Montag, 20. Oktober 2008

Die Kinderschutzhotline;vernachlässigte Kinder?

Beim Lesen des Namens glaubt man zuerst, es handele sich um eine Hotline bei der Kinder ihre Sorgen und Nöte schildern können.
Hauptsächlich werden Kinderschutzhotlines von Erwachsenen bemüht. Besorgte oder genervte? Nachbarn, Bekannte und Freunde von Familien rufen anonym an, weil sie Kindsvernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch vermuten. Die meisten gemeldeten 'Notfälle' sind ein Fehlalarm und somit eine Fehleinschätzung oder Denunziantentum. Durch die vielen bekannt gewordenen Fälle von verhungerten, gequälten und getöteten Kindern ist die Gesellschaft sensibilisiert worden. ErzieherInnen, Lehrkräfte und o.g. Personen sind aufmerksamer geworden. Das ist auch gut so. Bevor man allerdings einen 'Fall' anzeigt, sollte man sich vergewissern, ob der Verdachtsmoment wirklich gegeben ist. Wo fängt allerdings die Kindsvernachlässigung an und was gehört dazu?

Die Schreikinder
Manche Babys sind Kolikkinder. Sie leiden unter Blähungen und entsprechenden Schmerzen. Sie können nicht anders, als ihren Unmut durch stundenlanges Geschrei zu verkünden. In solchen Fällen kann man Eltern nur raten sich vom Kinderarzt einen Attest ausstellen zu lassen, bevor das Jugendamt und die Polizei vor der Tür steht wegen der besorgten oder genervten Nachbarn. Mir sind drei solcher Fälle bekannt, die entsprechenden Besuch bekamen. 11 % der Babys sollen Kolikbabys sein.
"Die moderne Säuglingsforschung geht davon aus, dass das viele Schreien Ausdruck einer verzögerten Verhaltensregulation ist. Man könnte es auch anders sagen: Diese Babys haben größere Mühe, sich nach der Geburt zurechtzufinden als andere und schreien deshalb so viel."
Aus: http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Haeufige_Probleme/s_1027.html

Die Trotzkinder
Diese Phase setzt i.d.R. mit drei Jahren ein. Das Kind will seinen Willen durch lautstarkes Geschrei durchsetzen. Läßt man sich dadurch nötigen oder nicht? Ruhe bewahren, liebe Eltern, das legt sich wieder. Solche Situationen spielen sich meistens in der Öffentlichkeit ab und man ist den unglaublich klugen Sprüchen seiner Mitmenschen ausgesetzt. Man wird öffentlich dazu aufgefordert sein Kind zu schlagen. "Dem würde ich den Hintern versohlen". Später wiederholt sich die 'Aufmüpfigkeit' in der Pubertät und manche haben spätpubertäre Phasen.

Die Fall- und Kletterkinder
Sie sind schnell, motorisch zunächst sehr ungeschickt, fallen über ihre eigenen Füße, können Gefahren und Risiken schlecht einschätzen und vor ihnen ist kein Klettergerüst und keine Klettermöglichkeit sicher. Und so sehen sie hinterher auch aus: Blutergüsse, blaue Flecken, Kratzer, Beulen. 24 Stunden am Tag kann man sie nicht beaufsichtigen, allerdings Sicherheitsvorkehrungen treffen. Besorgte Kiga-Erzieherinnen fragen nach. Bei den U-Untersuchungen trifft einen der was-hat-sie-mit-ihrem-Kind-gemacht-Blick vom Kinderarzt, also besser anschnallen und einsperren, um ihnen ihre Bewegungsfreiheit zu nehmen und sie an der Ausfeilung ihrer motorischen Geschicklichkeit hindern?!

Die Schmuddelkinder
Diese Kinder kann man geschniegelt und gestriegelt aus dem Haus schicken. Sie bleiben nicht lange sauber, es sei denn man bringt ihnen bei, dass sie sich gefälligst nicht dreckig machen dürfen. Haben wir nicht selber gerne mit dem Hintern im Matsch gesessen, sind durch Pfützen gesprungen und mit dem Dreirad, Roller oder Fahrrad durchgesaust, durch Laubhaufen gelaufen, über Kieswege, die herrlich stauben. Für die selbsternannten Bieder- und Saubermänner der Nation ist das schon Kindsvernachlässigung.
Wehe dem, ein Kind kommt regelmäßig in dem Zustand nach Hause. Sie dürfen sich gerne mal meine Kinder anschauen, wenn sie vom Fußball-Ascheplatz kommen oder die Hosen voller Rasenflecken sind. Das schafft weder 'Ariel', noch 'der weiße Riese'.

Die Bade- und Kuschelkinder
Damit meine ich die kleineren Kinder, die mit ihren Eltern gerne baden. Sie erzählen, wie toll das ist, mit Papa oder Mama in der Badewanne zu planschen. Schaumschlacht, überschwemmtes Badezimmer. Erwachsene, meistens die Väter, entdecken wieder das Kind in sich. Andere glauben darin sexuellen Missbrauch wittern zu müssen. Das Gleiche gilt auch für die Kuschelkinder, die zu ihren Eltern unter die Bettdecke krabbeln, weil es so schön warm und kuschelig bei Papa und Mama ist. Gedrungen an die falschen Ohren und die falsche Fantasie, kann daraus ein Drama werden.

Ich erinnere an den 'Fall Raoul'. Der Junge, der seiner kleinen Schwester beim Wasserlassen geholfen hatte.
http://homepage.hamburg.de/menschenrechtsbund/fall-raoul.html
Man läuft auch Gefahr seine Kinder fast zu verlieren, wenn man intellektuell nicht den gängigen Vorstellungen entspricht:
http://www.arte.tv/de/service/alles-ueber-ARTE/ARTE-Magazin/911098.html

Bevor man einen Fall meldet oder aus dem Nichts einen Fall konstruiert, sollte man einen kühlen Kopf bewahren und sich vergewissern, ob der Verdacht berechtigt ist, in dem man ein Auge darauf wirft, das Kind und/oder die Familie anspricht, Erkundigungen einzieht. Für Kinder in Not gibt es eine spezielle Telefonseelsorge. Die ganz kleinen Wutzis können sich natürlich nicht selber melden. Es ist lobenswert bezüglich Kindern wachsam zu sein und wir sollten es alle sein. Es ist nicht lobenswert, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen und ich frage mich, warum die Menschen nicht zu ihrem Handeln stehen und dabei anonym bleiben wollen. Wenn man einen Verdacht hegt, muss man sich nicht hinter dem schützenden Deckmäntelchen der Anonymität verstecken. In den bekannt gewordenen Fällen haben fast alle Beteiligten weggesehen oder wegsehen wollen.
http://www.derNewsticker.de/news.php?id=52868

© 2008 Copyright Kinder-Alarm Schwalbe 20.10.2008

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