internet-Tapferkeitsmedaille verdient.
Weiter aus FMStG: "Ziel des Gesetzentwurfes ist es, durch ein Maßnahmenpaket ein tragfähiges Instrumentarium zu schaffen, um die bestehenden Liquiditätsengpässe zeitnah zu überwinden und die Stabilität des deutschen Finanzmarktes zu stärken."
Da steht das schöne Wort 'zeitnah'. Zeitnah kann heute sein, morgen, in ein paar Wochen, Monaten oder Jahren. Um wessen Liquidität es geht, darüber darf man spekulieren.
Das Finanzrettungspaket für D:
http://www.ftd.de/politik/deutschland/425757.pdf
Was das Wort 'nichtsrechtsfähig' im FMStG bedeuten kann:
http://books.google.de/books?id=8IDLHZZC2AcC&pg=PA55&lpg=PA55&dq=nichtrechtsf%C3%A4hig&source=web&ots=AyukkXX5WV&sig=HfIoEJsW4tde3VtztQIzqv-rvsA&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=7&ct=result
Vielleicht braucht die Menschheit eher ein Rettungspaket vor sich selber.
Wie passt zu der Forderung von Frau Schäuble der Artikel von Avaaz?
"Wortbruch gegenüber den Armen
Diese Woche treffen sich sämtliche Staatsoberhäupter zur UN Generalversammlung in New York. Alles konzentriert sich auf die multi Milliarden Pleiten von Finanzunternehmen und der wirkliche unerzählte Skandal -- Armut -- läuft Gefahr, vergessen zu weden. Frankreich, Kanada und Italien drohen damit, ihre Gelder für Entwicklungshilfe zu kürzen - und damit ihr Versprechen zu brechen 0,7% ihres Bruttoinlandsproduktes an die ärmsten der Welt zu geben. Wenn diese Länder ihre Zusagen zurückziehen, werden schnell andere folgen. -- es ist Zeit Alarm zu schlagen."
Wer mag, kann sich an der Petition beteiligen:
http://www.avaaz.org/de/poverty_promise_breakers/98.php/?cl_tf_sign=1
Wenn Entwicklungshilfe wirklich den Ärmsten der Armen zugute kommt, ist sie positiv zu sehen und zu befürworten. Im Juli hatten wir das Thema kritisch betrachtet:
http://kinder-alarm.blogspot.com/2008/07/kinder-und-entwicklungshilfe.html
© 2008 Copyright Kinder-Alarm Schwalbe 14.10.2008
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