Samstag, 25. Oktober 2008

Entscheidung zum 'Wohle' des Volkes

Die angebotene Förderung der Tafeln aus EU-Mitteln wurde nicht angenommen. Von 27 EU-Ländern nehmen 19 von ihnen das Hilfsangebot der EU für die Essenstafeln an. Eins der Länder, das diese Hilfe ablehnt, ist Deutschland.

"Die EU-Kommission will gemeinnützige Tafeln und ähnliche Einrichtungen für Arme stärker unterstützen. Die Fördersumme sollte von derzeit 300 Millionen Euro auf 500 Millionen Euro aufgestockt werden, forderte EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel am Mittwoch in Brüssel. Die Bundesregierung hält allerdings nicht viel von dem Programm: Nach Kommissionsangaben verzichtet sie schon seit 1990 darauf, die Zuschüsse in Brüssel abzurufen und an Organisationen wie den Bundesverband Deutsche Tafel zu verteilen. ....Fischer Boel erklärte: «Angesichts des Anstiegs der Lebensmittelpreise ist offensichtlich, dass mehr Geld gebraucht wird.»
http://www.net-tribune.de/article/170908-201.php

"An fehlendem Bedarf kann es nicht liegen. In diesen Tagen wird die 800. Sozialtafel in Deutschland eröffnet, teilt der zuständige Bundesverband in Berlin mit. Dessen Sprecherin spricht von zunehmender Nachfrage nach kostenlosen Speisen. Deshalb sei man an Hilfen für die Tafeln interessiert.
Dennoch hält die Bundesregierung auch künftig nichts von den Brüsseler Hilfen. Eine Sprecherin des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verweist auf das funktionierende Sozialsystem. Die Verteilung von Nahrungsmitteln lehnt das Haus von Horst Seehofer (CSU) ab. Außerdem sei nicht einzusehen, warum der Brüsseler Agrarhaushalt bemüht werden solle, um Geld für soziale Zwecke bereitzustellen. Dafür gäbe es andere Töpfe."
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/1595842_Bruessel-will-Armen-helfen-doch-Berlin-winkt-ab.html

Welche Töpfe sollen das sein, Herr Seehofer? Machen sie uns bitte kundiger. M.W. werden die Tafeln durch Spenden finanziert und sie erhalten die Waren der Discounter, die kurz vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums oder vor dem Verderben stehen. Seehofer soll das Angebot der EU, das sich auf 20 Millionen für Deutschland belaufen soll, sogar zweimal abgelehnt haben, da die deutschen Sozialleistungen ausreichend und weitere Gelder nicht nötig seien. Wie viel deutsche Hilfsgelder werden überall auf der Welt verteilt? Für die deutsche Bevölkerung, darunter viele Kinder, wird Hilfe abgelehnt.
Würde aus Brüssel eine Sonderzahlung für Abgeordnete angeboten, würde sie auch abgelehnt?

Wir helfen Herrn Seehofer und Co. auf die Sprünge. Die Discounter sind dazu übergegangen, ältere Warenbestände aus dem Frischebereich z.B. abends für die Hälfte und weniger zu verkaufen. Was noch einigermaßen haltbar ist, wird zu geringeren Preisen ein paar Tage länger im Sortiment behalten. Die Herausgabe der Lebensmittel fällt immer spärlicher aus. Diese Waren fehlen den Tafeln. Sie können die Hilfe dringend gebrauchen. Das steht nicht unbedingt in der Presse, sondern es ist eine Beobachtung vieler Verbraucher. Es wird Zeit, dass wir Herrn Seehofer, samt der anderen Politiker und Sprecher zum Einkaufen und zu den Tafeln schicken, damit sie sich vor Ort ein Bild machen können. Theorie und Praxis sind bekanntlich zweierlei paar Schuhe.

Zusätzlich zitiert aus fr-online:
"EU-Kommissarin Mariann Fischer Boel verweist dagegen auf 43 Millionen Menschen zwischen dem Nord- und dem Mittelmeer, die es sich nicht leisten könnten, jeden zweiten Tag eine Mahlzeit mit Fleisch, Fisch oder Geflügel zu essen. Es könnte noch schlimmer werden, denn die Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln machten vielen stark zu schaffen. Zwar könne die EU-Kommission die Armut nicht abschaffen, aber sie könne Beiträge zur Linderung leisten. In ihrem Vorschlag sieht sie "eine konkrete Möglichkeit, einigen der bedürftigsten Menschen in unserer Gesellschaft" zu helfen. Allein in 2006 hätten 13 Millionen Menschen von der EU-Hilfe profitiert."

Wer sich nicht ausreichend und halbwegs gesund ernährt, erleidet früher oder später Mangelerscheinungen und Folgekrankheiten. Das belastet, rein aus Kostengründen betrachtet, das Gesundheitssystem. Nahrung ist der 'Sprit' des Körpers. Fehlt der Sprit, führt es zu Energie- und Leistungsmangel. Gerade für Schulkinder ist aber genau das wichtig. Mit leerem Magen lernt es sich schlecht und da sind wir wieder bei den Themen Bildung, Hoffnungs- und Arbeitslosigkeit, Chancengleichheit. Es ist ein Kreislauf, der unmittelbar zusammenhängt. Kinder müssen das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie wichtig sind. So erhalten sie es nicht.

Ca. 20 Mio. EU-Hilfe für die Tafeln werden von der deutschen Regierung abgelehnt, die Hilfe für Bildung um 0,8 % erhöht, 12 Mrd. bis 2010 als Entlastungspaket für die Bürger zur Verfügung gestellt, von dem die niedrigen Einkommengruppen nicht profitieren, NRW streicht die Obdachlosenhilfe und 500 Mrd. werden bundesweit für die Banken daher 'gezaubert'. Wem noch mehr einfällt, der darf die Zahlen gerne ergänzen.

© 2008 Copyright Kinder-Alarm Schwalbe 25.10.2008

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hilfe würde dringend gebraucht. Es gibt ja auch nicht mehr so viel von den Läden und Supermärkten, weil die Menschen allgemein sparen - also wird nicht mehr so viel gelagert. Die am untersten Ende der sozialen Wichtigkeitsleiter bekommen es dann besonders zu spüren: Überall ist Mangel.
Für mich ist es unverständlich, wie Hilfe abgelehnt werden kann, wenn sie doch angeboten - und vor allem auch gebraucht wird. Politiker sind von den Menschen - den Bürgern des Volkes - sehr weit enfernt inzwischen, und wollen es wohl gar nicht so genau wissen, wie diese leben müssen mit den Folgen der von ihnen gemachten Politik.

Anonym hat gesagt…

800 Tafeln ausreichend? Teilt man die Zahl derer, die bedürftigst sind, d.h. definitiv arm, sind das vielzuwenig Tafeln. Jene, welche solch bescheuerte Beschlüsse fassen, wissen nicht, wie sich Hunger anfühlt! Die sollten sich in Grund und Boden schämen!

Anonym hat gesagt…

Wann gehen wir endlich geschlossen gegen dieses arogante höhnische Verbrecherpack auf die Straßen?Davon abgesehen brauchten wir wirklich keine Tafeln wenn uns dieser Abschaum nicht um unsere Leistungen und unser Leben betrügen würde.